Aus für Projekt "Ganzjahres-Eishalle" in Telfs

Sondersitzung des Telfer Gemeinderates am 12.1.2012: Skeptiker und Befürworter meldeten sich zu Wort, mit 13:7 Stimmen wurde dem Vorhaben zugestimmt.
  • Sondersitzung des Telfer Gemeinderates am 12.1.2012: Skeptiker und Befürworter meldeten sich zu Wort, mit 13:7 Stimmen wurde dem Vorhaben zugestimmt.
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS (lage). Der Rohbau für die Ganzjahreseishalle südlich des Sportzentrum in Telfs steht, im Frühjahr noch wollte Eissport-Mäzen RA Dr. Georg Ganner, Motor des Vorhabens, die Ganzjahreseishalle eröffnen. Stattdessen meldet er Konkurs an, ohne auch die Gemeinde Telfs vorher darüber informiert zu haben!
"Es wurden mir immer wieder Steine in den Weg gelegt", betont der Investor mehrmals. Laut Ganner wurden Vereinbarungen nicht eingehalten.

Das 1,45 Milionen Euro-Projekt sollte Eissportlern aus dem In- und Ausland 330 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche und 16 Stunden pro Tag ihren Sport ermöglichen. Die Gemeinde und die Unternehmer in Telfs erhofften sich einen wirtschaftlichen Nutzen aus diesem Eis-Magneten zu ziehen. Finanzielle Unterstützung sagten das Land und Tourismusverband zu, auch für den Ausfall des Projektes wurde finanziell von Landesseite vorgesorgt. Politisch wehte ein frostger Wind, viele zweifelten an der Auslastung. Ein Grund für die Gemeinde sich abzusichern, für den Fall einer Pleite vorzusorgen und sich schadlos zu halten (Stellungnahme von Bgm. Härting folgt). "Das Konkurs-Szenario ist vertraglich eindeutig abgesichert, Telfs wird durch diese unerwartete Entwicklung keinen Schaden erleiden", bestätigt der Telfer Rechtsanwalt Dr. Gerhard Schartner, der die Verträge für die Marktgemeinde geprüft hat (siehe Stellungnahme der Gemeinde unten).
Politisch wehte von Anfang an ein eisiger Wind gegen das Projekt, in einer Sondersitzung am 12. Jänner 2012 wurde schlussendlich das Vorhaben mit einem knappen Abstimmungsergebnis auf Schiene gebracht. Mit 13:7 Stimmen (1 Enthaltung: GR Sepp Köll, Telfs Neu) wurde dem Projekt zugestimmt. Die Gegenstimmen: GV H. Klieber (VP), GR A. Mader (PZT), Dr. P. Larcher (Telfs Neu), GV Mag. D. Schilcher (FP), GR W. Härting (FP), GR Chr. Walch (Grüne) und GR V. Derflinger (Du und Wir).
WB-Ortsobfrau GR Silvia Schaller sah Vorteile für die heimische Wirtschaft, lobte den Mut vom Privatinvestor: "Die Politik muss Visionen zulassen, fundierte Entscheidungen treffen und dahinter stehen."

REAKTIONEN (chronologisch nach Eintreffen in der Redaktion)
Stellungnahme der Telfer Grünen dazu:
"Die Ice-Art-Arena Telfs, vor nicht einmal einem Jahr vom Telfer Gemeinderat hochgejubelt und vor allem von der Telfer ÖVP unter höchstem politischen Druck durchgepresst, ist in Konkurs. Die Grünen Telfs stimmten und argumentierten dagegen. Dr. Georg Ganner, Geschäftsführer der Ice Art Arena Betriebs GmbH, meldet die Zahlungsunfähigkeit an." Dr. Hubert Weiler-Auer (Sprecher Grüne Telfs): "Wir haben vor diesem Projekt, den damit verbundenen Risiken, der Konkurrenzsituation für die eigene Eishalle und der negativen Energiebilanz gewarnt. Aus der kurze Traum vom kühlen Eis, von der kostenlosen Halle für Telfs. Ausgeträumt auch der versprochene Eis-Tourismus mit zahlreichen Profisport-Gästen aus aller Welt. Die Seifenblase und Energieschleuder Ice-Art Arena Telfs ist geplatzt."
GR Christoph Walch (Grüne Telfs): "Der ortseigene Freilufteisplatz ist abgebaut und damit zerstört. Der für die Jugend geplante Platz wurde von den Bauarbeiten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt wird der Steuerzahler und damit wir alle zur Kassa gebeten. Die blauäugigen Jasager-Parteien und Mandatare haben jetzt Erklärungsbedarf. Und es stellt sich die Frage der Verantwortlichkeit im Land, das mit großem Druck und Engagement das Projekt befürwortete.“

Stellungnahme vom Telfer Bürgermeister Christian Härting (Quelle: www.telfs.eu):
"Ich bedauere, dass das Projekt nicht zustande kommt. Aber wir waren in dieser Sache von Anfang an vorsichtig und haben uns optimal abgesichert. Die Gemeinde hat bekanntlich kein Geld in das Projekt investiert und kann folglich auch keines verlieren. Das ganze war ein Landesprojekt, Telfs war nur Standortgemeinde. Das Land Tirol hat auch eine Rückbaugarantie in der Höhe von 250.000 Euro übernommen und wird gegebenenfalls die Abtragung der halbfertigen Halle übernehmen müssen."
Rechtsanwalt Dr. Gerhard Schartner, der die Verträge für die Marktgemeinde geprüft hat, unterstreicht: "Auch das Konkurs-Szenario ist vertraglich eindeutig abgesichert, Telfs wird durch diese unerwartete Entwicklung keinen Schaden erleiden."
Grundsätzlich meinte Bgm. Härting: "Die Gemeinde Telfs hat das Projekt, das sich vielversprechend angehört hat, sehr unterstützt. Das Land Tirol und der TVB Innsbruck haben - anders als wir - sogar große Summen hineingesteckt. Ich glaube, man kann den Unterstützern nicht vorwerfen, dass sie einem Unternehmer ein gewisses Grundvertrauen entgegengebracht haben. Wenn es dieses Grundvertrauen der Politik gegenüber unternehmerischen Ideen nicht gäbe, würden wohl die meisten großen Betriebe – hier und anderswo – nicht existieren. Persönlich enttäuscht bin ich allerdings, dass Projektbetreiber Dr. Ganner die Projektpartner im Vorfeld des Konkurses nicht informiert und kontaktiert hat."

STELLUNGNAHME von GR Josef Köll, GV Doris Walser, Dr. Hugo Haselwanter, Dr. Larcher Peter (Fraktion "Telfs Neu").
"Dass das Projekt Ice Art Arena nicht funktionieren würde, dazu brauchte man nur den Hausverstand einzuschalten. Aber dass es bereits vor Eröffnung zum Konkurs kommt, das macht das Desaster zur finanziellen Bombe. Blauäugigkeit und Unerfahrenheit des Bürgermeisters und massiver Druck seitens des ÖVP-Vize Stock führten dazu, dass einmal wieder die Marktgemeinde Telfs zum Handkuss kommt. Das Aus für die Ice Art Arena war vorhersehbar, und nur die Bürgermeisterfraktion und die ÖVP Telfs haben den Kopf zu lange in den Sand gesteckt. (...) Den Mitgliedern des Gemeinderates wurde immer wieder vorgebetet, der Gemeinde Telfs würde es nichts kosten. Zu sehr verließ man sich auf Zusagen durch das Land Tirol (unheilige Allianz von SPÖ und ÖVP – Gschwentner und Platter), das in typischer Freunderlwirtschaft € 400.000,- öffentliches Steuergeld investierte und zudem Versprechungen gab, für den Rückbau in Höhe von € 200.000.- zu haften.
Auch hier ist der sorgfältige Umgang mit Steuergelder zu hinterfragen, und zu hoffen, dass uns der Ausstieg nicht noch teurer kommt. Aus unternehmerischer Sicht ist und war das Projekt negativ zu bescheiden, und dies wurde im Zuge der Gemeinderatsitzungen mehrmals von TELFS NEU so artikuliert und auf den Punkt gebracht. (...) Speziell erinnert man sich auch an das Abstimmverhalten der ÖVP, in der VBgm. Christoph Stock sogar mit Rücktritt unter den Parteigenossen drohte, sollte man nicht zustimmen.
Wir fordern den Bürgermeister umgehend auf, alle Fakten sofort auf den Tisch zu legen um vernünftig über das weitere Vorgehen – Abriss oder Weiter/Umbau diskutieren zu können und damit möglichen finanziellen Schaden von der Marktgemeinde abzuwenden. Die Ruine steht ja schon da!"

Statement GV Mag. Dieter Schilcher:
"Der Flop – Ganzjahreseishalle – ist früher eingetreten als erwartet. Nicht einmal die Eröffnung ist gelungen. Jedem, der einen klaren Hausverstand hat, war klar, dass dieses Projekt zum Scheitern verurteilt war.
Die FPÖ-Telfs hat eindringlich vor dieser Eishallen-Idiotie gewarnt. Die Telfer Gemeindeführung hat diese Schwachsinns-Idee von der Ganzjahreseishalle leider aufgenommen und blauäugig daran geglaubt. Der Bürgermeister und seine Vize-Bürgermeister sind hier stur und ohne Hausverstand an die Sache herangegangen und haben nun die Konsequenzen zu tragen.
Telfs hat jetzt eine Hallen-Ruine. Es gehören nun alle Fakten auf den Tisch, um über einen Weiterbau oder den Abriss entscheiden zu können."

FPÖ KO GR Abwerzger: „Kein Innsbrucker Steuergeld für Telfer Monsterprojekt.“
Für FPÖ KO GR Mag Markus Abwerzger ist der politische „Flirt“ der Innsbrucker Bürgermeisterin mit der Marktgemeinde Telfs bezüglich dem Monsterprojekt „Ice Art Arena“ sofort abzubrechen: „Weder metrologisch noch finanziell haben wir Frühling, deshalb fordern wir Freiheitliche, ja kein Innsbrucker Steuergeld für diesen Bau zu verwenden, der ein blanker Irrsinn der Telfer ÖVP-Splittergruppe ist“, so Mag. Abwerzger, der darauf verweist, dass „die Zeiten in denen sich politische Dorfkaiser Denkmäler errichten haben lassen, vorbei sind.“ Der FPÖ-Politiker ortet zunehmend einen leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern durch die Innsbrucker Stadtregierung: „Beinahe seit 11 Monaten ist die Stadtregierung nun im Amt. In diesem Zeitraum wurden enorme Summen für die Regionalbahn, das Haus der Musik und für andere Projekte, die allesamt nicht durchfinanziert sind, locker gemacht. Weder eine nachhältige Finanzplanung noch eventuelle finanzielle Krisenpläne existieren“, so Mag. Abwerzger, der die Stadtregierung auffordert, endlich „enkelgerecht und verantwortungsvoll mit den Stadtfinanzen umzugehen.“ Für Mag. Abwerzger steht auch fest, dass „die hoch gesponserte Olympiaworld, garantieren muss, dass Innsbrucker Eislaufvereine uneingeschränkt, die Innsbrucker Sportstätten nützen können.“

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