Weltkirche zu Gast in Hartberg

OStR. Mag. Josef Pansy, Sr. Barbara Kiener, Sr. Brigitta Raith, Dorothea Hirzer, Obfrau "Hoffnung durch Liebe"
17Bilder
  • OStR. Mag. Josef Pansy, Sr. Barbara Kiener, Sr. Brigitta Raith, Dorothea Hirzer, Obfrau "Hoffnung durch Liebe"
  • hochgeladen von Franz Bergmann

Im Namen der Pfarre Hartberg und der Solidargruppen „Hoffnung durch Liebe“ und „Hilfe für Afrika“ begrüßte OStR. Mag. Josef Pansy  Sr. Barbara Kiener (Hoffnung durch Liebe) und Sr. Brigitta Raith (Hilfe für Afrika) in den Räumen am Kirchplatz in Hartberg auf das Herzlichste.

Beide Ordensfrauen gehören der Gemeinschaft der Missionarinnen Christi an. Barbara Kiener MC ist als Theologin und Sozialarbeiterin in Brasilien im Einsatz. Sie leitet u. a. ein Musikprojekt für ca. 70 Kinder und Jugendliche, arbeitet in der Gefängnisseelsorge und ist in der Gemeindepastoral in Flexal im Bundesstaat Espírito Santo im Südosten des Landes seit 2012 aktiv. Bezüglich der Infrastruktur vollzieht sich in ihrem Bundesstaat ein ganz großer Umbruch, soll heißen, dass nur mehr 15 Prozent der Menschen auf dem Land wohnen und die restlichen 85 Prozent sich in den großen Ballungszentren angesiedelt haben. Obwohl die Städte beim ersten Blick sehr europäisch aussehen, ist die Armut in den Randgebieten nicht zu übersehen. Die Reichen bauen immer stärkere Mauern und meiden die Armen immer mehr. Sie schließen sich tatsächlich hermetisch ab und so gibt es kein Miteinander der verschiedenen sozialen Schichten.

Besonders für Jugendliche ist die ganze Situation logischerweise „ein Weg in die Hölle“: Ihnen werden ihre Rechte vorenthalten. Öffentliche Schulen bieten keine qualitative Ausbildung an. Es fehlt an jeglicher sozialer Politik. Sie sehen nur wenige berufliche Perspektiven und die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. In dieser Situation bietet ihnen einzig und allein der Drogenhandel ein lukratives Geschäft und schnelles Geld an, kann aber andererseits auch einen schnellen Tod bedeuten. Der Drogenhandel und Konsum ist wie eine große Epidemie im ganzen Land. Bis in das letzte Dorf zurück wird mit Drogen gehandelt. Mit den Drogen kommen Gewalt, Angst und Bedrohungen für die Menschen, denn wenn die Jugendlichen ihre Drogenschulden nicht bezahlen können, werden sie beinhart mit dem Leben bedroht. Um ihre Schulden bezahlen zu können, werden sie kriminell und machen sogar Überfälle, welche nicht selten Menschenleben kosten. Und so landen sie in den Gefängnissen. Es werden immer mehr Schulen geschlossen und immer mehr Gefängnisse gebaut – so schaut die Realität aus!

Die Angst regiert die Armen! Das große Ziel der Kirche in diesen Gebieten lautet daher: Überwindung der Gewalt, damit Veränderungen stattfinden können! Menschlich gesehen gibt es für die Armen fast keine Zukunft, aber vom christlichen Glauben getrieben, glauben sie dennoch an eine positive Zukunft. Als Ihre missionarische Aufgabe sehen die beiden Missionarinnen Christi, die Sorge, den Menschen in seiner leiblichen, seelischen und sozialen Not beizustehen. Sie wollen mithelfen, ihre Nöte zu lindern, ihre Ursachen aufzudecken und zu bekämpfen, um die Botschaft Jesu, dass alle Menschen Würde haben, in die Tat umsetzen! Als zweite Schiene zur Sozialisierung wurde ein Musikprojekt gestartet. Auch dieses läuft hervorragend und beweist, dass man mit Musik sehr verbindend sein kann und damit viel erreichen kann. Ohne Musik würden dieses Kinder niemals bewundert werden, sie werden gelobt und erscheinen in der Öffentlichkeit positiv und empfangen dadurch Liebe, was das „Mensch Sein“ fördert und neue Hoffnungen in ihnen erzeugt!

Sr. Brigitta Raith, Regionalleiterin der Bereiche Kongo, Tansania und Südafrika wies zu Beginn ihres Vortrages auf die unmenschlichen politischen Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung hin, welche im Kurzfilm: „Das Kongo – Tribunal“ von Milo Rau treffend dargestellt wird. Kurz ausgedrückt herrscht dort ein gut organisiertes, gewolltes Chaos, was für die Kongo - Regierung und ausländische Großkonzerne und Großmächte ein sehr profitbringendes Geschäft ist! Hier zerfällt ein Staat von der Größe Westeuropas und für die meisten der 80 Millionen Bewohner ist das Leben dort „die Hölle!“ die Katholische Kirche in Form der Missionarinnen Christi sind diesbezüglich die einzige ernst zu nehmende Kraft, die der Regierung die Stirn bietet und daher kommt es immer wieder zu feindseligen Übergriffen gegenüber der Kirche wie etwa der Entführung und Ermordungen von Priestern oder zu Überfällen auf Ordensgemeinschaften und ähnlichen Aktionen. Die Missionarinnen Christi verhelfen zu neuem Leben, sie unterrichten und fördern! Sie haben seit dem Jahr 2012 in Kinshasa auch ein Gesundheitszentrum mit einer Geburtsstation mit nur 2 Gebärtischen und insgesamt 7 Betten. Insgesamt umfasst ihre Station 32 Schwestern wovon 25 aus Afrika und die restlichen 7 aus Europa kommen. In der Geburtenstation gibt es keinen Arzt, und es gibt auch keine stationäre Aufnahme. Wenn die Frauen entbunden haben, bleiben sie drei Tage dort. Für eine Entbindung zahlt man umgerechnet 17 – 18 €, was für dortige Verhältnisse viel Geld bedeutet und nicht selten helfen die Verwandten, diesen Betrag gemeinsam aufzutreiben. Vor Kurzem kauften sie etwa 120 km vor Kinshasa ein Grundstück für landwirtschaftliche Nutzung wegen der Eigenfinanzierung. Ganz wichtig ist Sr. Raith auch ihre geformte Jugendgruppe im Alter zwischen zwölf bis 18 Jahren, mit dem Namen „Jugend des Lichts“, weil prinzipiell sämtliche Jugendgruppen aus politischen Gründen verboten wurden. Schlimm ist auch, dass der Urwald im Kongobecken zurzeit von China beinhart abgeholzt wird und die Bevölkerung machtlos zuschauen muss!

Übereinstimmend betonten beide Schwestern, dass in den schwierigen Situationen, in denen sich diese armen Menschen befinden, wo niemand weiß, was am nächsten Tag sein wird, welche Katastrophe morgen auf sie hereinbrechen wird, jemand unter den Familienmitgliedern und Bekannten krank werden oder sterben wird, oder die Sorge, dass man das Schulgeld nicht bezahlen kann, die Leute trotzdem immer fröhlich, mit dem Herzen den anderen zugetan, gastfreundlich und stets bereit sind Gott in einer bodenständigen Art zu loben. Sie sagen sich zum Beispiel: „Allein, wenn ich den Wald ansehe, muss man Gott einfach loben!“ Sie sind dankbar für jede Nahrung und spüren das innerlich auch. Für sie ist es auch ganz natürlich, alles was sie haben mit den anderen zu teilen. Für einen Kongolesen stellt sich die Frage gar nicht, ob Hoffnung berechtigt ist, denn sie hoffen einfach und hinterfragen nicht, ob die Hoffnung „berechtigt „ist. Und dieses Hoffen setzen sie in Verbindung mit der katholischen Kirche, weil gerade sie von den zuständigen Politikern einfordert, dass der Reichtum zuerst dem Land dienen soll, dass alles gerecht verteilt werden soll und dass sie die sozialpolitische Sicht der Menschen im Blick haben müssen. Die katholische Kirche setzt den Waffen, die auf sie gerichtet sind, keine Waffen, sondern Wahrheit und Gerechtigkeit entgegen. Allein die Anwesenheit der Missionarinnen Christi ist für die Ärmsten dieser Länder ein Hoffnungsträger und es ist einfach großartig, was diese kleine Gruppe mit nur 5 Schwestern mitten im Urwald einfach etwas Großartiges und Unglaubliches leisten, wodurch sich das Ganze auch wirklich auszahlt!

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.