„Wir tragen Heimat auf der Zunge“
Die Förolacher setzen mit dem Windischkurs ein gelebtes Zeichen für den Erhalt des ursprünglichen Dialektes.
FÖROLACH (jost). Die Förolacher sind ein rühriges Volk, pflegen den Zusammenhalt und die Gemeinschaft und wurden daher auch Landessieger bei der WOCHE-Wahl „Das lebenswerteste Dorf“. Vor allem die Jugend ist bestrebt, heimatliche Tradition und Brauchtum aufrecht zu erhalten.
Mundart verleiht Identität
„Wir leben im Zeitalter der Globalisierung, in der die Bindung an die Heimat in wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bereichen immer schwächer wird“ schildert der junge Förolacher Patrick Rauscher seine Idee, mit dem Windisch-Kurs zurück zu den Wurzeln zu finden und ist damit vor allem bei der Dorfjugend auf grosses Interesse gestossen. Patricks Grosseltern Ludwig und Burgi Jost unterstützten ihren Enkelsohn und gründeten im heurigen Frühjahr den „Windisch-Längwitč-Kurs“. In ungezwungener, lockerer Atmosphäre trifft sich wöchentlich eine bunt zusammengewürfelte Runde um ihre unverfälschte Muttersprache wieder aufleben zu lassen.
In der Gruppe lernen
„Meine Eltern haben nur Windisch gesprochen, und das Schriftdeutsch erst in der Schule gelernt“ erinnert sich Ludwig Jost, dessen Wortschatz auch sehr umfangreich ist, da er mit dem Dialekt aufgewachsen ist. Mit seiner Frau Burgi bereitet er die schriftlichen Unterlagen für die Kurseinheiten vor, beide besprechen auch die Audio-Dateien, welche per WhatsApp an die Gruppe weitergeleitet werden. Gelernt werden vor allem Vokabel und kurze Sätze für den Alltagsgebrauch. Dass es im „Unterricht“ oft recht lustig her geht, versteht sich von selbst, deshalb mahnt oft erst der Befehl „ticho stej!“ („Ruhe jetzt!“) oder „ticho woda!“ („sei still!“) oftmals zur Konzentration. „Eine Sprache, die nicht gesprochen wird, stirbt, so ist es auch mit dem Dialekt“ weiss auch Monika Schoitsch, die als geborene Tirolerin die Aussprache bereits gut beherrscht.
Kulturelles Erbe
Obwohl sich die Dorfältesten oftmals noch in Windisch unterhalten, sind dem Großteil der Teilnehmer von der windischen Sprache nur ein aufgeschnapptes „moidusch“ oder „huditsch“ in Erinnerung. Dabei sind die Vulgarnamen der Förolacher Häuser wie z.B. beim „Kaišl“, „Kačtnjak“, oder „Kramarč“ noch immer Zeugen ihrer Identität. Lisa Pipp bringt es auf den Punkt: „Wir Förolacher tragen mit dem Windisch-Kurs die Heimat auf der Zunge“ und sind stolz darauf, dass wir damit das kulturelle Erbe pflegen und erhalten können“.
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