Frische Alm-Milch auf Heidi’s Prüfstand

Heidi Aneter vlg.Glosa bei ihrem Kontrollbesuch als Milchmesserin bei Sennerin Erika Brunner auf der Gundersheimer Alm
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GAILTAL (jost). Der Beruf des „Milchmessers“ hat in Kärnten seit etwa 1920 Tradition.
Heute wird diese Tätigkeit über Mitarbeiter des Landeskontrollverbandes der Landwirtschaftskammer abgewickelt.
Die WOCHE war kürzlich bei einem Kontrollbesuch der 38-jährigen Milchmesserein Heidi Aneter auf der Gundersheimer Alm in 1.550 Meter Seehöhe dabei, wo im heurigen Sommer zehn Milchkühe und etliche Ziegen „auf Urlaub“ sind.
„Aktuell habe ich im Großraum Hermagor und Obergailtal sowie auf 10 Gailtaler Almen insgesamt 44 Kontrollbetriebe in regelmäßigen Intervallen zu betreuen. Die Milch-Checks finden täglich nach konkreten Betriebs- und Tiernamen sowohl morgens als auch abends statt. Daher beginnen meine Arbeitstage, je nach Stall, meist schon um etwa fünf Uhr früh.“

Frühaufsteherin

Während Heidi ihren Allrad etwa eine Stunde lang im Morgennebel von Rattendorf bis zur Gundersheimer Alm entlang des ausgesetzten Schotterweg mit zahlreichen Serpentinen und Bachquerungen gekonnt hoch-manöveriert, erzählt sie über ihren Einstieg in diese nicht gerade frauentypische Arbeit, die bereits seit dem Jahr 2010 ausübt. „Ich habe mich sehr gefreut, als ich damals nach dem Hearing ausgewählt wurde. Es war mir natürlich klar, dass ich mich in der Start-Phase als Frau werde sehr bemühen müssen, um eventuelle Vorurteile abzubauen. Aber durch die Tatsache, dass ich ja keine Quereinsteigerin, sondern eine echte Bauernstochter bin, hat alles super geklappt. Bisher habe ich noch keinen Tag bereut.“
Um sechs Uhr früh bei der Alm angekommen, lässt der sich langsam hebende Frühnebel bereits den einen oder anderen faszinierenden Panoramablick in’s tief unten liegende Obergailtal zu, während nach kurzer Zeit die Almhalter mit den Kühen und Ziegen gerade von der Weide zurückkommen und die Tiere zum Melken in den Stall treiben.
Erika Brunner, die 29-jährige aus der Schweiz stammende Alm-Sennerin, begrüßt uns mit einem ansteckend freundlichen „Guten Morgen“. Sie ist bereits den fünften Sommer auf dieser Alm und kennt dadurch sowohl alle Tiere als auch ihre Besitzer bestens und namentlich. Jeden zweiten Tag wird Käse produziert, aber auch Butter, Topfen und geräucherter Almschotten findet sich in der bereits gut gefüllten Käsekammer.

Im Stall

Adjustiert mit Gummistiefeln, Stall-Mantel und Kopftuch, bringt die Milchmesserin ihre Prüf-Utensilien wie Waage, Milchproben-Kiste usw. an ihren Arbeitsplatz im Stall. Während sie an Hand ihrer Namenslisten die Nummern der Ohr-Marken der Milchtiere abgleicht, beginnt der Almhalter mit den Melk-Vorbereitungen. Elektrische Energie gibt es auf der Gundersheimer Alm nicht, aber man hat für den Betrieb der Melkanlage ein Strom-Aggregat.
Ist eine Kuh abgemolken, übernimmt Heidi die Kanne mit der Frischmilch, um mit ihrer Waage die Milch-Menge festzustellen und in ihre Liste einzutragen. Darüberhinaus wird von jedem Melk-Vorgang eine Milchprobe für das Labor gezogen.
Sind alle zu kontrollierenden Kühe abgemolken und die Proben ordnungsgemäß verstaut, schaut sich Heidi noch gemeinsam mit der Almsennerin bei einem Frühstücks-Kaffee die Eintragungen im örtlichen Almbuch an und tauscht mit ihr noch diverse Informationen über das tägliche Alm-Geschehen aus. Dabei wird auch über die allgemeinen Milchmengen, über die heurige Futterqualität, über das Trinkwasser und sonstige Vorkommnisse gesprochen.
„Hier heroben ist es wichtig, dass man die Gesetzmäßigkeiten und Launen der Natur kennt und sich entsprechend verhält. Hier sind Tier und Mensch vereint, und man muß sich bei jeder Witterung zu helfen wissen...“ philosophiert die erfahrene Milchmesserin.

Fett, Eiweiß, Zellzahl...

Angesprochen auf die wesentlichsten Punkte der laufenden Labor-Prüfungen der Milchproben erklärt Heidi:
„Die Zellzahl dient als Bewertungskriterium für die Rohmilchqualität. Für beste Milchqualität sind Zellen unter 200.000 notwendig. Ein erhöhter Zellzahlgehalt bedeutet immer eine Leistungsminderung und Euterkrankheiten.“
Durch die regelmäßige Kontrolltätigkeit der „Probenehmer“, wie die „Milchmesser“ im Fachjargon heißen, bekommt jeder Landwirt für jede seine Milchkühe detaillierte Berichte über ihre Milchleistung und die Qualität der Milch, aber auch über den Gesundheitszustand der Tiere. Damit ist die Win-Win-Situation sowohl für den Milchbauer als auch für den Konsumenten erreicht.“

Nach der Heimkehr von ihrer „Früh-Schicht“, meist zwischen acht und neun Uhr früh, kümmert sich die engagierte Milchmesserin tagsüber um Familie und Haushalt, bevor es dann am späteren Nachmittag wieder hinausgeht in den nächsten Stall: "Glosa Heidi" fasst nüchtern zusammen: „Es gibt keinen Stillstand, natürlich ist es manchmal auch anstrengend und turbulent, aber ich möchte trotzdem in keinem anderen Beruf arbeiten...“

Fotos: Hans Jost

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