Janine (15) kämpft um Platz bei ihrer Mutter
Jugendwohlfahrt: Mutter der 15-Jährigen stelle laut Gutachten eine "Kindeswohlgefährdung" dar.
ST. PÖLTEN/WILHELMSBURG (jg). "Hier", sagt Janine und klopft auf die Frage, wo ihr Zuhause sei, prompt auf den Tisch in der Wohnung ihrer Mutter Elke in Wilhelmsburg. Das Problem, mit dem die 15-Jährige und ihre Mutter zu kämpfen haben, ist aber, dass Janine nur alle zwei Wochen in ihr Zuhause darf.
Erziehungsfähigkeit entzogen
Momentan ist sie im Schülerinternat in Judenau, wo Kinder und Jugendliche im Auftrag der Jugendwohlfahrt betreut werden, untergebracht. Der Grund: Ihre Mutter stürzte nach der Scheidung 2002 in den Alkoholismus, woraufhin ihr letztlich die Erziehungsfähigkeit entzogen wurde. Sie wäre für Janine eine "Kindeswohlgefährdung", bescheinigen mehrere hundert Seiten lange Gutachten.
Elke K. wurde mit Auflagen betraut, um ihr Kind wieder zu bekommen. Sie absolvierte eine Suchtberatung, war bei Psychiatern und ließ sich regelmäßig Blut abnehmen, um nachzuweisen, dass sie seit nunmehr eineinhalb Jahren trocken ist. "Es wird allerdings nochmals klargestellt", hieß es zuletzt in einem Schreiben, "dass eine Rückführung (...) zur Kindesmutter derzeit nicht absehbar ist".
Zum Wohl des Kindes
Für die Mutter und Janine ist dieses Urteil ein Schlag ins Gesicht. "Ich nehme meinem Kind die Jugend nicht weg, sondern sie nehmen sie ihr weg", sagt sie in Richtung Jugendwohlfahrt, Gutachterin und Gericht. Janine, die sich im Gespräch mit den Bezirksblättern zur Rückkehr zur Mutter bekennt, werde "einfach zu wenig gefragt". Darin schwingt eine gesellschaftspolitische Frage mit: Wie viel Eigenverantwortung wird einer 15-Jährigen, die unter anderem bald zur Wahlurne schreiten darf, zugetraut?
Anfragen bei den Jugendwohlfahrten in St. Pölten Stadt und Land sowie bei Gericht zeigen, dass es auf diese Frage keine allgemein gültige Antwort gibt. Die Bedürfnisse der Kinder würden immer berücksichtigt, heißt es. Richter würden Entscheidungen in diesem sensiblen Bereich jedoch auf Basis von breiten Informationen, aber immer stets sorgfältig überlegt und zum Wohle des Kindes treffen.
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