Reifeprüfung

Zur Diskussion über die Reifeprüfungsmodalitäten

Ich halte die überkommene Form der Reifeprüfung für ein hysterisches pädagogisches Gehudel, dem eine nicht geringe sadistische Grundtendenz von Seiten der Organisation zugrunde liegt. Der Kandidat wird -wie seit Jahrzehnten üblich- am Ende einer zumindest vierjährigen Studienzeit innerhalb einer wenige Wochen umspannenden Frist einer Vielzahl von finalen Wissensüberprüfungen entgegengejagt, die, noch garniert mit hochtheatralischem Brimborium, lediglich eine kurze Momentaufnahme darstellen können, und so in keiner Weise einer objektiven Leistungsmessung gerecht werden können, ob die Aufgaben nun zentral erarbeitet werden oder nicht.
Mein Vorschlag (übrigens seit meiner eigenen Matura vor 44 Jahren) wäre eine grundlegende Reform:
Standardisierte -eventuell auch zentral organisierte- Leistungsmessung nach abgeschlossener Belegung des ab der 5. Stufe in Fachkursen geführten Unterrichts bis zum Ende der bisherigen 7. Klasse. Dafür sollte eine weitgehend individuell organisierbare Fächerselektion, sowie ein universitätsähnliches Seminar-u. Testurensystem die Grundlage bilden. Wesentlich erscheint es mir, dass das Ergebnis einer zentral organisierten Abschlussarbeit nur ein Aspekt des Leistungsspektrums sein darf, nach dem eine endgültige Beurteilung erfolgt. Natürlich wird es notwendig sein,nach einem alarmierend negativen Gesamtergebnis an einer Schule den Leistungsstand bezogen auf seine Ursachen zu evaluieren. Geschieht dies jährlich, müssten gravierende Missstände ausgeräumt werden können, ohne dass man sich behördlicherseits an einzelnen Schülerschicksalen vordergründig abputzt. Dies, wie gesagt, am Ende der 7. Klasse.
Da der Lehrplan der AHS mit Ende der 7. Klasse also abgedeckt sein sollte, wäre es auch notwendig, durch Lehrplandurchforstung und Spezialisierung ein Semester an zeitlichem Lehrstoffrahmen einzusparen.
Die 8. Klasse sollte gänzlich der Vorbereitung auf eine MATURA NEU gewidmet sein, wobei der Schul - u. Lehrerautonomie großer Freiraum zu geben wäre. Ein großzügiger Rahmen sollte festlegen,in welcher Weise ein bis höchstens zwei Hauptfächer mit Wahlfächern kombiniert werden können und in welcher Weise ein Abschluss der Lernarbeit dokumentiert werden kann (Projekte,Forschungen,Facharbeiten).Eine große vorwissenschaftliche Arbeit , die einen Hauptgegenstand wenigstens tangiert, sollte jedenfalls dabei sein. So wäre es wohl auch denkbar, eineArbeit aus dem Fach Biologie in Englisch abzufassen, womit dieser Anforderung zum Beispiel Genüge getan wäre. Prüfungen sollten nur mehr in Form von Fachgesprächen, besser aber noch in Form von Vorträgen mit anschließender Fachbefragung, oder Publikationen im schuleigenen oder schulübergreifenden Verlag mit Stellungnahme zu Rezensionen über die Bühne gehen. Fachübergreifende Projekte mit direktem Bezug zur realen Umwelt oder kleine betreute Forschungsarbeiten und deren Dokumentation könnten vielfach Fachgespräche ersetzen. Dass an dieser Schnittstelle auch ein Konnex mit Universitätsinstituten sinnvoll, wenn nicht notwendig wäre, sollte klar sein.Gerade Lehramtskandidaten aller Fachrichtungen könnten hier als Tutoren die AHS Lehrer entlasten und eigene Kompetenzen in pädagogischer Praxis aufbauen. Der Übergang zum Studium wäre damit schwellenloser und würde für den Schüler die Zielorientierung erleichtern. Der an dieser Stelle ins Berufsleben austretende Maturant hätte zumindest zum Abschluss seines eher passiven Daseins als zu Beschulender die Möglichkeit,ein Jahr lang den Duft der großen weiten Universitas der Bildung wenigstens zu erschnuppern.Das Ziel wäre,Kandidaten zu freudiger wissenschaftlicher Arbeit zu motivieren und einen Abschluss zu erreichen, der nicht einen völlig fertigen oder komasaufenden Maturanten hinterlässt, der nichts als froh ist ,all das hinter sich zu haben, sondern einen kompetenten jungen Menschen, der gelernt hat, Wissen umzusetzen,zu verknüpfen und anzuwenden und der zum Beispiel, mit berechtigtem Stolz seine kleine chemische Forschungsarbeit schwenkend, am entsprechenden Universitätsinstitut aufkreuzt, und dort zu hören bekommt:"Ah, Sie kommen von Prof. X vom Y-Gymnasium, da haben wir natürlich einen Platz für Sie!"
In solchen Utopien schwelgend grüßt Bernhard Adam,8221 Illensdorf 89
badam2@sms.at 06765741715

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