Viehofner Schüler erfahren Kriegsleid mit allen Sinnen

ST. PÖLTEN (jg). Sie stopfen löchrige Socken und stricken Pullover, bedienen eine Nähmaschine mit Fußantrieb und ernten barfüßig am Viehofner Kogel Brennnesseln für einen Spinat. Die Schüler der Neuen Mittelschule Viehofen beleuchten Krieg und die Kriegssituation aus einem neuen Blickwinkel: Unter Begleitung von Zeitzeugen und Experten und mit Unterstützung der Filmemacherin und Historikerin Anita Lackenberger drehen sie im Rahmen des Schulfilm-Projekts "1945... trotzdem Kind" des Niederösterreichischen Medienzentrums zehn Lebenssituationen der letzten Kriegsjahre nach.

Dabei erfahren sie Leidensgeschichten mit allen Sinnen: Sie spüren etwa die kratzigen Stoffe der selbstgenähten Kleidungsstücke oder schmecken Nahrungsmittel wie Brennnesseln, die ihnen heute nicht schmecken, früher aber trotzdem gegessen wurden, weil man Hunger hatte, wie Lackenberger schildert.
„Thematisiert werden Lebensumstände, die in der heutigen Zeit nur mehr schwer erfahrbar sind: Hunger, Armut, schlechte Bekleidung, unbeheizte Klassenzimmer ohne Fenster. Niederösterreichs Schüler erhalten damit einen sehr genauen Blick in die Lebensrealität von Schule vor 70 Jahren – zu Kriegsende und zu Beginn des heutigen Österreich“, erklärt Bildungs-Landesrätin Barbara Schwarz bei der Vorstellung des Film-Projekts. „Schüler erleben dabei auch ein Stück Alltagsbildung, wenn es darum geht, mit knappen Ressourcen das Auslangen zu finden und für die Gemeinschaft zu arbeiten“, so Schwarz.

Die Drehs der zehn Themenkreise sind für das gesamte Jahr 2015 projektiert. Der daraus entstehende Gesamt-Dokumentationsfilm wird ab dem Frühjahr 2016 verfügbar sein. Die einzelnen Kurzfilme werden laufend auf der Website des NÖ Medienzentrums unter www.noemedia.at zur Verfügung gestellt. Der erste Kurzfilm zum Thema „Der Pullover – aus Alt mach Neu“ ist bereits abrufbar.