Schicksalsfrage Thermenbahn
Sozialpartner machen Dampf für die Bahn
- Sämtliche Sozialpartner sind sich einig: die Thermenbahn muss erhaltn und modernisiert werden. Deshalb riefen sie zum Bahngipfel ins Fürstenfelder Rathaus.
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Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund riefen Dienstagvormittag zum großen Bahngipfel nach Fürstenfeld und stellen sich gegen die drohende Stilllegung der Thermenbahn. Ihre klare Forderung: Erhalt und Ausbau für die Zukunft der Region.
FÜRSTENFELD. Der Kampf um die Thermenbahn erreicht eine neue Dimension. Was vor Kurzem mit einem parteiübergreifenden Schulterschluss zwischen der Regionalentwicklung Oststeiermark und dem Südsteirischen Vulkanland begann (wir berichteten, siehe unten), wurde am Mittwoch durch einen gemeinsamen „Bahngipfel“ der Sozialpartner – WKO, Arbeiterkammer und ÖGB – im Rathaus Fürstenfeld zementiert. Ihr Tenor ist unmissverständlich: Die Bahnverbindung sei für die Zukunft der Region unersetzlich und eine Stilllegung stehe nicht zur Diskussion. Stattdessen fordern sie einen umfassenden Ausbau der Strecke.
- Melanie Franke, Direktorin des Rogner Bads Blumau warnte vor einem massiven Rückschritt für den Tourismus, sollte die Thermenbahn nicht erhalten und modernisiert werden.
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Die Angst vor Rückfall in die Vergangenheit
Der zentrale Schmerzpunkt der Region ist die Befürchtung, dass die Bahn durch ausbleibende Investitionen systematisch unattraktiver gemacht wird. Dieser Prozess des „Ausschleichens“ führe dazu, dass die geringen Fahrgastzahlen später als Begründung für eine Einstellung herangezogen werden könnten. Es ist eine Angst, die auf realen Erfahrungen basiert. Wolfgang Dolesch, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter aus Neudau, musste bereits die Stilllegung einer Nebenlinie der Thermenbahn miterleben und weiß daher, dass die Gefahr real ist.
Die Region, die vor 50 Jahren noch als „Armenhaus der Steiermark“ galt, verdankt ihren heutigen wirtschaftlichen und touristischen Erfolg den Thermen. Eine Kappung der Bahnverbindung würde nicht nur diesen Fortschritt stoppen, sondern auch einen Rückfall in die Vergangenheit bedeuten. Melanie Franke, Direktorin des Rogner Bad Blumau, warnte eindringlich: „Wir würden einen Rückschritt verzeichnen, den wir so schnell nicht mehr aufholen werden können.“
- Neudaus Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Wolfgang Dolesch kennt es aus eigener Erfahrung, wie eine Bahnlinie über die Jahre ausgeschlichen und stillgelegt wird. Denn genau das passierte auch in seiner Gemeinde in Neudau.
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Wachstumsmotor und Mythenentlarvung
Die Sozialpartner unterstreichen die ökonomische Relevanz der Bahn: Mit rund 1,4 Millionen Nächtigungen und 8.000 Betrieben allein im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ist die Region ein dynamisches Wirtschaftszentrum, das auf eine moderne Infrastruktur angewiesen ist.
In einem kraftvollen Statement betonten die Sozialpartner gemeinsam, dass die Thermenbahn für die Zukunft ihrer Region von enormer Wichtigkeit ist. Christian Sommerbauer, Regionalstellenobmann der WKO Hartberg-Fürstenfeld, machte klar: „Man kann nicht von oben herab die Mobilitätswende predigen und dann […] die Bahnverbindungen in den Regionen streichen. Es wäre unverantwortlich, rund 250.000 Menschen aus der Region von einer Bahnverbindung abzuschneiden.“
- Am Ende stand die Unterzeichnung einer gemeinsamen Petition.
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Gernot Acko, Vizepräsident der AK Steiermark, bekräftigte die Position der Arbeitnehmer: „Als Interessenvertretung der Pendlerinnen und Pendler steht für uns eine Einstellung der Thermenbahn niemals zur Diskussion.“ Für eine ökologische Verkehrswende und leistbare Mobilität müsse die Bahn ausgebaut und attraktiviert werden.
Martin Lebenbauer vom ÖGB Hartberg-Fürstenfeld ergänzte: „Als ÖGB fordern wir den Erhalt und den Ausbau der Thermenbahn, weil sie für die nachhaltige Mobilität, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Stärkung des Tourismusstandortes unverzichtbar ist!“
Zudem entlarvten Experten von „Verkehrplus“ den Mythos, dass „keiner mit der Bahn fährt“. Sie belegten, dass bereits heute täglich 800 bis 900 Personen die Thermenbahn nutzen, darunter 127 Schülerinnen und Schüler auf der Strecke zwischen Fürstenfeld und Hartberg. Die Experten fassten ihre Erkenntnis treffend zusammen: „Es fahren viele mit der Bahn. Vor allem, wenn sie fährt.“ Die Bahn sei zudem für den Tourismus aus Ballungszentren entscheidend, da immer mehr Urlauber aus Nachhaltigkeitsgründen bewusst auf das Auto verzichten.
- Der Bahnhof Fürstenfeld wurde zum Schauplatz der Petitonsunterzeichnung.
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Konkrete Forderungen und Petition
Die Initiative der Sozialpartner mündet in klaren Forderungen an Bund und ÖBB:
- Beschleunigung und Taktung: Die aktuell auf 80 km/h limitierte Geschwindigkeit muss durch eine zeitgemäße Streckenführung erhöht und ein konkurrenzfähiger Taktfahrplan eingeführt werden.
- Ausbau und Reaktivierung: Die Streckenabschnitte sollen ausgebaut werden, um eine direkte Anbindung an die internationalen Seehäfen Triest und Koper zu schaffen. Zudem sollen die stillgelegten Güterbahnhöfe und Verladestationen reaktiviert werden.
Die Veranstaltung endete mit der Unterzeichnung einer Petition, die an politische Entscheidungsträger übergeben wird. Der gemeinsame Schulterschluss sei ein Symbol für Fortschritt, regionalen Zusammenhalt und eine lebenswerte Zukunft.
Schicksalsfrage Thermenbahn
- Historischer Schulterschluss von WKO, AK und ÖGB in Fürstenfeld
- Angst vor schleichender Entwertung und möglicher Stilllegung
- Region war einst „Armenhaus der Steiermark“, heute Tourismus- und Wirtschaftsraum
- Experten entkräften Mythen: 800–900 Fahrgäste täglich, 127 Schüler auf der Strecke
- Forderungen: höhere Geschwindigkeit, Taktfahrplan, Ausbau bis Triest/Koper, Reaktivierung Güterbahnhöfe
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