Aufklärung am Schulhof

Foto: Haller Gassenspiele
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HALL. Die Polizeisirene heult, zwei Frauen, vollbepackt mit Lebensmitteln, rennen den Beamten davon und halten atemlos in ihrer bescheidenen Wohnung. Ja, sie haben die Waren geklaut, haben mit vielen anderen Frauen quasi Selbstjustiz geübt und nennen das Kind beim Namen: Ungerechtigkeit, hemmungsloser Kapitalismus!
Auch wenn Dario Fo bereits im Jahr 1974 mit dieser Komödie gerade wegen des ernsten Hintergrundes Erfolgt hatte, kommt einem manches trotzdem recht aktuell vor. Spielleiter Alexander Sackl hat das Geschehen auf Hall und in die Jetztzeit umgelegt und dem Originalskript einige Texte hinzugefügt, denen er schräge Kompositionen verpasst, zu denen sich auch sein Akkordeon gesellt. Nun, den Ehemännern der zwei Frauen gefällt vorerst diese praktizierte Ideologie gar nicht, so wird halt gelogen und getäuscht, bis die Sache aus dem Ruder zu laufen droht. Doch Aberglauben und mangelnde Kenntnis der Männer in punkto Empfängnis & Geburt ermöglichen immerhin eine Lösung, in der auch der Polizeichef alt ausschaut. Und weil sich das alles am Pausenhof der NMS Hall im Bannkreis von Rathaus und Kirche abspielt, könnte man sagen: Aufklärung am Schulhof. 2 Damen und 3 Herren transportieren lustige, satirische, aber auch böse Sätze nahezu atemlos durch die 2 Akte und das teilweise verpackt in munteren Couplets, unterstützt von Georg Maders Bassklarinette und Jochen Hampls Percussions. Wolfgang Klingler bringt sicht gleich dreifach in blendender Komik ein als Polizist, Kriminalchef und wackliger Greis, Markus Wessiak und Markus Knauseder verkörpern mit Hingabe die Proletarierfreunde aus der Fabrik, Julia Posch ist eine facettenreiche und auch entzückend anzusehende Maria, bei Christina Matuella kann man ihrer temperamentvollen Komödiantik kaum folgen, sie ist d i e italienische Mama in all ihren theatralischen Ausformungen, Vollblutaktrice & Clown zugleich. Und mit dem gelungenen Slapstick in italienischer Sprache zum Einstieg in den 2. Akt erwies man dem großen Autor eine humorvolle Reverenz. Für die originellen Kostüme sorgte in bewährter Weise Berta Posch, das dezente Lichtdesign lieferten Swoboda & Swoboda. Ein Genusstheater, besonders wenn der Wettergott eine Freiluftaufführung zulässt.

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