Die Geschichte eines Zeitzeugen

Geschichte fassbar machen: Zeitzeuge Sandor Vandor (2.v.l.), Elisabeth Weinhandl (3.v.l.) bei ihrem Vortrag an der NMS Fürstenfeld.
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  • Geschichte fassbar machen: Zeitzeuge Sandor Vandor (2.v.l.), Elisabeth Weinhandl (3.v.l.) bei ihrem Vortrag an der NMS Fürstenfeld.
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Mit 19-Jahren wurde er zur Zwangsarbeit nach St. Anna am Aigen deportiert, um im slowenisch-ungarischen Grenzgebiet gemeinsam mit hunderten anderen jüdischen Zwangsarbeitern Panzergräben auszuheben. 2005, 60 Jahre nach seiner Befreiung durch die Rote Armee kehrte Sandor Vandor zurück nach St. Anna, um sein Erlebtes auszuarbeiten, und um sich zu bedanken. Denn: "Ohne die Unterstützung von den Bewohnern in St. Anna und Umgebung, die uns heimlich Essen zukommen ließen, hätte ich nicht überlebt", so Vandor. 2005 nahm er Kontakt auf mit Elisabeth Weinhandl, die Frau des ehemaligen Bürgermeisters von St. Anna am Aigen. Seit dem kommt Vandor einmal im Jahr nach St. Anna und nutzt die Zeit auch um Schülerinnen und Schülern in der gesamten Steiermark seine Erlebnisse als Zwangsarbeiter in den Jahren 1944/45 in St. näher zu bringen. Der Vortrag ist auf englisch und wird von Elisabeth Weinhandl ins Deutsche übersetzt.

Mit Brot und Äpfeln überlebt

Auf Einladung von Gaby Jedliczka vom Museumsvereins Fürstenfeld und Gerhard Jedliczka, Direktor der NMS Fürstenfeld und in Zusammenarbeit mit der Gedenkinitiative Refugius referierte der 92-Jährige auch an der NMS Fürstenfeld. Ausgehend von seiner Jugend in Budapest berichtete Sandor Vandor von der Zwangsrekrutierung und seinen Kriegserlebnissen. Aufgrund der mangelnden Möglichkeit der Körperhygiene erkrankte der Ungar an Flecktyphus und wurde gemeinsam mit weiteren 45 kranken Zwangsarbeitern in St. Anna zurückgelassen und musste den Todesmarsch nach Mauthausen nicht antreten. Mit Brot und Äpfeln wurde er und die anderen jüdischen Zwangsarbeiter von einigen Frauen aus St. Anna und den umliegenden Gemeinden heimlich versorgt und konnte so überleben. Nach seiner Befreiung 1945 kehrte er nach Ungarn zurück, sah sich jedoch gezwungen, in die USA auszuwandern, da der Großteil seiner Verwandten in den Vernichtungslagern ermordet worden war und er im Nachkriegsungarn keine Zukunft sah. Er ließ sich mit seiner Frau Anna zuerst in New York, später in Kalifornien nieder, wo er noch heute lebt.

Großes Interesse

Wie groß das Interesse der Schülerinnen und Schüler war, zeigte sich an den zahlreichen Fragen, die am Ende des Vortrages auf den Zungen der Jugendlichen brannten. Auch die den gezeigten Filmausschnitten aus seinem Leben tat dem Fragefluss keinen Abbruch. 
Aufgrund des großen Interesses möchte Sandor Vandor im nächsten Jahr erneut nach Fürstenfeld kommen, um auch einen Vortrag für Erwachsene zu halten.

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