Keine Lösung für Bärenproblem
Vor Kurzem hat ein Bär erneut ein Schaf gerissen. Lösung scheint aber keine in Sicht.
HOHENTHURN. In Feistritz hat es gestern offenbar erneut ein Schaf erwischt. In Achomitz, in der Nachbargemeinde Hohenthurn, ist erst vor kurzem ein Schaf von einem Bären gerissen worden. Und: Wenige Tage zuvor kam es einige hundert Meter von der Stelle entfernt auch zu einem Vorfall und auch vergangenes Jahr verbuchten die Bauern schon Schäden, verursacht durch einen Bären. Die WOCHE hat nachgefragt, welche Maßnahmen nun getroffen werden sollen.
Verluste bei Schafherde
Florian Tschinderle, Bürgermeister der Gemeinde Hohenthurn, ist selbst Landwirt und hat in den vergangenen Jahren zwölf Schafe an den Bären verloren. "Ich persönlich treibe meine Schafe nicht mehr auf die Alm. Das ist zwar schade, weil die Almen so zuwachsen werden, wenn Bauern und ihre Tiere diese nicht mehr kultivieren, aber der Bär kommt sogar schon ins Tal", sagt Tschinderle.
Er merke zudem, dass die Bevölkerung zunehmend beunruhigt sei. "Ich bin auch ein Naturmensch und verstehe, dass der Lebensraum für einen Bären durch Schlägerungen und vieles mehr oft nicht mehr da ist, aber als Landwirt verliert man die Freude an der Arbeit, wenn nach und nach Schafe gerissen werden", sagt Tschinderle. Lösung habe er allerdings für das Problem keine: "Brutal gesagt wäre die Lösung das Einfangen und Wegbringen des Bären", so Tschinderle.
Produktionsorientiert
Kammeramtsdirektor Hans Mikl ist ebenso auf der Seite der Landwirte. Er sehe hier die produktionsorientierte Sichtweise im Vordergrund: "In unserem Interesse wäre es, wenn wir kein Großraubwild hätten. Zumal der Bär ein Schaf ja auf brutalste Weise reißt und dabei auch kostbare Zuchttiere zu Tode kommen", sagt Mikl. Außerdem sei nicht nur das Töten der Tiere durch den Bären ein wichtiges Thema, alleine das in Erscheinung Treten eines Bären habe große Auswirkungen auf die Schafherde. "Die Schafe erschrecken sich und flüchten, dabei sind schon Tiere abgerutscht und gestorben. Wir hatten auch schon Fälle wo ein Pferd oder ein Kalb gerissen wurden", sagt Mikl. Das Interesse der Landwirtschaftskammer liege aber auch vor allem in einer unkomplizierten und schnellen Entschädigung der Landwirte. "Der Zuchtwert des Tieres sollte entschädigt werden", erklärt Mikl.
Kein Handlungsbedarf
Bärenanwalt Bernhard Gutleb hingegen sieht keinen Handlungsbedarf. "Die derzeitigen Ereignisse liegen nicht einmal im oberen Drittel der Bedenklichkeit. Dieser Bär war einige hundert Meter vom Siedlungsgebiet entfernt", sagt Gutleb. Daher sehe er auch keine Gefährdung der Bevölkerung. Die Schäden würden dem Landwirt allerdings abgegolten werden. "Natürlich ist es durchaus eine Überlegung wert, die Tiere nicht mehr auf die Almen zu geben, weil man dort begrenzte Möglichkeiten des Schutzes hat. Hier verstehe ich natürlich die Sicht der Landwirte", sagt Gutleb. In Kärnten gebe es derzeit zwischen sechs und acht Bären, darunter seien allerdings keine weiblichen Bären und daher auch kein Nachwuchs. "Den Ärger für den Verlust kann man natürlich nicht abgelten. Aber beim Thema Almen glaube ich, dass wir ohnehin Almen in den nächsten Jahren verlieren werden, das können auch die Schafe nicht verhindern", sagt Gutleb.
Bevölkerung hat Angst
Dieter Mörtl, Bürgermeister der Nachbargemeinde Feistritz im Gailtal, fürchtet auch, der Bär könnte wie vergangenes Jahr wieder zurückkommen. "Im Grunde genommen, ist der Istzustand keine Lösung. Die Bevölkerung hat Angst und für die Tiere und Landwirte ist die Situation auch nicht zufriedenstellend", sagt Mörtl. Es stehe allerdings nicht in seiner Macht, aufgrund von Naturschutz und anderen Faktoren, hier eine Lösung zu finden. "Die Notlösung, wenn die örtliche Sicherheit nicht mehr gegeben ist, ist die Erlaubnis den Bären zum Abschuss freizugeben", sagt Mörtl.
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