Seit 12 Jahren Landärztin aus Leidenschaft

12 Jahre Landärztin: Dr. Rosa Maria Ernst ist Ärztin für Allgemeinmedizin im Medizin- und Therapiehaus Ottendorf an der Rittschein. Dieses feiert am Sonntag, 3. September sein 5-jähriges Jubiläum.
  • 12 Jahre Landärztin: Dr. Rosa Maria Ernst ist Ärztin für Allgemeinmedizin im Medizin- und Therapiehaus Ottendorf an der Rittschein. Dieses feiert am Sonntag, 3. September sein 5-jähriges Jubiläum.
  • hochgeladen von Veronika Teubl-Lafer

WOCHE: Seit 12 Jahren sind Sie Ärztin in Ottendorf. War es immer schon Ihr Wunsch aufs Land zu gehen?
Dr. Rosa Maria Ernst: Ja, das Leben als Landärztin war schon in jungen Jahren ein Traum von mir. Ich bin auf einem Bergbauernhof auf 1.000 Metern Seehöhe in Tragöß am Grünen See augewachsen. Das prägt natürlich. Ich könnte mir darum nichts anderes vorstellen.

Was haben Sie an Erfahrungen für Ihren Beruf vom Landleben mitgenommen?
Ausdauer und die Fertigkeit mit Schwierigkeiten umzugehen. Täglich eine Stunden Fußmarsch zur Schule hin und auch wieder zurück lehrt die nötige Ausdauer und seine Kräfte einzuteilen.

Was schätzen Sie am Beruf des Landarztes?
Das Persönliche und der direkte Kontakt mit den Patienten und den dazugehörenden Familienverbänden. Das fördert die Kommunikation und das Vertrauen. Wenn man den Patienten jahrelang betreut kennt man ihn natürlich durch und durch. Man verfolgt den Heilungsprozess, freut und leidet mit den Menschen. Natürlich ist das Abgrenzen dann auch schwieriger.

Wo suchen Sie Ihren Ausgleich?
In erster Linie beim Wandern. Ich brauche die frische Luft und die Bewegung, da komme ich zur Ruhe. Seit einigen Jahren habe ich auch das Pilgern für mich entdeckt. Drei bis vier Wochen pro Jahr bin ich unterwegs, um wirklich abschalten zu können. Zweimal bin ich schon am Jakobsweg gepilgert. Im letzten Jahr bin ich 850 Kilometer von Padua nach Rom gegangen. Mein Hauptrainingsberg dafür ist der Ringkogel bei Hartberg.

Sie nutzen ihre Praxis auch für regelmäßige Veranstaltungen. Sehen Sie das Ottendorfer Kommunikationszentrum?

In gewisser Weise ja. Vor allem auch durch das angeschlossene Café, das ich betreibe. Ich glaube ich bin die einzige in Österreich, die Ärztin und gleichzeitig auch Wirtin ist. (lacht) Hier kommen die Leute zusammen und tauschen sich aus. Mit Veranstaltungen wie dem Advent- und Nikolomarkt, Vernissagen und Liederabenden möchte ich eine Plattform für regionales Brauchtum, Kunst und Kultur bieten.

Wie kommt das?
Ich selbst bin sehr kunst- und kulturinteressiert, singe gerne und schreibe Gedichte, vorwiegend in Mundart. Als Hausarzt ist man im Ortsgeschehen mittendrin. Ich möchte auch, dass unser Haus nicht nur Ordination, sondern ein Zentrum für Körper, Geist und Seele ist.

Aufgrund ihrer positiven Erfahrungen: Warum ist das Interesse von jungen Ärzten als Mediziner am Land zu arbeiten so gering geworden?
Zum einen liegt das sicher an den unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten. Als Landarzt ist man auch meist Einzelkämpfer, eine Praxis alleine zu führen lässt sich nur schwer regeln, auch kommt man nur zu wenig Austausch mit Kollegen. Natürlich spielt auch die Honorierung eine gewisse Rolle, das Preis-Leistungsverhältnis ist nicht unbedingt attraktiv.

Was sagen Sie zur geplanten Gesundheitsreform?
Landärzte sollten mehr unterstützt  werden. Nicht nur beim Honorar, sondern auch als Einzelkämpfer. Von den geplanten Therapiezentren wären sicherlich weit weniger nötig, wenn der Hausarzt in seinem Tun gestärkt werden würde. Eine Veränderung ist sicher notwendig.

Was sagen Sie zu Dr. Google und Selbstdiagnosen via Internet?

Das ist eine große Geisel für uns Ärzte, weil es viele Leute verunsichert und Krankheiten einbilden lässt. Es ist sehr schwer diese den Patienten dann wieder auszureden. Oft gelingt, dass dann nur durch spezielle Untersuchungen, die eigentlich nicht sein müssten. Um die aufgestaute Angst zu nehmen muss man oft das Gegenteil beweisen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass der Landarzt nicht ausstirbt, und Mediziner am Land unterstützt, vielleicht auch im Bezug auf neue Formen des Landarztes, um für Ärzte eine gute Work-Life Balance zu schaffen und für Patienten am Land eine wohnortnahe Versorgung zu garantieren. 

Und für Sie persönlich?
Dass die Gesundheit und Kreativität bleibt und natürlich auch die Freude an der Arbeit. 

Zur Person:

Name: Rosa Maria Ernst
Beruf: Ärztin für Allgemeinmedizin; Turnusausbildung in Graz und Hartberg; seit 12 Jahren Hausärztin in Ottendorf an der Rittschein, zuvor Amtsärztin an der BH Hartberg.
Wohnort: Hartberg
Familie: 3 Söhne
Hobbies: Wandern, Lesen, Reisen, Kunst und Kultur

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