Glaube versus Wissenschaft

Foto: Theaterhaufen
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Dass eine Persönlichkeit wie der im 16. bzw. 17. Jhdt. lebende Universalgelehrte
Hippolyt Guarinoni die Haller Autorin und Multitalent Traudl Lener reizte, dessen Leben in einem Theaterstück einzufangen, verwundert kaum, blickt sie doch seit Jahrzehnten von ihrer Wohnung auf das Guarinoni-Mosaik an der Südseite des Hauses Milserstraße 1. Und weil die historisch verbürgte Vita des Stadtphysikus allein noch keine Unterhaltung bietet, verknüpfen sie und Spielleiter Andy Aigner aus dramaturgischen Gründen Historisches mit einer Kriminalstory – einem Mitgiftraub im Damenkloster und einer Hexenverbrennung als Folge eines Besuches des Inquisitors.
Und dass Guarinoni trotz aller Gelehrsamkeit als Arzt, Wissenschaftler, Architekt und Sozialreformer auch ein religiöser Eiferer und Judenhasser war, macht den Zwiespalt in diesem Menschen deutlich. Diese Zerrissenheit wird glaubwürdig und lebendig dargestellt, Andreas Penz wird dieser Figur in jeder Facette gerecht, Ivan Pantner gibt eindrucksvoll der Figur des intriganten Stadtkämmerers ein Gesicht, Wolfgang Schopper überzeugt mit großer Stimme und Geste als Inquisitor, Stefan Krejci kann vor allem mimisch als fanatischer Mönch beeindrucken, Helmut Lamprecht verwirklicht sympathisch den biederen Bürgermeister, Lukas M. Coser nimmt man den wahnsinnig gewordenen Bauern gerne ab, Christine Gollner glänzt sprachlich als Tratschweib, begleitet von Bettina McTague und Christine Mair.
Wirt Heinecke mit gewaltigem Bart (u.a. auch Henker) und Roland Ebster sind das „Stammtischinventar“, bedient von der schlagfertigen Kellnerin Jacqueline Bilic, und Traudl Lener mutiert zur Äbtissin des Damenstiftes. Sehr lebendig und charmant wirkt das Mädchen Lara Mair als Bettlerin mit Herz und Schläue, welches auch nach knapp 2 ½ Stunden den Schlussprolog spricht.
Ein lehrreiches Historiengemälde mit einem hoch engagierten, vorwiegend mit Laien besetzten Ensemble.

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