Der Globus Pionier

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Um heute seine Wunschdestination zu erreichen, benötigt man nur ein Navigationsgerät und schon findet man ohne große Umwege sein Ziel. Im 18. Jahrhundert war das noch ganz anders und längere Reisen eine große Herausforderung. Kartographie gehörte damals zu den großen Pionierleis-tungen ihrer Zeit, einer der herausragensten Könner war der Tiroler Peter Anich. Er wurde am 7. Februar 1723 in Oberperfuss als Sohn eines Kleinbauern geboren. Der gelernte Drechsler berechnete und konstruierte seine erste Sonnenuhr bereits 1745, wobei er sich auf Wissen stützen musste, welches er sich größtenteils autodidaktisch aneignete. Der Besucher taucht im Anich-Hueber-Museum in Oberperfuss in die Welt des 18. Jahrhunderts ein, wo Lesen, Uhrzeitberechnung und genaues Kartenmaterial noch eine Seltenheit war. Dort werden unter anderem seine Bücher und schöpferischen Anfänge ausgestellt. Mit seinen Sonnenuhren, die noch heute zu bewundern sind, machte Anich sich einen Namen und schulte seine Fähigkeiten. Zahlreiche Schaukästen des Museums zeigen anschaulich das handwerkliche Geschick des Oberperfers. Ergänzt werden diese Skizzen und Entwürfe durch Globen und Sonnenuhren.

<B />Gönner und Förderer</b>
Ein weiterer Schritt für Anich erfolgte 1751, als er beim Jesuitenpater und Universitätsprofessor Ignaz Weinhart vorstellig wurde. Von Weinhart wurde Anich in Mathematik und Astronomie unterrichtet. In der Folge stellte Anich eine Reihe von Messinstrumenten her, die Weinhart in seinem physikalischen Museum benötigte. Eines der bedeutensten Produkte dieser Zusammenarbeit war schon 1756 der große Himmelsglobus, der sich mit Hilfe eines Uhrwerks bewegte und Kaiserin Maria Theresia gewidmet war. Daraufhin erhielt Anich die Konzession zur Herstellung von Kupferstichen und gedrechselten Globen. Mit einem großen Erdglobus, ebenfalls der Kaiserin gewidmet, schloss er seine astronomische Tätigkeit ab.

<B />Atlas Tyrolensis</b>
Inzwischen war er so bekannt, dass er den Auftrag zur Anfertigung einer ausführlichen Karte von Tirol erhielt. Mit einem eigens dafür von ihm erfundenen Verfahren, auf dessen Grundlagenforschung das moderne Vermessungwesen fußt, gelang es Anich und seinem Gehilfen Blasius Hueber, die Vermessung der Karte des nördlichen Tirols bis 1762 fertigzustellen. Diese titanische Leistung verwandelte er in den ersten großmaßstäblichen Atlas Tyrolensis. Die entbehrungsreiche Feldarbeit forderte ihren Tribut. Hunger, Malaria und diverse andere Krankheiten schwächten das Kartographen-Duo und trieb es an ihre körperlichen Grenzen. Den Druck seines Werkes konnte er selbst nicht mehr miterleben, da sich Innsbruck und Wien nicht über den Maßstab einigen konnten und Anich für seine Schöpfung Raubbau an seiner Gesundheit betrieben hatte.

Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er fast taub und 1766 musste er seinen Gehilfen Blasius Hueber allein auf Vermessungsarbeit schicken. Auf Betreiben von Ignaz Weinhart erhielt Anich eine Ehrenmedaille (ebenfalls ausgestellt) und eine Gnadenpension von 200 Gulden. Am 1. September 1766 starb Peter Anich in Oberperfuss an Herzkrämpfen im Alter von nur 43 Jahren. 1774 erschien der Atlas Tyrolensis, der Anichs Schaffen auch in der Welt bekannt machte. Zu den viel beachteten Erinnerungsstücken zählen natürlich der Atlas Tyrolensis, die kleinen Globen Peter Anichs, Skizzen, handschriftliche Aufzeichnungen, Vermessungs- und Zeicheninstrumente, welche von der umfangreichen Arbeit des geographischen Pioniers zeugen. 

Nähere Informationen finden Sie im Gästemagazin Hallo Innsbruck: http://archiv.print-gruppe.com/ausgabe.php?id=17430

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