Superanalyse des österreichischen Psycherls

Im Gespräch mit der WOCHE: Fritz Schindlecker und Erwin Steinhauer im Grabher-Haus. | Foto: KK
3Bilder
  • Im Gespräch mit der WOCHE: Fritz Schindlecker und Erwin Steinhauer im Grabher-Haus.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Waltraud Wachmann

Der Fürstenfelder Literaturherbst 2016 mit vier hochkarätigen Lesungen gipfelte mit einer kabarettistischen Lesestunde des Autorenduos Erwin Steinhauer und Fritz Schindlecker aus ihrem neuesten Buch "Wir sind super! - Die österreichische Psycherl-Analyse" im voll besetzten Grabher-Haus. Zur treffsicheren Expertise der beiden Austrologen über jenes Österreich, das laut Lyriker Friedrich Hebbel die kleine Welt ist, "in der die große ihre Probe hält" hatte Buchhändlerin Dr. Martina Buchner-Szerencsics bei freiem Eintritt geladen.
Über 250 Besucher lernten an diesem Abend, wie man aus Heidensterz eine kulinarische Touristenattraktion zu Gourmetpreisen macht und was es mit "Jedermann" und "Red Bull" auf sich hat. Selbstredend zieht es Folgen für den Landsmann und die Landsfrau nach sich, wenn Psychoanalyse, Austromarxismus und die Erfindung der Schiffsschraube unbedankt bleiben, wie die Experten ganz ohne Hypnose glaubhaft erläutern.
Im Vorfeld der Lesung erfuhr die WOCHE von Erwin Steinhauer und Fritz Schindlecker, was es mit dem wissenschaftlichen Austrologentum auf sich hat.

WOCHE: Was ist das 'österreichische Psycherl'?
Erwin Steinhauer/Fritz Schindlecker: Das werden wir an dieser Stelle nicht verraten. Wir haben uns damit auf über 200 Seiten beschäftigt, damit die Leute dieses Buch kaufen und lesen.

Was macht Sie zu befähigten Austrologen?
Unser Alter. 65 (Steinhauer) und 63 (Schindlecker) gnadenlose Jahre sowie unsere Liebe zum Vaterland.

Sie nehmen Politiker aufs Korn. Wie sehen Sie die derzeitge österreichische Politik?
Steinhauer: Das Thema wäre abendfüllend. Wir haben im Buch einige der Grundproblematiken skizziert. Kapitalismus und Neoliberalismus sind die Wurzeln vieler ungelöster Probleme.

Gibt es eine positive Zukunft für Europa?
Es gibt eine wichtige Parallele aus der Vergangenheit, nämlich die Utopie 'Großösterreich'. Wir glauben an eine gute Zukunft Europas. Leider zerstört die Rückbesinnung auf den Nationalismus den Europa-Gedanken.

Was antworten Sie Rassisten?
Eine Anti-Angst-Therapie wäre gegen diese große, unbegründete Angst wichtig. Man muss Rassisten ernst nehmen und diese Menschen fragen, wovor sie sich fürchten und mit ihnen diskutieren. Beim Reden kommen Leute zusammen. Auffällig ist, dass es weniger Angst in Gegenden gibt, in denen Flüchtlinge leben als dort, wo keine sind.

Sie sind beide Autoren, Sie Herr Steinhauer auch Schauspieler, Musiker und Kabarettist. Was machen Sie am liebsten?
Am besten finden wir die Abwechslung - immer und in allen Lebensbereichen. Abwechslung befruchtet, Fachidiotie nicht.

Welches Projekt planen Sie als nächstes?
Wir lassen uns überraschen. Nicht wir haben etwas vorgeschlagen, sondern die Verlage sind an uns herangetreten. Es macht uns Spaß, miteinander zu arbeiten und dieser Spaß dauert schon seit 1984.

Sie sind in Fürstenfeld - einer 8.500-Einwohnerstadt zu Gast. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Publikum in Ballungszentren und auf dem Land?
Die Leute in ländlichen Regionen sind eher bereit, sich zu unterhalten. Die Städter sind distanzierter. Buchhandlungen wie etwa in Wien haben nicht die räumlichen Möglichkeiten, am Land gibt es so schöne Säle wie das Grabher-Haus.
Interview: Waltraud Wachmann

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.