100 Jahre Republik Österreich
Von Läusen und Schokolade
Bad Bleibergerin Herta Lackner (100) ist gleich alt wie die Republik Österreich. Sie erinnert sich für die WOCHE!
BAD BLEIBERG (lexe). Aufgeweckt und neugierig schaut Herta Lackner. Ein Zeitungsinterview? Für die 100-Jährige kein Problem! 100 Jahre Republik hat die Pensionistin bereits miterlebt und nicht alles ist ihr in guter Erinnerung geblieben. Bereits als Kleinkind bekam sie die Nachkriegsjahre (1. Weltkrieg) zu spüren. "Im Wirrwarr wurde meine Mutter mit einer schweren Grippe, mit mir, auf einen Leiterwagen gehoben und nach Bodensdorf gebracht". Geboren ist sie nämlich in Seebach bei Villach und aufgewachsen dann in Bodensdorf, wo der Vater, im Krieg schwer verwundet, erst Briefträger und später Postmeister war. "Wir hatten nur zwei Zimmer, das Postamt war in der Wohnung", schmunzelt sie und erzählt gleich weiter, vom Sterz, den sie so oft essen musste, dass sie ihn heute gar nicht mehr mag, von der Nachbarstochter, die Schokolade bekam und nie teilte.
Von Berlin nach Bad Bleiberg
Auch an die Schulzeit denkt sie ganz gern, weniger gern aber an die Läuse einer Schulkameradin. Denn, als sie die Lehrerin darauf aufmerksam machte, bekam sie auch den Tadel. Gehungert hat Herta Lackner als Kind nie, dafür sorgte die Mutter, die im Garten Erdäpfel zog, Hendln und ein Schweindl hielt. "Die Mutter hat alles eingerext", hat Tag und Nacht geschneidert, die Zimmer im oberen Stock vermietet. "Es ist alles zu Geld gemacht worden". Nach Aufenthalten in Berlin und Wien lernt die junge Schneiderin in Bodensdorf dann ihren Mann, einen Bad Bleiberger, kennen. Mitten im 2. Weltkrieg, während eines Fronturlaubes, wird geheiratet. Heute ist Herta Lackner verwitwet, hat Probleme beim Gehen, ihr Lebenswille aber bleibt ungezähmt.
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