Hall: Theaterkritik
"Momo" spielt noch bis zum 26. Jänner im Sudhaus
Momo im Sudhaus: Eine Theaterkritik von Peter Teyml.
HALL. Momo wird zwar 45, feiert aber seine zweite Jugend im Theater Szenario Hall! Märchen können alt oder neu sein, wenn sie gut sind, werden sie zeitlos und erlebbar für Kinder und Erwachsene. So auch Michael Endes Roman „Momo“, welcher von einem Mädchen erzählt, welches plötzlich in der Stadt auftaucht und die Liebe und das Vertrauen der Menschen gewinnt. Aber auch Düsteres erscheint: Graue Damen, die jeden zwingen wollen, Zeit zu sparen, jeden Müßiggang verbieten, mit Spiel, Märchen, Musik, ja Gefühlen und Liebe abzufahren. Alles Zeitverschwendung! Spielleiter Wolfgang Klingler und Brigitte Neumaier haben dem schillernden Märchen mit klarer Struktur und Darstellungskraft zu zeitgemäßem Leben verholfen und mit weiteren 16 Damen bzw. Herren die Geschichte in packenden Bildern und Szenen umgesetzt.
Symbolhaftes Bühnenbild
Luka Oberhammer schafft mit dem Zitat eines Amphitheaters aus einem begehbaren Bücherberg, einer riesigen Uhr ohne Zeiger, einem magischen Versteck und einem mörderischen Kühlraum eindrucksvolle Symbole, Wolfgang Viertl kreierte inspirierende Lichtszenen, Mirjam Lintner sorgte für stimmige Kostüme. Alexander Sackl verführt mit einfühlsamen Musikspenden aus der Harmonika. Dass bei einem so vielköpfigen Ensemble nicht jeder hier das gebührende Lob erhält, ist nur dem endenwollenden Platz geschuldet, aber die reibungslose Ensembleleistung beeindruckt in ihrer erstaunlichen Professionalität. Stellvertretend mögen erwähnt sein die vier grauen Damen Brigitte Neumaier, Simone Ralser, Blanca Unterweger und Verena Kirchner in ihrem beklemmend bösen Zeitrauben, Peter Holzer als jähzorniger Wirt, Wolfgang Klingler als Meister Hora, Timo Heimerdinger als philosophierender Straßenkehrer, Simona Schett als grantige Polizistin und Elisa Klausner (auch Regieassistenz) als weise Schildkröte. Manuel Winder mutiert vom flunkernden Fremdenführer Gigi zum eindrucksvoll strahlenden Showstar.
120 Minuten
Und last, but not least: Gerade die sparsamen Gesten in Verbindung mit einem differenzierten Mienenspiel und den südländisch anmutenden Liedern von Annalena Hochgruber heben die Figur der Hauptprotagonistin Momo in überzeugende Höhe. Apropos Zeit: mindestens 120 Minuten bezauberndes Spiel, ohne eine überflüssige Sekunde. Eine Wohltat für Auge, Ohr und Gemüt. Noch bis zum 26. Jänner im Sudhaus in Hall.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.