Die Gail als starke Naturgewalt

Bei einem Katastrophenhochwasser der Kategorie HQ100 würde das Becken des Pressegger Sees nach wie vor als Retentionsbecken fungieren
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  • Bei einem Katastrophenhochwasser der Kategorie HQ100 würde das Becken des Pressegger Sees nach wie vor als Retentionsbecken fungieren
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GAILTAL (jost). Wenn man die Anfänge der Gailregulierungsprojekte anno 1875 mit dem heutigen Ausbau-Stand vergleicht, kann man feststellen, dass sich in diesen vergangenen 140 Jahren sehr viel Positives getan hat, um der Gailtaler Bevölkerung Schritt für Schritt ihren Lebens- und Wirtschaftsraum vor Hochwasser-Ereignissen sicherer und dadurch lebenswerter zu gestalten.
Im Amt für Wasserwirtschaft Hermagor, ehemals „Gailbauleitung“, wurden und werden permanent alle Gailregulierungsprojekte genauestens in Form von zahlreichen Beschreibungen, Dokumenten, Tabellen und Fotografien dokumentiert. Abteilungsleiter Hannes Poglitsch gibt den WOCHE-Lesern einen kurzen Überblick.

Katastrophen-Hochwässer 1965/66

Damals wurde ganz Kärnten innerhalb von 14 Monaten von drei verheerenden Hochwasserkatastrophen heimgesucht, die auch bzw. insbesondere im Gailtal ihre Spuren hinterlassen haben:
So wurden Anfang September 1965 die Gailbrücken in Kirchbach und Vorderberg zerstört, die Ortschaft Latschach überflutet, und in Stranig, Goderschach, Rattendorf und Jenig musste der Notstand ausgerufen werden. Das Lesachtal war von der Aussenwelt abgeschnitten; Villach wurde überflutet.
Das Hochwasser von Mitte August 1966 hat zwar im Gailtal geringe Schäden hinterlassen, aber das Möll- und Drautal waren damals schwerst betroffen, und Villach wurde zum zweiten Mal überflutet. Dort wurde auch der höchste Pegelstand des Jahrhunderts mit 695 cm gemessen.
Poglitsch: „Das bisher größte Hochwasser-Ereignis aller Zeiten im Gailtal fand Ánfang November 1966 statt.“
Damals gab es zunächst starke Schneefälle – dann Regengüsse. Dieser gefährliche Mix war die Ursache für zahlreiche Dämmbrüche, die in der Folge ein unkontrolliertes Parallelfließen des Galflusses auslösten. Alle Brücken, Straßen und Bahnstrecken waren stark beschädigt; in Hermagor und Kötschach-Mauthen wurde der Notstand ausgerufen, und in’s Lesachtal musste eine Luftbrücke eingerichtet werden.

Hilfe von aussen

Die vorrangigste Behebung der enormen Schäden konnte nur mit Hilfe von österreichweit ausgerufenen Hilfseinsätzen durch das Bundesheer und durch zahlreiche Feuerwehren in Verbindung mit beispielhafter Nachbarschaftshilfe , Feuerwehren, Nachbarschaftshilfe usw. bewältigt werden. Kärntenweit waren insgesamt 24 Todesopfer zu beklagen, davon auch ein Todesfall in St.Lorenzen im Gitschtal und ein Todesfall in Dellach/Gail.
Bald flossen auch entsprechende Fördergelder von Bund, Land und Gemeinden.

Begriff Hochwasser

„Hochwasser nennt man den Pegelstand eines Gewässers, der deutlich über dem Mittelwasser liegt“, erklärt Poglitsch. Gängige Bezeichnungen sind z.B. HQ1, HQ10, HQ30, HQ50 oder HQ100. Die jeweilige Ziffer gibt dabei an, innerhalb wievieler Jahre ein Hochwasser-Ereignis durchscnittlich erreicht oder sogar überschritten wird.
Das Gailtal zählt zu den niederschlagreichsten Regionen Österreichs (Mittelmeertiefs). Die mittlere Jahresniederschläge im Talbereich beträgt ca 1.300 mm, am Nassfeld ca 2.250 mm; vergleichweise dazu Wien mit ca 600 mm.

Hochwasserschutz

Als Hochwasserschutz werden alle Maßnahmen bezeichnet, die dem Schutz des Menschen einschliesslich seines Lebens-, Siedlungs- und Wirtschaftsraumes dienen. Es gibt aktiven HW-Schutz wie Regulierungen, Dämme, Hochwasserrückhalt (Längsdämme, Querdämme oder Ringdämme) etc, und passiven HW-Schutz wie Raumplanung, Ablöse von gefährdeten Objekten etc.
Die Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungen des Siedlungsraumes durch Hochwässer, wird Gefahrenzonenplanung genannt; dabei gibt es gelbe und rote Zonen, wobei in den roten Zonen absolutes Bauverbot besteht.

Der Gailfluss und das Gailtal

Das Einzugsgebiet des insgesamt 122 Kilometer langen Gailflusses beträgt ca 1.400 Quadratkilometer. Der Fluss-Ursprung am Kartitscher Sattel liegt auf 1.522 Meter Höhe, bei der Einmündung in die Drau in Villach beträgt die Seehöhe 474 Meter. Das Fließgefälle varriert von anfänglich etwa 46 Promill bis 0,5 Promill.
Insgesamt münden auf der Gesamtlänge 81 Wildbäche in die Gail. Ihr mittlerer jährlicher Geschiebe- und Schwebstofftransport beträgt etwa 60.000 Tonnen.

Sonderfall Pressegger See

Hannes Poglitsch erklärt: „Grundsätzlich muss man wissen, dass das Becken des Presseggersees das grösste und wirksamste aller 25 Retentionsbecken entlang der Gail ist. Mit einem Fassungsvermögen von etwa zehn Millionen Kubikmeter kann es immerhin ein Viertel jener Wassermengen vorübergehend speichern, die ein mögliches Hochwasserereignis der Kategorie „HQ100“ mit sich bringt. Veranschaulicht ist das eine Wassermenge von ca 1000x1000 Meter bei zehn Meter Wassertiefe!“ See-Anrainer erinnern sich, dass es in der Vergangenheit bei Gail-Hochwasser durch Rückstau immerwieder zu Hochwasser-Schäden an Uferbauten gekommen ist.
Poglitsch: „Gerade so ein Hochwasser wie zuletzt im November 2014 (es war der Kategorie HQ12 zuzuordnen), sollte in Zukunft durch die nun fertiggestellten Schutzbaumassnahmen keine nennenswerten negativen Aufwirkungen mehr auf die See-Bäder und ihre dortigen Ufer-Baulichkeiten haben. Aber es muss auch ganz klar gesagt werden, dass bei stärkeren Hochwässern, oder gar bei einem HQ100-Ereignis, der See seine Funktion als fundamentales Rückhaltebecken erfüllt und entsprechende Überflutungen natürlich weiterhin stattfinden werden.“

Funktion der Anlage

Der Wasserpegel des Presseggersees liegt normalerweise auf 560 Meter über Adria-Niveau. Die Oberkante der neu errichteten Wehranlage wurde auf Seehöhe 562 Meter geplant und gebaut. Das heisst, dass sich das Seebecken erst dann mit rückgestautem Gail-Wasser füllt, wenn dieses die Pegelhöhe von 562 Meter erreicht bzw. überschritten wird. Ab diesem Zeitpunkt wird die neue Wehranlage entlang ihrer baulich definierten Überstromstrecke einfach überflutet.
Sobald das Hochwasser dann wieder fällt, öffnet sich die (mit Radar-Sensoren automatisch gesteuerte) hydraulische, 6.000 kg schwere Rückstauklappe an der neuen Wehranlage und das aufgestaute See-Wasser kann durch die sechs mal drei Meter grosse Öffnung ungehindert Richtung Gail abfliessen. Gleichzeitig öffnen sich auch die beiden mechanischen Klappen der bestehenden Rohr-Abflüsse (Durchmesser jeweils zwei Meter).
Durch die neue Wehranlage mit der dortigen Rückstauklappe wurde der Abflussquerschnitt von bisher sechs Quadratmetern auf immerhin 24 Quadratmeter vergrössert – also vervierfacht!

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