Bergfreunde feierten am Plöckenpass
Bergfreunde aus Friaul und Kärnten feierten historische, aber hochalpine „Senza Confini“-Ereignisse.
PLÖCKENPASS (jost). Fährt man von Timau „Tischlbong“ in Richtung Plöckenpass, baut sich beim Blick nach Nordwesten unübersehbar ein dominanter Koloss aus Kalkstein auf.
Es ist der 2.691 Meter hohe Kollin-Kofel, italienisch Creta di Collinetta, dahinter die Kellerspitzen/Cjanevate mit 2.769 Meter Höhe, und weiter westlich die Hohe Warte/Monte Coglians, mit 2.780 Metern der höchste Gipfel der Karnischen Alpen.
Wo vor 100 Jahren die erbittert umkämpfte Frontlinie des ersten Weltkrieges verlief, wurde erfreulicherweise wieder ein grenzüberschreitendes Fest der Bergfreunde gefeiert.
Während in diesen Tagen vor 150 Jahren die Kellerspitzen/Cjanevate vom legendären Alpenvereins-Pionier Paul Grohmann erklommen wurden, feierten die Alpinisten aus dem Großraum Kötschach-Mauthen den 20.Jahrestag der Errichtung des Gipfelkreuzes am Kollin-Kofel/Creta die Collinetta.
Gipfelkreuz-Chronik
Die fünf Gailtaler Bergfreunde und langjährig erfahrenen Plöcken-Kenner Walter und Heinrich Rieder, Bernhard Karner sowie Adi und Christian Kogler hatten vor 20 Jahren die Idee, am bergsteigerisch sehr attraktiven und markanten Kollinkofel doch endlich auch ein würdiges Gipfelkreuz zu errichten, nachdem die Nachbargipfel Kellerspitzen/Cjanevate und Hohe Warte/Monte Coglians schon längst unübersehbare Markierungen hatten.
Ohne großartige Formalitäten und Ansuchen machte sich diese handwerklich geschickte Truppe kurzerhand daran, alle erforderlichen Materialien zusammenzutragen.
Das Kreuz selbst wurde von den Rieder-Brüdern aus massivem Lärchenholz gefertigt und hat die stattliche Höhe von 3,60 Metern. Die erforderlichen Stahlteile für die Verankerung im Fels sowie auch das Kruzifix stellte der Mauthener Kunstschmied Durchner zur Verfügung.
Adi Kogler: „Die drei Stahlseile für die Abspannung und Windsicherung des Kreuzes stammen vom ehemaligen Mauthneralm-Lift.“
Am 28.Juni 1998 war es dann so weit. Nachdem etwa zwei Wochen zuvor schon Sand, Zement, Wasser und diverse sonstige Materialien im vierstündigen Fußmarsch über die schroffen Felsen auf den Gipfel getragen und dort Fundament und Verankerungen vorbereitet wurden, war es der leider vor kurzem verstorbene Pilot Manfred „Mandi“ Linhard, der an diesem historischen Tag das 300 Kilo schwere Holzkreuz mit seinem Hubschrauber vom Plöckenpass auf den Gipfel des Kollinkofels transportierte. Christian „Koxi“ Kogler: „Schon wenige Stunden später kamen damals italienische Bergsteiger an und zeigten sich hoch erfreut über das schöne Kreuz, das von nun an auch den höchsten Punkt des Kollinkofels schon von weitem sichtbar und markant präsentiert.“
In Bergsteigerkreisen bestens in Erinnerung ist auch noch die Tatsache, dass Christian Kogler vor nunmehr bereits neun Jahren am Gipfel des Kollinkofels seiner Melanie das „Ja-Wort“ gab. Sicher eine der höchstgelegenen Hochzeiten des Alpenraumes.
Anlässlich „20 Jahre Kollin-Gipfelkreuz“ trafen sich kürzlich etwa 45 zünftige Bergfreunde am 14.Juni gegen Mittag am Kollin, um die interessante Entstehungsgeschichte dieses Gipfelreuzes feierlich aufzufrischen. Auch Bürgermeister Walter Hartlieb ließ sich als konditionsstarker und trittsicherer Sportler dieses Ereignis nicht entgehen und bedankte sich in einer kurzen Gipfel-Ansprache bei den anwesenden Kreuz-Errichtern für ihren damaligen Pioniergeist.
Gemeinsame Ideen
Zu einem eingeplanten „Gipfel“-Treffen mit den italienischen Berg-Kameraden, die zeitgleich auf den benachbarten Kellerspitzen der Erstbesteigung vor 150 Jahren gedachten, kam es leider wetterbedingt nicht mehr. Blitz, Donner, Wind, Regen und Hagel hatten dieses Zusammentreffen am Gipfel zunichte gemacht bzw. auf den Nachmittag und etwa 1.400 Höhenmeter tiefer verschoben. Erfreulicherweise verlief der hektische Abstieg während des Gewitters unfallfrei. In gemütlicher „Senza-Confini“-Atmosphäre wurden im Laufe des Nachmittages bei regionaler Kulinarik am Plöckenpass und im Beisein zahlreicher Berg-Profis interessante Erfahrungen und Gedanken ausgetauscht.
In diesem Zusammenhang haben sich alpine Vereine beider Nadhbarstaaten mit Ausstellungen, Informationsständen und Fachvorträgen im Festzelt eindrucksvoll präsentiert. Netzwerker auf österreichischer Seite ist Ingo Ortner; die italienischen Aktivitäten für grenzüberschreitende Aktivitäten und Interessen koordiniert das junge Organisations-Talent Valentina di Ronco.
Ingo Ortner: „Die Veranstaltung 150 Jahre Erstbesteigung Kellerspitzen/Cjanevate soll als Initialzündung und Anstoß für eine italienisch-österreichische alpinistische Weiterentwicklung im Großraum Plöcken verstanden werden. Dabei geht es nicht um Quantität und Umsatz, sondern um Qualitäts-Maßnahmen und Aktivitäten für unverfälscht lupenreinen Alpinsport. Die ganz spezielle Gebirgs-Arena zwischen Wolayersee und Plöckenpass bietet sich ja geradezu für anspruchsvolle Kletterrouten und für hochalpine Wanderungen an.“
Unter dem Sammelbegriff „Arrampicarnia“ sollen Schritt für Schritt weitere Aktivitäten für Bergsportler und Kletterer geschaffen werden.
Fotos: Karner, Kogler, Jost
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