Die Eismänner feiern ihr Jubiläum
Das Eiskar in der Kellerwand im Plöckengebiet ist der südlichste Gletscher Österreichs – und bei anhaltender Klima-Erwärmung vom Abschmelzen bedroht.
PLÖCKEN (jost). „Seit dem Beginn meiner Messungen 1992 war ich bisher in offizieller Mission aktuell genau 90 Mal im Eiskar“ erinnert sich der 69-jährige gebürtige Gailtaler Gerhard Hohenwarter aus Villach kürzlich auf Anfrage der WOCHE.
Der ehemalige Geographie- und Geschichte-Professor am Peraugymnasium Villach und leidenschaftliche Quint-Sänger der „Fünf Gailtaler“ hat sich in diesen nunmehr 25 Jahren als fachkundiger „Gletscher-Vermesser“ für den Österreichischen Alpenverein einen großen Namen gemacht. Seit etwa 15 Jahren wird er bei seinen jährlich mehrmaligen Beobachtungen und Vermessungen auf 2.200 Meter Seehöhe vom gleichnamigen Sohn (35) unterstützt, der als Wetter-Experte an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Klagenfurt tätig ist und seit 2011 auch die fachliche Verantwortung für die laufenden Messdaten trägt.
Jubiläumsfeier
Somit Grund genug für das Vater-Sohn-Duo Gerhard und Gerhard Hohenwarter, ein kleines Fest am Gletscher zu feiern.
Kommendes Wochenende, konkret am Samstag 29.Juli, treffen sich interessierte Bergfreunde um 06:45 am Parkplatz auf der italienischen Seite des Plöckenpasses, um gemeinsam die etwa dreistündige Wanderung zum Eiskar in Angriff zu nehmen.
Am späten Vormittag gibt’s dann vor Ort von den „Hohenwarters“ Kurzinformationen über das Gletscherverhalten seit 1897 und Berichte über ihre langjährige Tätigkeit.
Um etwa 16 Uhr Nachmittag soll der Eiskar-Jubiläumstag im Plöckenhaus gemütlich und gesellig ausklingen.
Historie
Gerhard junior erzählt: „Das Eiskar wurde zum ersten Mal 1987 vom italienischen Geografen Olinto Marinelli vermessen. Nach ihm waren es verschiede Gelehrte aus Wien oder Graz, welche in unregelmäßigen Abständen Nachmessungen im Eiskar durchgeführt haben. Zu Beginn der 1990er war den Grazer Uni-Profis, welche in den Jahrzehnten davor die unregelmäßigen Messungen durchgeführt hatten, der Aufwand zu groß. Etwa zur gleichen Zeit hat aber mein Vater auf der Uni in Graz nachgefragt, wie’s im Eiskar aussieht und der dortige Professor hat gefragt, ob er die Messungen übernehmen möchte.
Nach einer Einschulung von Professor Lieb startet 1992 also mein Vater mit den jährlichen Messungen. Lieb war es auch, welcher das Eiskar unter die „Schirmherrschaft“ des Gletschermessdienstes des Alpenvereins brachte. Denn dadurch, dass er einen Gletscher in der Glocknergruppe aufgegeben hat, konnte das Eiskar in den offiziellen Gletschermessdienst aufgenommen werden.
Seither ist der Alpenverein der Auftraggeber für die jährliche Längenmessung am Eiskargletscher.
Die gewonnen Daten wurden jedes Jahr an den ÖAV übermittelt und finden Eingang in den österreichischen Messbericht.
Neben den Längenmessungen führten wir im Jahr 2010 auch eine Dickenmessung am Gletscher durch (maximale Eismächtigkeit rund 40m).
Zusätzlich haben wir im Jahr 2008 sogenannte Eispegel gebohrt und seither teilweise auch nochgebohrt. Dabei werden mit einem Dampfbohrer mehrere Meter tiefe Löcher ins Eis gebohrt und Plastikstangen hineingesteckt. Schmilzt der Gletscher ab, apern die Stangen aus. Dadurch kann man abschätzen, wieviel der Gletscher an Mächtigkeit verloren hat.
Weiters messen wir am Ende des Winters (Ende Mai) und bei der Messung im Herbst (sofern dann noch Schnee liegt) die Schneehöhe. Zusammen mit den Messungen an den Eispegelstangen kann man so abschätzen, wieviel Masse der Gletscher verloren oder gewonnen hat.
Wetterstation
In Zusammenarbeit mit dem Lawinenwarndienst haben wir eine Wetterstation errichtet, welche aber im Winter 2013/14 den Schneemassen zum Opfer gefallen ist.
Im Gegensatz zu den großen Alpengletscher spielt das Eiskar aber eine untergeordnete Rolle, was sich auch bei der wissenschaftlichen „Beackerung“ zeigt. Für Pasterze oder Sonnblickgletscher stehen immer wieder Forschungsgelder für Feldarbeiten zur Verfügung. Am Eiskar wurden alle Feldarbeiten aus Leidenschaft an der Glaziologie und ohne jegliche Fördermittel durchgeführt.
Für die Zukunft steht es aber im Raum zusammen mit Kollegen aus Italien, welche die Kleingletscher in den Juliern „betreuen“ ein „Eisprojekt“ der Kleingletscher auf die Beine zu stellen."
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