Traismauer im Kampf gegen die Seuche
Geschlossene Wirtshäuser und abgeriegelte Stadttore - das waren 1679 die Pestmaßnahmen in Traismauer.
TRAISMAUER. Seuchen haben den Menschen schon seit jeher das Leben schwer gemacht. 1679 wurde ein Teil Europas etwa wieder von einer Pestepedemie heimgesucht. Auch die Römerstadt wurde nicht verschont. Die Traismaurer Historikerin Elisabeth Eder berichtet, wie die Stadtgemeinde mit der hochinfektiösen Krankheit umgegangen ist.
Soziales Leben eingestellt
"Am 9. September 1679 hielten Marktrichter und -räte von Traismauer einen Extra-Rattag ab", erzählt die Topothekarin, "Schon am 21. August dieses Jahres wurde ihnen berichtet, dass in Wien die Pest grassiert." Die Infektionen breiteten sich rasch in den umliegenden Ortschaften aus. Daher stellte der Marktrichter Johann Nicola Petin an die Räte die entscheidende Frage: "Was tun wir jetzt?" Wie auch schon heute versuchte man, Reisende möglichst aus der Gemeinde fernzuhalten. "Es wurde beschlossen", so Eder, "das Wienertor (Römertor) gänzlich zu sperren, da es den größten Zulauf unter Reisenden hatte. Bei den anderen zwei Toren, dem St. Pöltner Tor und dem Kremser Tor, sollte die Wache verdoppelt werden." Dem „Wirt auf der Landstraßen“, heute Nibelungenhof, wurde befohlen, den „Weinzeiger“ herunterzunehmen, er durfte keine armen und kranken Leute mehr beherbergen. "Nur Gesunden, die Geld für Brot und Wein geben konnten, war die Beherbergung erlaubt", berichtet Eder. Der Linzer und Regensburger Botenritt wurde eingestellt. Auch das soziale Leben wurde, ganz wie zurzeit, eingeschränkt: Jahrmärkte und Kirchtage durften nicht mehr abgehalten werden. Der Wochenmarkt sollte außerhalb des Marktes vor dem Fleischtor (Kremser Tor) stattfinden.
Beschwerde wegen "Täz"
Die Traismaurer wollten zur Abwendung der Seuche eine Prozession abhalten. Das Wetterkreuz wurde als Veranstaltungsort auserkoren, denn dort sollte bald das Fest der Kreuzerhöhung stattfinden. Die Tradition dieser Feier wurde noch viele Jahre beibehalten. Der Dechant versicherte auch der Bürgerschaft, dass er, sowie der Herr Kaplan, für seine lieben Pfarrkinder sein Leben herzugeben bereit ist - „aber für kheine andere nit“. "Am 4. Oktober 1679 wurde der Pfarrhof als 'inficirter Ort' bezeichnet", informiert Eder weiter, "Man wollte bei der Obrigkeit um einen fremden Geistlichen ansuchen, weil der derzeitige Kaplan, der unter den Gesunden wanderte, als Gefahr galt, aber, 'es ist nichts drauß worden'." Im November 1679 reichten die Traismaurer bei der Salzburger Hofkammer Beschwerde ein, weil sie den "Täz", eine Art Umsatzsteuer, zahlen sollten, obwohl alle Wirtshäuser gesperrt waren - "Salzburg zeigte sich nicht einsichtig", weiß die Historikerin.
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