Vergessene Thaurer Burg Opfer des Klimawechsels

Foto: Chronos
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Die archäologische Forschung hat sich in den vergangenen Jahren redlich bemüht, die klassischen „W-Fragen“ zu der einstigen Burganlage am Kiechlberg zu beantworten. Aber je mehr Fakten ans Tageslicht kommen, desto mehr neue Rätsel tauchen auf!

THAUR (sf). Der unscheinbare Felsrücken im Nordwesten von Thaur hat’s in sich. Große Lawinen vernichteten dort vor ein paar Jahren den Baumbestand, durch Zufall wurden dann dort archäologische Funde gemacht. Thaur ist seit Jahrtausenden besiedelt, in Höhenlagen wie dem Kiechlberg findet man normalerweise Relikte aus der Steinzeit. Wissenschaftliche Untersuchungen bewiesen aber, dass der Bau aus dem früheren Mittelalter (9./10. Jahrhundert) stammt. Das ist eine große Überraschung, da niemand wusste, dass es am Kiechlberg eine mittelalterliche Burg gab. „Wir haben alle historischen Quellen untersucht und haben nirgends einen Hinweis auf diese Burganlage gefunden“, erzählte Univ.-Prof. Harald Stadler bei einem gut besuchten Vortrag in Thaur, den der Verein Chronos organisiert hatte. Über dieses Zeitalter in Tirol ist sehr wenig bekannt, nur eine kleine Minderheit konnte schreiben und lesen, entsprechend wenig schriftliche Aufzeichnungen gibt es von damals. Auch über das Leben und das politische Treiben der Adeligen dieser Zeit weiß man so gut wie nichts. Deswegen ist auch völlig rätselhaft, wer auf dieser Burg wohnte. Vielleicht wurde von dem Ansitz aus die ganze Region beherrscht, es ist aber auch möglich, dass die Burg nur als Zufluchtsstätte in Kriegszeiten diente.

Klimawechsel in Mitteleuropa läutete das Ende der Burg ein
In der Zeit zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert war Mitteleuropa vom Klima begünstigt, in Nordtirol war es so warm wie heute in der Region um den Gardasee. Damals dürfte auch die Baumgrenze höher verlaufen sein und die Winter wesentlich schneeärmer gewesen sein, der Kiechlberg war zu jener Zeit vor Lawinen sicher. Durch die Abkühlung im Spätmittelalter wurde der Wald lichter und die Winter schneereicher. Wahrscheinlich vernichtete eine Serie von Lawinen die Burganlage. Die kläglichen Reste der Burg waren bald überwachsen, im Lauf der Jahrhunderte geriet alles in Vergessenheit.

„Ich hoffe, wir werden dem Kiechlberg noch einige Geheimnisse entlocken, das ist nicht nur für Thaur interessant, sondern für ganz Tirol“, ist sich Stadler sicher.

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„Der Kiechlberg hat noch viele Geheimnisse“, sind sich Univ.-Prof. Harald Stadler und Chronos-Obmann Joe Bertsch einig
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