Breitenseer Lichtspiele: "Ich war noch nie verheiratet, außer mit dem Kino"
Die Breitenseer Lichtspiele: das wahrscheinlich älteste Kino der Welt und seine besondere Besitzerin.
PENZING. Anna Nitsch-Fitz ist Besitzerin und Leiterin der Breitenseer Lichtspiele. Aufgewachsen ist sie praktisch im Nussdorfer Kino, das ihrer Großmutter Anita Volpis gehörte. Diese kam ursprünglich aus dem italienischen Görz, war aber mit einem Wiener Eisenbahner verheiratet. Und so begann die Geschichte von Anna Nitsch-Fitz und ihrer Liebe zum Kino.
"Während des Krieges ist das Kino oft das einzige Vergnügen gewesen, um Zerstreuung zu finden, auch weil das Theater nur für wenige leistbar war", erzählt Nitsch-Fitz. Obwohl die Kinovorführung im Regelfall ein Männerberuf war, durften während der Kriegsjahre auch Angehörige wie Ehefrauen oder Verwandte Filme vorführen, sofern sie eine technische und praktische Prüfung ablegten und eine "Bolette" (Vorführer-Legitimation) erhielten. Eine solche "Bolette" hatte auch ihre Mutter, um im Kino der Großmutter zu arbeiten. Als die Großmutter 1967 starb und das Kino an ihren Vater vererbt wurde, übernahm Anna Nitsch-Fitz schließlich in den beiden Folgejahren das Kino. Dann begann sie, sich nach einem eigenen Kino umzusehen. Ende 1969 fand sie schließlich die Breitenseer Lichtspiele und kaufte das Kino von der damaligen Besitzerin. "Verheiratet war ich nie", sagt sie, "außer mit dem Kino."
Kino und Lehrerin
Weil das Kino aber nicht zum Leben reichte, legte Anna Nitsch-Fitz 1975 ihre Lehramtsprüfung ab und unterrichtete im Gymnasium Possingergasse die Fächer Mathematik, Physik, Geometrisches Zeichnen und Informatik. Seit ihrer Pensionierung im Jahr 1995 widmet sich Anna Nitsch-Fitz vollständig dem Kino. Die Breitenseer Lichtspiele gehen auf das Jahr 1905 zurück, als es noch "Zeltkino Guggenberger" hieß und vom Alsergrund bis nach Penzing wanderte und schließlich in der heutigen Breitenseer Straße 21 seinen festen Platz fand. Somit sind die Breitenseer Lichtspiele das älteste dauerhaft bespielte Kino der Welt. "Die entsprechenden Unterlagen sind aber während der Kriegswirren verloren gegangen", bedauert Nitsch-Fitz.
Die Hoffnung, die Kinder ihres verstorbenen Bruders könnten das Kino fortführen, will sie nicht aufgeben. Wenn sich das Kino aber nicht selbst erhalten kann, ist das kaum machbar, denn alle ihre Nachkommen sind bereits berufstätig und haben eine Familie zu versorgen. "Ich würde mich daher wirklich über mehr Besucher freuen. Jeder Gast hilft dem Kino, zu überleben", so die Kinobetreiberin. Ohne ihren Einsatz wären die Breitenseer Lichtspiele wohl schon lange Geschichte.
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