Honigbienen im Winter
Vom Gruppenkuscheln und Warmzittern gegen den Frost
Die WOCHE hat sich beim Bezirksobmann Herbert Cividino erkundigt, was die Imker und ihre Bienen im Winter tun? PS: Sie halten keinen Winterschlaf!
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Der Raureif kriecht mit dem Nebel über die Wiesen um die Wette und auch der Schnee ist nicht mehr weit. So fleißig die 40 Bienenvölker von Imker Herbert Cividino aus Pöllau im Frühling und Sommer sind, so ruhig sind sie nun geworden. Obwohl es draußen gerade einmal Null Grad hat, ist es im Bienenstock wohlig warm. "Sinken die Temperaturen unter 10 Grad, ziehen sich die Bienen in eine 'Wintertraube' zurück. In der Mitte sitzt die Königin. Sie hat die Bruttätigkeit im Winter eingestellt. Damit es im Zentrum immer um die 30 Grad hat, kuscheln sich die Bienen eng aneinander und zittern den Stock warm", erklärt der Bezirksobmann, dass die Bienen mit ihrer Flugmuskulatur ein Muskelzittern erzeugen und dadurch Wärme produzieren.
Einzige Bienenart, die als Volk überwintert
Das ermöglicht den Bienen auch im Winter bei zweistellingen Minusgraden zu überleben, ohne in eine Kältestarre zu verfallen und zu verhungern. Die Honigbiene ist übrigens die einzige unter den Bienen, die als Volk überwintert. Für die Herstellung der nötigen Wärme, wird das Futter, das die Bienen im Sommer und Herbst in den Futterwaben abgelagert haben, verwendet. Damit sich alle Bienen aufwärmen können, wechseln sich die äußeren mit den inneren Bienen regelmäßig ab. "Im Dezember wird es für die Imker auch Zeit für die Restentmilbung, ein letzter Behandlungsschritt gegen die Varroa Milbe", erklärt Cividino. Der im Verhältnis zur Bienengröße handtellergroße Parasit, der auf den Bienen und in den Brutzellen sitzt führt zur Deformierung der Bienenlarven und Schwächung des Volkes. Vermehrt sich die Milbe zu stark, wird das Volk derart geschwächt, dass es stirbt.
Frühblüher als wichtige Nahrungsquelle
Ab der Wintersonnenwende geht die Königin wieder in die Brut. Steigen die Außentemperaturen über 10 bis 12 °C, lockert sich die Traube. Die Bienen gehen nach aussen und machen einen kurzen Reinigungsflug auf welchem sie ihren Darm entleeren. Ab Mitte März schlüpfen die ersten Sommerbienen. Mit den ersten Frühblühern, wie Krokus, Schneeglöckchen, Palmkätzchen und Zaubernuss, beginnen die Bienen wieder mit dem Nektar- und Pollensammeln. Da diese eine bedeutende Nahrungsquelle für die Bienen und deren Brut nach dem langen Winter darstellen, sei es wichtig, so Cividino, die ersten Frühblüher den Bienen zu überlassen.
Keine Langeweile im Winter
Was aber tut der Imker im Winter? "Uns wird nie langweilig. Von der Vermarktung unserer Bienenprodukte, von Honig über Propolis bis Bienenwachskerzen, über das Reinigen der Bienenbeuten oder das Vorbereiten der Mittelwände, gibt es genug zu tun, um ab März, nach der ersten Futterkontrolle wieder gut ins neue Bienenjahr zu starten", so Cividino. Übrigens: aktuell gibt es 9 Bienenzuchtvereine im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. 355 Imker sind Mitglied in einem solchen Verein und kümmern sich um über 5.000 Bienenvölker.
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