Hernals: Kurioser Streit um Fair Trade-Sarg findet gutes Ende
Der Hernalser Bestatter Marijan Martinovic möchte mit Öko-Särgen neue Wege gehen. Nach einer Anzeige hat die Stadt geprüft, ob die Särge wirklich sicher sind.
HERNALS. Sie sind aus Weidenruten, Bambus oder Kiefer und haben ein Fair Trade-Zertifikat: Der Hernalser Bestatter Marijan Martinovic setzt auf öko und hat drei der umweltfreundlichen Särge bestellt. Und auch sofort einen verkauft. "Vielen Menschen ist die Umweltverträglichkeit wichtig, auch bei diesem Thema", so Martinovic. Nächsten Freitag soll die erste Beisetzung in einem der Särge stattfinden, einige Tage lang war unklar ob das auch wirklich geht.
Der Grund: Martinovic wurde angezeigt, das Gesundheitsamt (MA40) musste prüfen ob der Sarg alle gesetzlichen Vorschriften erfüllt. Dafür wurde ein externer Sachverständiger eingeschaltet. Auch die Friedhöfe Wien mussten sich erst ansehen, ob für sie alles in Ordnung geht. Am wichtigsten ist in so einem Fall die Frage, ob der Sarg flüssigkeitsundurchlässig ist. "Der Sarg muss dicht verschlossen sein und eine saugfähige Einlage haben", so die Friedhöfe Wien. "Wenn das alles gegeben ist, haben wir damit kein Problem".
Eine Frage der Rechtslage
Im Wiener Leichen- und Bestattungsgesetz ist genau geregelt, welche Voraussetzungen ein Sarg für eine Erdbestattung erfüllen muss. In Paragraph 29 Absatz zwei steht, es sind für eine Bestattung "dicht schließende Särge aus Holz oder gleichwertigem verrottbaren Material mit flüssigkeitsundurchlässiger Einlage oder Auskleidung zu verwenden, die den Zerfall der Leiche nicht behindern." Bei einem Lokalaugenschein am Donnerstag Abend haben jetzt die Behörden ihr OK gegeben.
Der geprüfte Bestatter Marijan Martinovic war von Anfang an davon überzeugt, dass seine Särge die Vorschriften erfüllen, immerhin finden darin in Deutschland, der Schweiz aber auch in Tirol bereits Menschen ihre letzte Ruhe. "Die Grundkonstruktion ist aus Holz und belastbar bis zu 150 Kilo", so der geprüfte Bestatter. Auch die jetzt kontrollierte Einbettung – hier mit Bio-Baumwolle, einer Maismatratze und Bio-Ölpapier – ist verarbeitet. Martinovic, der seit Dezember 2017 Ecke Hernalser Hauptstraße und Lienfeldergasse die Bestattung Memoria gemeinsam mit seiner Frau führt, zeigt sich erleichtert. Immerhin hat er auch einiges investiert, die Öko-Särge sind im Einkauf mit 1.000 Euro ungefähr dreimal so teuer wie ein Eichensarg. Aber am wichtigsten ist ihm natürlich, dass er den Wunsch seiner Kunden erfüllen kann.
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