Schwerpunkt Gesundheit: "Wenn aus Genuss plötzlich Sucht wird"

Guter Rat ist nicht teuer: Dietmar Hirschmugl von der Suchtberatung Hartberg hilft bei Fragen rund um Abhängigkeit und Sucht.
  • Guter Rat ist nicht teuer: Dietmar Hirschmugl von der Suchtberatung Hartberg hilft bei Fragen rund um Abhängigkeit und Sucht.
  • hochgeladen von Veronika Teubl-Lafer

Der Leistungsdruck ist bei vielen heutzutage extrem hoch. Um Stress und Spannungen zu bewältigen, sind viele auf der Suche nach einem Ventil. "Wenn der Weg aussichtslos scheint, wird nicht selten zum Suchtmittel gegriffen", weiß Dietmar Hirschmugl von der "b.a.s. Suchtberatung Hartberg". Dabei liege Alkohol an erster Stelle der "Beliebtheitsskala der Suchtmittel", um Druck abzubauen. Vom Genuss nach der Arbeit zum Suchtmittel, sei es aber bloß ein schmaler Grat, so Hirschmugl.
Bei Alkoholsucht ginge es nicht per se um die Extremvariante, die bereits in der Früh ihren "Spiegel" brauchen, um in den Tag zu starten. Das Bild von Alkoholabhängigen sei diffiziler.

Trinken als Belohnung und zum Stressabbau

Viel häufiger wären diejenigen, die nur am Abend daheim nach der Arbeit oder im Geheimen trinken, hier spiele der Belohnungsfaktor eine zentrale Rolle. Verstärkt seien hier auch Frauen betroffen. "Wenn das Kind schläft und man den Tag gut über die Bühne gebracht hat, gönnt man sich am Abend mal ein Glas Wein", erklärt Hirschmugl, dass aus einem Glas oftmals eine Flasche wird.

"Genuss ist sehr wichtig, solange es Genuss bleibt." Dietmar Hirschmugl

Laut einer Studie zum „Funktionalen Trinken“ der Suchtberatung Bruck/Mürzzuschlag, die bei 372 Personen ab 18 Jahren durchgeführt wurde, stünde die „Leistungssteigerung“ als Konsumgrund Nummer eins an erster Stelle. Am ehesten trifft dies auf die Gruppe der 18 bis 34-Jährigen zu, und zwar auf die Vollzeitbeschäftigten. 
So wären es vor allem die „Tüchtigen und Fleißigen“, die sich bei zunächst geringer Dosierung an die leistungssteigernde Wirkung des Alkohols gewöhnen. Wenn sie etwas aus der Bahn werfe, würden sie zu kippen drohen und sich in den Alkohol flüchten.

Wenn Alkohol normal ist und einfach dazu gehört

53 Prozent der Betroffenen, die in die Suchtberatung Harbterg kämen, tuen dies aufgrund einer Alkoholabhängigkeit. Die Zahl überrascht nicht. Rund 50.000 Steirer sind alkoholabhängig; 125.000 sind gefährdet, suchtkrank zu werden oder gesundheitliche Probleme zu bekommen.

"Problematisch wird es dann, wenn aus einem Glas irgendwann eine Flasche Wein wird." Dietmar Hirschmugl

Alkohol sei nicht nur leicht zugänglich, sondern auch integraler Bestandteil der österreichischen Gesellschaft. Hirschmugl beschreibt folgende Situation: "Wenn man am Abend mit Freunden fortgeht, was bestellen die meisten? Ein Bier! Alkohol ist normal, viele denken gar nicht darüber nach."
Das hieße aber nicht, dass jemand, der mehrmals unter der Woche Alkohol konsumiert, automatisch alkoholabhängig sei, betont Hirschmugl.

Alkohol mit Funktion und Nutzen

Der Schlüsselfaktor dabei wäre die Menge und Funktion. "Sobald mit dem Konsum eine Funktion, wie Stressabbau dazukommt, sollte man aufpassen", rät Hirschmugl. Die Frage ist immer: Welchen Nutzen zieht die Person daraus?

"Sobald mit dem Alkoholkonsum eine Funktion, wie der Stressabbau dazukommt, sollte man aufpassen". Dietmar Hirschmugl

Das Problem: bei regelmäßigem Konsum entwickelt der Körper eine Toleranz, die dann schnell zur Abhängigkeit führen kann. Wichtig sei darum, sich selbst zu reflektieren und Sensibilität zu entwickeln, für sich selbst und seinen Umgang mit Belastungen. "Was tue ich, wenn ich unter Druck stehe? Was entlastet mich?", wären die zentralen Fragen.

Infos und Kontakt Suchtberatung Region Ost:

  • b.a.s. Hartberg:
  • Montag: 15-17 Uhr, Freitag: 8.10 Uhr
  • Telefon: 03332/61 699
  • b.a.s. Weiz:
  • Mittwoch: 9-11 Uhr
  • Telefon: 0664 83 68 308
  • Web: www.bas.at

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