"Verständnis statt Emotion"
Für die gemeinnützige Arbeit von Flüchtlingen soll es einen Anreiz geben
REGION. Mit seinem Vorschlag, dass Flüchtlinge 2,50 Euro pro Stunde für geleistete gemeinützige Arbeit bekommen sollen, brachte Innenminiser Wolfgang Sobotka wieder Aufregung in die Asyldebatte. "Die Gemeinden sollen das selbst entscheiden", konterte Bundeskanzler Christian Kern. "Weniger Emotion täte der Debatte gut", meint hingegen Christian Kogler von SLC-Asylcare, die auch die Flüchtlingsunterkunft in Herzogenburg betreut.
Arbeitsmöglichkeiten
"Bei der Stadtgemeinde Herzogenburg werden derzeit keine Flüchtlinge beschäftigt. Es wurden aber bei den NÖ Kindersommerspielen zahlreiche freiwillige Arbeitsstunden durch Flüchtlinge, die in Herzogenburg wohnen, geleistet", schildert Herzogenburgs Stadtamstdirektor Kurt Schirmer. "Es wäre vorstellbar, Flüchtlinge vor allem in der Grünraumpflege einzusetzen, da in Herzogenburg sehr viel Grünflächen angelegt sind, deren Pflege enormen Arbeitsaufwand bedeutet. Aufgrund der Jahreszeit ist derzeit eine Beschäftigung in diesem Bereich aber nicht erforderlich und könnte im Frühjahr eventuell aktuell werden", fügt Schirmer hinzu. Dass Flüchtlinge bereits in ihrer Herzogenburger Unterkunft für kleinere Arbeitseinsätze herangezogen werden, erzählt Christian Kogler von SLC-Asylcare. Hilfsleistungen wie Rasenmähen dürfen von den Flüchtlingen übernommen werden. "Wir dürfen dafür 3,50 - 5 Euro bezahlen", so Kogler. Für diesen Zuverdienst gibt es eine Obergrenze von 110 Euro pro Monat. Bei fünf Euro pro Stunde sind das 22 Stunden im Monat. Laut Kogler falle es daher nicht so ins Gewicht, ob nun 2,50 oder 5 Euro bezahlt werden, da ja die Obergrenze sowieso definiert ist. "Ein wichtiger Faktor ist, dass die Flüchtlinge aus ihrem Alltag rauskommen, eine Beschäftigung haben", erklärt der SLC-Asylcare Geschäftsführer.
Diskussionsbedarf
"Grundsätzliche Mitarbeit, vor allem in den Sommermonaten, auch jetzt noch in der Grünraumpflege, beim Laub rechen ist möglich", meint auch Nußdorfs Bürgermeister Heinz Konrath. In Nußdorf sind zwei Flüchtlingsfamilien im Pfarrhof untergebracht. Vereinzelt helfen die Flüchtlinge auch in der Pfarre aus. "Noch war es in der Gemeinde kein Thema, das muss aber sicher diskutiert werden", schätzt Konrath die Lage ein. "Es heißt zwar 2,50 Euro wären in deren Heimatländern viel Geld, aber sie leben ja bei uns", wegt Konrath ab. "Ich bin dafür, dass das die Gemeinde für sich entscheiden kann, denn sie muss es ja auch bezahlen", meint der Bürgermeister weiter und schildert, dass auch für Aushilfskräfte (bspw. im Kindergarten) Obergrenzen vorgeschrieben sind. Eine Aushilfskraft erhält 7-8 Euro pro Stunde. Hier müsse man die Verdienstmöglichkeiten für Flüchtlinge in Relation setzen. "Mehr als 10 Euro sollten es nicht sein", so Konrath und meint zum Abschluss: Trotzdem muss man auch einen Anreiz schaffen, 2,50 Euro sind da zu wenig.
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