Die Passion als ein bäuerliches Stubenspiel

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Am vergangnen Sonntag kam es in Tulfes zu einer außergewöhnlichen Theateraufführung. Gespielt wurde im Pfarrsaal mitten unter den Zusehern, welche als virtuelle Ansprechpersonen laufend ins Spiel miteinbezogen wurden.

TULFES (hub). Rund 50 Besucher waren in den kleinen Tulfer Pfarrsaal gekommen, um einer ganz besonderen Form des Passionsspiels beizuwohnen. Autor Ekkehard Schönwiese hat seine tiefsinnige, emotionsgeladene und mit einem doppelten Boden versehene Geschichte als Stubenspiel angelegt, einer wiederbelebten alten Kleinkunstform des Volkstheaters. Stubenspiele waren als Brauchspiele zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert in bäuerlicher Tradition üblich. Die Schauspieler kamen damals in die großen Wohnstuben der Bauern, welche in die ritualisierte Spielhandlung miteinbezogen wurden. Heute findet das Stubenspiel in Gaststätten, Hütten, Hallen, Museen und überall dort statt, wo unter bewirteten Zuschauern an Tischen gespielt werden kann.

Die wenigen Schauspieler (drei an der Zahl), die minimalistische Bühnenausstattung und der kleine Raum brachten eine Verdichtung sowohl des vordergründigen Inhalts (Liebesgeschichte) wie auch der hintergründigen Fragestellung nach dem Gottesbild (Passionsgeschichte) mit sich, welche durch den unmittelbaren Kontakt zum Publikum noch verstärkt wurde. Im Verlauf des Abends wurde den Anwesenden nahe gebracht, wie leicht man selbst zum Judas werden kann, es wurde die Frage gestellt, ob die Anwesenheit von Jesus als Person bei einem (modernen) Passionsspiel überhaupt notwendig sei und es wurde die Feststellung gemacht, dass ein Jesus mit Speckfalten am Bauch kein gutes Bild ergeben würde. Topaktuelle Fragestellungen also zum Gottesbild der Kirche, dessen Wandel über einen Zeitraum von 2000 Jahren nicht mit dem technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt mithalten konnte. Das Stück wirft so viele Fragen auf, dass man sich zu deren Beantwortung am besten auch noch die Aufführung in Rinn/Judenstein am 19. Februar im Gasthof Geisler ansieht.

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