"Der Hausarzt ist in Gefahr"
Dr. Günther Malli im Interview: Warum eine Apotheke in Altlengbach die ärztliche Versorgung gefährdet.
Warum wehren Sie sich gegen eine Apotheke in Altlengbach?
Malli: Eine Apotheke würde bedeuten, dass beide Kassenärzte ihre Hausapotheken schließen müssen. Das bedeutet große Nachteile für die Patienten.
Sie verteilen Infoblätter mit Kritik am Bürgermeister.
Ich kritisiere nicht, ich stelle nur richtig. Herr Luftensteiner hat öffentlich gesagt, dass alle ärztlichen Hausapotheken mit Ende 2018 sperren müssen. Das entspricht nicht der Wahrheit! Es betrifft nur jene Ärzte, wo im Umkreis von vier Kilometern eine Apotheke ist. Ohne Apotheke in Altlengbach könnte ich weitermachen.
Wieso glauben Sie, behauptet der Bürgermeister das?
Das weiß ich nicht. Sicher ist, dass der Bürgermeister persönlich hinter der Apotheke steht. Im Gemeindeblatt schreibt er, dass er im Gemeindezentrum Räume dafür baut. Es ist in Österreich einzigartig, dass ein Bürgermeister gegen seine Ärzte agiert. Überall sonst versuchen Ortschefs Apotheken zu verhindern, damit sie ihre Ärzte nicht verlieren. Im Übrigen wird der Eindruck erweckt, das Vorgehen wäre mit uns Ärzten abgesprochen. Das stimmt nicht.
Warum ist eine Hausapotheke für Sie so wichtig?
Besonders Familien mit Kindern und alte und gebrechliche Menschen profitieren, weil sie sich Wege sparen. Dazu kommt der wirtschaftliche Aspekt. Ein Arzt in der Stadt hat etwa 3.000 Patienten, um überleben zu können. Altlengbach hat 2.800 Patienten und zwei Ärzte. Ohne Hausapotheke ist die Landmedizin für eventuelle Nachfolger nicht interessant.
Bürgermeister Luftensteiner meint, im Umland von Wien findet er sicher einen Arzt.
Das glaube ich nicht. Denn ein Junger, der eine Existenz aufbauen muss, wird kaum überleben können. Es gibt schon genug Orte mit Apotheke, aber ohne Arzt.
Verdienen Ärzte wirklich so schlecht?
Wir haben enorme Kosten. Neben Miete, Versicherungen und Personal braucht man am Land eine Menge Geräte. Ultraschall, EKG, Blutzentrifugen, Laborausrüstung - und vieles mehr. Das wird von uns erwartet, damit die Leute nicht herumfahren müssen. Wir haben das auf Kredit finanziert. Wenn jetzt ein erheblicher Teil der Einnahmen wegfällt, weiß ich nicht, wie ich die Praxis wirtschaftlich führen kann.
Wie lange wollen Sie weitermachen?
Ich gehe 2023 in Pension. Bis dahin will ich bleiben. Ich überlege aber, ob ich aus dem Zentrum Altlengbachs irgendwo an den Rand ziehe, damit ich die Apotheke behalten kann. Aber es ist gar nicht so einfach im Ortsgebiet einen geeigneten Platz zu finden, der vier Kilometer vom Zentrum entfernt ist.
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