Gute Bewertung für Innermanzinger Asylheim
Das Gasthaus Hellmuth in Innermanzing landet in einem Ranking für Asylquartiere im soliden Mittelfeld.
INNERMANZIMG (mh). Von Juli bis September untersuchten die Journalisten der Aufdecker-Plattform "Dossier" ohne Wissen der Betreiber 98 Asylunterkünfte im Burgenland, in Salzburg und in Niederösterreich, darunter auch das Gasthaus Hellmuth in der Gemeinde Neustift-Innermanzing.
Lob für Freundlichkeit
Während die Beurteilung für einige Unterkünfte vernichtend ausfiel, erhielt das Asylquartier in der Wienerwaldgemeinde eine ausgeglichene Bewertung. Alle Quartiere starteten mit 30 Punkten. Für jeden Missstand wurde ein Punkt abgezogen, für jeden positiven Aspekt ein Punkt addiert. Das Gasthaus Hellmuth wurde mit dem Ausgangswert 30 benotet. Zum Vergleich: Das beste Quartier in NÖ war in Schwechat (35,5), das schlechteste in Grimmenstein (5). Zum Zeitpunkt des "Besuches" am 29. August lebten laut "Dossier" 18 männliche Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan, Somalia und Gambia bei Vollverpflegung in der Pension in Innermanzing. Zwei bis vier Personen teilten sich jeweils ein Zimmer, in dem auch Dusche und WC vorhanden waren.
Schimmel im Gemeinschaftsbad
Beanstandet wurde der Schimmel in einem Gemeinschaftsbad, der sichtbar beschädigte Teppichboden am Gang und die abgeschiedene Lage. Als positiv wurde der freundliche Umgang mit den Asylwerbern, ein Deutschkurs vor Ort und der große Aufenthaltsraum bewertet. Auf die Anfrage der Bezirksblätter, ob die Mängel bereits behoben seien, wollte sich Inhaberin Sabine Nitzbon nicht äußern.
"Maulkorb" vom Land
Laut "Dossier" gestattet das Land Niederösterreich keinem Quartierbetreiber Gespräche mit Journalisten ohne vorherige Zustimmung. Von einem Informanten war schließlich herauszufinden, dass das bekrittelte Bad momentan zugesperrt und außer Betrieb sei. Auf die Beurteilung angesprochen betonte Neustift-Innermanzings Bürgermeister Ernst Hochgerner (ÖVP), dass ihn eine gute Bewertung eines Unternehmens in seinem Ort selbstverständlich immer freue.
Dossier – Verein für Investigativen und für Datenjournalismus
KOMMENTAR
Für eine Asylpolitik ohne Maulkorb
Die Bezirksblätter können die Erfahrungen der Aufdecker-Plattform "Dossier" bestätigen: Ungezwungene Gespräche mit Betreibern von Asylquartieren sind für Journalisten in Österreich kaum möglich. Zu groß scheint die Angst vor dem Verlust bestehender Verträge bei zu viel Transparenz zu sein. In dieser aufgeheizten Stimmung ist es dem Aufdecker-Team dennoch gelungen, die Lebensbedingungen von Asylwerbern in Österreich zu dokumentieren. Dabei geht es laut Dossier nicht darum, einzelne Personen oder Betriebe an den Pranger zu stellen, sondern eklatante Mängel im System aufzuzeigen. Das Gasthaus Hellmuth in Innermanzing schneidet bei diesem Asylquartier-Ranking vergleichsweise gut ab. Trotzdem ist die Politik aufgefordert, dieses heikle Thema unter dem Teppich hervorzuholen und die Beteiligten von ihren Maulkörben zu befreien, die sie unter dem Vorwand des Datenschutzes tragen müssen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.