Erläuterung zu Sebastian Brunner und Josef Pommer
Der lange Weg zur Zusatztafel
Zwei Gassen im Bezirk wurden nach Antisemiten benannt. Nun erhalten die Straßenschilder Zusatztafeln.
HIETZING. Zwischen Verbindungsbahn und Lainzer Straße, auf der Höhe des Restaurants Wambacher, liegt die Sebastian-Brunner-Gasse. Alte Villen mit gepflegten Vorgärten säumen die kleine Gasse, in der man gerne wohnen möchte – wäre da nicht der fahle Beigeschmack auf der Visitenkarte: Der noble Verkehrsweg wurde nach einem Antisemiten benannt.
"Die Grünen haben bereits bei der Bezirksvertretungssitzung im Juni 2010 den Antrag auf eine Zusatztafel in der Sebastian-Brunner-Gasse als auch in der Josef-Pommer-Gasse in Ober St. Veit – Pommer war ein antisemitischer Volksliedforscher – gestellt", so die grüne Bezirksrätin Andrea Diawara.
Drei Anträge gestellt
"Alle Parteien sind mitgegangen, passiert ist nichts. Wir haben dann noch weitere Anträge in den Jahren 2014 und 2015 gestellt. Diese Straßennamen sind von der HistorikerInnen-Kommission als Straßennamen mit intensivem Diskussionsbedarf eingestuft worden." Diese Kommission unter der Leitung von Oliver Rathkolb wurde von der Stadt Wien mit der Untersuchung der historischen Bedeutung von Personen, nach denen Straßen benannt wurden, beauftragt. Im Juli 2013 präsentierten die Historiker ihr Ergebnis: 159 Straßennamen der insgesamt 4.379 personenbezogenen wurden als kritisch eingestuft. Diese wiederum sind in drei Kategorien unterteilt. Kategorie A beschreibt "Fälle mit intensivem Diskussionsbedarf", Kategorie B "Fälle mit Diskussionsbedarf" und Kategorie C "Fälle mit demokratiepolitisch relevanten biographischen Lücken".
Als Brandmarkung sieht Diawara die Zusatztafel nicht. "Die Gassen gibt es, das ist eine Tatsache. Mit den Zusatztafeln wird diese Vergangenheit aufgearbeitet. Aber natürlich wäre mir eine Umbenennung lieber", so die Politikerin.
Tafeln werden angefertigt
„Die Bezirkskulturkommission hat den Textvorschlag der HistorikerInnenkommission für Zusatzschilder in den beiden Gassen zur Kenntnis genommen und den Beschluss der zuständigen MA 7 – Kultur zur Kenntnis gebracht", erklärt Bezirksvorsteherin Silke Kobald den langen Weg vom Antrag bis zur Anbringung der Tafeln. "Für die Umsetzung ist die Magistratsabteilung zuständig.“
Nachgefragt bei der MA 7 gibt es erfreuliche Neuigkeiten: Die Anfertigung der Zusatztafeln zu den beiden Straßenschildern wurde bereits Ende Dezember 2018 in Auftrag gegeben und dauert ungefähr vier bis sechs Wochen. Die Anbringung der Zusatztafeln nach Fertigstellung erfolgt dann durch die Magistratsabteilung 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau in Absprache mit dem Bezirk. Es dürfte sich also nur noch um wenige Wochen handeln, bis unter den Straßenschildern "mit intensivem Diskussionsbedarf" die Zusatztafeln montiert werden.
Hintergrund
Berichte: Straßen im Visier der Historiker
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