Interview der WOCHE
"Durch die Krise mit vereinten Kräften"

Bürgermeister Franz Jost:"Die Grundstücksbevorratungen am S 7-Knoten sind abgeschlossen. Mit dem Anschluss an die Schnellstraße soll es in Fürstenfeld zu einer neuen wirtschaftlichen Dynamik kommen."
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  • Bürgermeister Franz Jost:"Die Grundstücksbevorratungen am S 7-Knoten sind abgeschlossen. Mit dem Anschluss an die Schnellstraße soll es in Fürstenfeld zu einer neuen wirtschaftlichen Dynamik kommen."
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FÜRSTENFELD. Bürgermeister Franz Jost im WOCHE-Interview über ein herausforderndes 2020 und was 2021 für Fürstenfeld bringen soll.

WOCHE: Das neue Jahr ist jetzt gerade einmal 2 Wochen alt. 2020 steckt vielen noch in Mark und Bein. Wie würden Sie das Jahr 2020 für Fürstenfeld zusammenfassen?

Bürgermeister Franz Jost: 2020 war ein herausforderndes Jahr - beruflich wie auch privat. Alle mussten mit Ausnahmesituationen zurechtkommen und - oft unter erschwerten Bedingungen - das Beste gegeben. Es waren der Zusammenhalt, die Zivilcourage oder die Nachbarschaftshilfe, die manches erleichterten. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das soziale Engagement bedanke ich mich ganz persönlich. Das vergangene Jahr war ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Resignation. Es gab aber auch Lichtblicke. Mit Nidec konnten wir eine Werksschließung verhindern und die Beschäftigung wieder in ein Plus drehen.

WOCHE: Sie sind selbst Unternehmer und wissen um die massiven Auswirkungen der Lockdowns für die heimische Wirtschaft, wie geht es den Fürstenfelder Unternehmen?
Ich will nichts beschönigen. Die Lage ist sehr, sehr angespannt. Man kann sich gar nicht ausmalen, was es bedeutet, wenn Umsätze so oft und über so lange Zeitspannen wegbrechen und laufende Kosten gedeckt werden müssen. Rücklagen und liquide Mittel schmelzen dahin, - falls ausreichend vorhanden. In Fürstenfeld gibt es einige Unternehmen, die mit zusammengebissenen Zähnen und heldenhafter Geduld durch diese Krise balancieren. Höchste Anerkennung für dieses Durchhaltevermögen bei diesem Drahtseilakt!

Gab es Unterstützung seitens der Stadtgemeinde? Wie greift Fürstenfeld ihren Unternehmern unter die Arme?
Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir das getan. Mieten wurden erlassen und Gebühren für die Benützung öffentlichen Guts wurden ausgesetzt, Kampagnen unterstützt, im besonderen Maße die Aktivitäten der Werbegemeinschaft Fürstenfeld.

Was braucht es im neuen Jahr 2021 schnell wieder Fahrt aufzunehmen?
Damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen kann, braucht es vorerst die Stabilisierung des Infektionsgeschehens, damit wir wieder zu einer Normalität unseres Arbeits- und Alltagslebens zurückkehren können. Und es braucht Beschäftigung und Kaufkraft, wobei in jedem Fall die Kaufkraft vor Ort bleiben sollte. Die Stärke unserer lokalen und regionalen Wirtschaft wiederherzustellen, hat oberste Priorität. Ich hoffe sehr, dass bei vielen Menschen ein Umdenken stattfindet und verstärkt vor Ort eingekauft wird.

Stichwort „neues Jahr“: Trotz des erforderlichen Sparkurses möchte die Stadtgemeinde auch 2021 gezielt investieren? Welche Projekte werden 2021 umgesetzt?
Erfreulicher Weise ist es uns gelungen ein ausgeglichenes Budget auf die Beine zu stellen, das auch einen gewissen Investitionsrahmen bietet. Im Budgetrahmen 2021 finden sich eine Reihe von Vorhaben für eine positive Weiterentwicklung der Stadt. Geplant sind unter anderem der weitere Ausbau des Geh- und Radwegenetzes, die zweite Etappe der Stadthallensanierung, Ansiedlungs- und Straßensanierungsprojekte oder die Errichtung eines neuen City-Parkplatzes in der Feistritzgasse zur Frequenzsteigerung in der Innenstadt.

Apropos Innenstadt: Wie gehen die Bemühen für die Nachnutzung des Wienerberger Areals voran?
Hier bin ich sehr zuversichtlich und stehe auch im laufenden Kontakt mit den Investoren. Die Stimmung ist gut und engagiert, das Projekt wird von Begeisterung getragen. Konkrete Pläne gibt es bei dieser Dimension und den mehrfachen Nutzungsvarianten natürlich noch nicht.
Hinsichtlich der Thermalbohrung haben wir uns mit der Firma "DOL Dörrobstland" bereits 2020 auf eine Bohrung vertraglich geeinigt. Aktuell werden die wasserrechtlichen Belange abgeklärt. Die Thermalbohrung wird ja geothermisch genutzt und soll in das Fürstenfelder Fernwärmesystem eingespeist werden. 

Mit dem Anschluss an die S7 – der Knoten soll heuer entstehen – erhofft sich Fürstenfeld auch wirtschaftlich nachhaltig zu profitieren. In den letzten Jahren wurden im Gewerbegebiet weitere Grundstücke bevorratet. Gibt es bereits konkrete Firmenzusagen?
Die Grundstücksbevorratung ist im Großen und Ganzen abgeschlossen. Es war ein langer Weg, viele Schritte und Verhandlungen waren damit verbunden. Es ist uns gelungen, in besten Lagen zum S7-Knoten lukrative Flächen für Unternehmen jeder Art zu sichern. Aktuell sind wir mit der Erstellung von Bebauungsplänen und den entsprechenden Aufschließungsarbeiten befasst.
Ja, es gibt eine Reihe von Firmenanfragen und auch konkrete Interessen. Vor Vertragsreife werden diese Optionen selbstverständlich noch vertraulich behandelt. Und natürlich haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie in diesem Bereich zu Verzögerungen geführt. Grundsätzlich kann ich jedoch jetzt schon sagen, dass es in diesem Bereich zu einer neuen wirtschaftlichen Dynamik kommen wird. Und dabei zählt – wie überall heute – jeder Arbeitsplatz.

Von der Wirtschaft zur Kultur - Fürstenfeld ist bekannt für sein vielfältiges Event-, Kunst- und Kulturleben. Dies musste 2020 drastisch reduziert werden, zahlreiche Veranstaltungen konnten nicht stattfinden. Welche Pläne gibt es für 2021? Ab wann rechnet man wieder größere Veranstaltungen durchführen zu können.
Geplant ist mit dem Ostermarkt den Reigen an Fest-Standards in Fürstenfeld wieder zu starten. Dazu zählen auch Pflanzenmarkt, Herzerlfest, Weinkulinarium, Brunnenfest, Augustini-Festtage, Kürbisfest, Bio-Fest, Bockbieranstich, Perchtenlauf und Weihnachtsmarkt, die alle weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Dazu kommt der Event- und Kulturbereich, das heuer mit einem starken Programm aufwarten kann. Sowohl das Konzertabonnement wie auch die Kabarettabende sind terminisiert. Ganz spezielle Highlights stehen beim diesjährigen Sommer-Open Air am Hauptplatz mit Pizzera & Jaus, Seiler & Speer sowie OPUS & Freunde am Programm. Auch das Internationale Dixie- und Swing Festival soll im Sommer stattfinden. Da die ganz großen Termine im Sommer liegen und die Feste ab der zweiten Maihälfte geplant sind, hoffe ich, dass wir unser Programm diesmal – nach jeweils gültigen Regeln - umsetzen können. Die Menschen sehnen nach einer Corona-Pause.

Ist Fürstenfeld durch die fixe Teststation in der Stadthalle in puncto Festivitäten und Eventbesuche beim Ausführen von Veranstaltungen im Vorteil?
Als Bürgermeister der bevölkerungsreichsten Bezirksstadt freut es mich natürlich ganz besonders, dass es uns gelungen ist, dieses wichtige Gesundheitsservice nun dauerhaft in unserer Stadt anbieten können. Die regelmäßige Testung ist auf jeden Fall ein großer Vorteil, gibt kurzfristig Sicherheit und verringert das Ansteckungsrisiko.

In den Pflegeheimen haben bereits die Covid-Schutzimpfungen gestartet, werden Sie sich impfen lassen, sobald dies für die breite Masse möglich ist?
Ja, ich werde mich mit meiner Familie impfen lassen, sobald das in der Reihenfolge laut Impfplan für uns vorgesehen ist.

Zum Abschluss: Haben Sie einen persönlichen Neujahrsvorsatz? Was wünschen Sie sich für 2021?
Ich will Fürstenfeld mit vereinten Kräften durch dieses herausfordernde und für alle schwierige Zeit führen, unsere Infrastruktur und Lebensstandards sichern und die wirtschaftliche Dynamik durch entsprechende Rahmenbedingungen und Impulse erhalten.
Was ich mir wünsche? – Ein handlungsfähiges Gewerbe, Arbeitsplätze und gesichertes Einkommen, eine gesunde Bevölkerung, die hier vor Ort einkauft und Zusammenhalt mit Rücksicht auf den Nächsten.

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