"Shitstorm" statt Weidmannsheil
FB-Post löst Lawine aus
ALDRANS. Postings über Steak, Burger oder Schnitzel sind gang und gäbe in den sozialen Netzwerken. Selten lösen sie eine Lawine von Kritik aus. Nicht so, wenn es um einen erlegten Hirsch geht.
Wütende Reaktionen
Diese Erfahrung musste auch die Hüttenwirtin der Aldranser Alm vergangene Woche machen, als sie ein Posting des erlegten Tieres mit dem Kommentar "Weidmanns Heil. Wir gratulieren unserer Jägerschaft" online stellte. Als Antwort kamen neben Glückwünschen aber auch wütende Reaktionen. Ein FB-Mitglied schrieb, gar deswegen künftig die Alm zu boykottieren. Irmgard Wiener nimmt diese Postings mit Gelassenheit und meint, dass ihr bewusst war, dass es vielleicht zu negativen Kommentaren kommen könnte. "Der Hirsch wurde auf liebevolle Art auf ein Grasbett gelegt. Ich fand das eigentlich schön, wenn man bedenkt, wie Tiere heutzutage sonst gehalten werden." Sie knipste das Bild, während die Jäger – Hannes Nagiller ist der Jagdpächter von Aldrans – bei ihr nach der Jagd frühstückten. "Ich wusste das gar nicht, sonst hätte ich gleich am Anfang gebeten, dass das Bild nicht auf Facebook gestellt wird", erklärt Nagiller auf Anfrage. "Ich bin nicht in sozialen Netzwerken, aber ich weiß, dass so etwas nicht gut ankommt."
Keine natürlichen Feinde
Schließlich gehe es bei der Jagd in erster Linie nicht darum Tiere zu töten. Die Pacht eines Jagdgebietes hängt mit viel Verantwortung zusammen. Es gibt zum Beispiel Abschusspläne, die jährlich von den Behörden ausgestellt werden. Diese muss der Jäger befolgen, damit die Wildpopulation in Grenzen gehalten wird. Im Jahr schießt Nagiller drei, vier weibliche Tiere, nur alle paar Jahre einen Hirsch. Wer den Abschussplan nicht befolgt, kann gestraft werden.
"Wildtiere haben in Tirol keine natürlichen Feinde mehr", bestätigt auch Landesjägermeister Toni Larcher die Aussagen Nagillers. "Die Wilddichte wird immer höher, deswegen braucht es die Jagd." Er betont außerdem: "Wildfleisch ist ein hochwertiges Lebensmittel." Trotzdem hält er von Postings mit toten Tieren "absolut nichts", schließlich würde auch kein Metzger ein Bild online stellen, wie er das Schwein zerlegt. "Gewisse Dinge sind einfach tabu", meint er und fügt hinzu: "Im Zuge der Ausbildung sensibilisieren wir die Jäger auch für den Umgang mit Social Media." Nagiller meint abschließend: "Ich bin mir sicher, die Pächterin hat es gut gemeint, aber schlecht getroffen. Bei den meisten Leuten fehlt einfach das Verständnis für die Jagd."
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