Heidi Rogy
„Gailtaler Bevölkerung traditionell sehr offen“
Historikerin Heidi Rogy aus St. Stefan beleuchtet im Gespräch mit der WOCHE Gailtal die ereignisreiche Geschichte unserer Region.
VON DANIEL JAMRITSCH
GAILTAL. Der 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung ist eine gute Gelegenheit, um sich mit der Geschichte unserer Umgebung zu befassen. Eine wichtige Arbeit auf diesem Gebiet leistet Historikerin Heidi Rogy aus St. Stefan an der Gail. Sie ist Mitarbeiterin im Geschichtsverein für Kärnten und bereitet die Regionalgeschichte des unteren Gailtals als spannende Lektüre für ein historisch interessiertes Publikum auf.
Arnoldstein besetzt
Auch wenn das Gailtal vor hundert Jahren gar nicht zur „Plebiszitzone“ der Kärntner Volksabstimmung gehörte, war der ihr zugrundeliegende Konflikt auch hierorts spürbar. Ende 1918 war Arnoldstein von SHS-Soldaten besetzt, der Kärntner Abwehrkampf reichte somit bis in unser Tal. Aber auch nicht-militärische Konflikte fanden statt, oftmals im Umfeld der Untergailtaler Kirchen und ihren slowenischsprachigen Pfarrern. Diesen Umstand arbeitete Rogy etwa in ihrer jüngsten Arbeit zur „Pfarre Egg im Strudel nationaler Auseinandersetzungen (1914 – 1922)“ heraus, die im aktuellen Bulletin des Kärntner Geschichtsvereins erschien.
Geschichtliche Eckpunkte
Dennoch bietet Rogy im Gespräch mit der WOCHE Gailtal geschichtliche Eckpunkte, an die sich heute im positiven Sinne anknüpfen lässt. In den vergangenen Jahrhunderten wären die Bauern unserer Region als Säumer weit über die Landesgrenzen hinausgekommen, um Handel mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu treiben, erklärt Rogy. „Die Bevölkerung im unteren Gailtal war dadurch traditionell sehr offen für die Erlernung der Sprachen ihrer Nachbarn. Darauf verwies bereits vor 200 Jahren der in Bach bei St. Stefan geborene Urban Jarnik, der als der bedeutendste Vertreter der slowenischen Romantik in Kärnten gilt“, erzählt sie.
Untergailtaler Pfarren
In ihren neuesten Studien führt Rogy ihre Leser in die Vergangenheit der Untergailtaler Pfarren ein. In der aktuellen Ausgabe der „Carinthia“, der jährlich erscheinenden Zeitschrift des Kärntner Geschichtsvereines, findet sich Teil eins einer umfangreichen Studie zur Geschichte der Pfarre Vorderberg, Teil zwei erscheint in der nächsten Ausgabe im Dezember. Aktuell wertet die Historikerin historische Quellen aus dem Diözesan-Archiv Gurk und dem Kärntner Landesarchiv aus, um die Geschichte der Pfarre St. Stefan an der Gail zu beleuchten und damit ein weiteres Puzzlestein zur ereignisreichen Vergangenheit unserer Region zu liefern.
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