Hernals
Verein Sonores lädt zum Trauercafé
Raus aus der Isolation und der Einsamkeit: Zweimal im Monat setzt der Verein Sonores genau dort an und hilft Trauernden im Café-Restaurant Kalvarienberg weiter.
HERNALS. Trauer gehört zum Leben, wird aber dennoch oft verschwiegen. Das Ehepaar Ingrid und Mike Schüller hat jetzt mit einem Trauercafé im Café-Restaurant Kalvarienberg eine Initiative für mehr Offenheit gestartet.
"Trauer ist eine gesunde und normale Reaktion auf einen erlittenen Verlust. Dieser Prozess geht oft mit Einsamkeit einher. Darum darf und sollte Trauer Begleitung erfahren", erklärt Ingrid Schüller. Sie ist auch Mitbegründerin des Vereins "Sonores – Pflege und Betreuung zu Hause".
Hilfe beim Loslassen
"Bei meinen Hausbesuchen habe ich viele Menschen kennengelernt, die sich nach dem Tod ihres Partners kaum mehr aus der Isolation gewagt haben", erzählt die ausgebildete Sterbe- und Trauerbegleiterin. "Sogar jene, die sonst gerne in einem Pensionistenklub waren, trauten sich nicht mehr, dorthin zu gehen und über ihren Verlust zu sprechen, weil der Tod und damit verbunden die Trauer immer noch Tabuthemen sind."
Die eigentlichen Leidtragenden nach einem Todesfall seien die Angehörigen, denen Schüller mit ihrer Trauerinitiative kostenlos ein wirksames Mittel zur Verfügung stellt. Nur was im Café konsumiert wird, müssen die Teilnehmer bezahlen.
"Wir setzen dabei jedes Mal kleine Impulse, basteln gemeinsam etwas zum Mitnehmen nach Hause, damit die Zeit danach etwas erträglicher wird. Loslassen kann man schrittweise lernen", so Schüller. "Am wichtigsten sind natürlich der Kontakt und das Reden mit anderen Betroffenen."
Wichtig: Das Trauercafé steht allen Menschen offen, unabhängig von ihrer Konfession oder politischen Ausrichtung. Außerdem muss sich niemand dazu verpflichtet fühlen, regelmäßig wiederzukommen. "Aber viele tun das natürlich gerne, weil sie merken, wie gut ihnen das Rauskommen aus der Isolation tut."
Probleme des Alters
Ingrid und Mike Schüller haben den Verein Sonores in den 1990er-Jahren gegründet. "Wir haben damals in der Familie das Altern und die damit verbundenen Probleme hautnah miterlebt, auch die Entwurzelung der Menschen, die ihr Zuhause verlassen müssen", erzählt Mike Schüller.
Schließlich möchten 95 Prozent der Senioren lieber zu Hause bleiben und dort persönlich betreut und gepflegt werden, solange das möglich ist. Genau das ist das Ziel des Vereins, den die beiden anfangs nur mit privaten Mitteln und persönlichem Engagement zum Erfolg geführt haben.
Seit 2006 wird Sonores vom Fonds Soziales Wien gefördert. Heute hat der unabhängige Verein fast 60 Mitarbeiter, die meisten davon im Außendienst. "Das ist unser Lebenswerk. Dafür lohnt es sich, nicht müde zu werden und neue Initiativen zu starten", so die Schüllers.
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