Am Wienerwald
Rätselraten um Geriatriezentrum
Ende März ziehen die letzten Flüchtlinge aus dem Geriatriezentrum Am Wienerwald nach Favoriten. Was nun konkret mit dem Areal geschieht, ist hingegen noch ungewiss.
HIETZING. Die Frage, was mit dem ehemaligen Geriatriezentrum Am Wienerwald geschieht, brandet mit dem aktuellen Auszug der in den Pavillons untergebrachten Flüchtlinge neu auf. Zur Erinnerung: Im Herbst 2015 wurde das einstige Pflegeareal zu Wiens größter Flüchtlingsunterkunft, teilweise waren 1.409 Menschen in der Jagdschlossgasse untergebracht. Nun ziehen die Flüchtlinge in das Hotel Favorita in der Laxenburger Straße in Favoriten.
Die Flüchtlingsunterkünfte in den Pavillons 12 und 17 sind schon geschlossen.
Die Pavillons 6 und 10, in denen rund 200 Asylwerber untergebracht sind, schließen demnächst. Vom 4. Februar bis März werden täglich rund 17 Asylwerber in den 10. Bezirk ziehen – und die denkmalgeschützten Pavillons wieder leer stehen. Was danach konkret mit der Fläche geschieht, ist ungewiss.
„Die nun frei werdenden Pavillons des ehemaligen Geriatriezentrums am Wienerwald werden zukünftig nur zu Teilen weiter als KAV-Betriebsfläche genutzt", lautet die Antwort aus der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbunds, kurz: KAV. "Die Standortentwicklung für die freiwerdenden Betriebsflächen obliegt der Stadt Wien und nicht dem KAV – sie prüft aktuell, welche Varianten für eine Nachnutzung der Pavillons in Frage kommen."
Parkstadt Hietzing
Um welche Varianten es sich handelt, wird allerdings nicht kommuniziert. Nachgefragt bei der Wiener Standortentwicklung (WES) weißt Sprecher Mario Scalet auf ein Gesamtkonzept für das Areal hin, das vor Jahren vom WES ausgearbeitet, aber nicht umgesetzt wurde. Das Büro von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) kann aufgrund der "derzeit laufenden internen Evaluierung" noch keine Pläne verraten.
Bereits 2007 gab es ein Bürgerbeteiligungsverfahren bezüglich des Projektes "Parkstadt Hietzing" in den denkmalgeschützten Pavillons. Es wurde auch ein Architektenwettbewerb durchgeführt. "Das Ergebnis des Wettbewerbs ist die Grundlage der weiteren Entwicklung des Areals", war Anfang 2015 in der bz zu lesen.
Ende 2015 wurden tatsächlich die Abteilungen des Zentrums abgesiedelt. Auf der riesigen Fläche befand sich in der Joseph-Lister-Gasse auch eine Kleingartenanlage für Bedienstete, deren Mietverträge 2013 gekündigt wurden. Diese Personalwohnhäuser wurden im Dezember 2017 abgerissen. Das etwa 21.000 Quadratmeter große Areal wurde an die Sozialbau AG vergeben, die auf der Fläche 200 Mietwohnungen errichten wird. Wann mit dem Bau begonnen wird, steht allerdings noch in den Sternen, da die Planungsphase noch nicht abgeschlossen ist. Dass das Projekt kommt, ist für die Sozailbau AG keine Frage, auf der Homepage scheinen bereits 4.438 Vormerkungen für die Anlage Joseph-Lister-Gasse 29+31 auf.
Zur Sache
Das Geriatriezentrum am Wienerwald wurde 1904 eröffnet und hieß bis 1994 Versorgungsheim Lainz. Das Zentrum besaß die älteste betrieblich genutzte Feldbahn Österreichs mit einer Spurweite von 500 mm. Ins Licht der Öffentlichkeit gelang die Anlage Ende der 1980er Jahre mit den "Todesengeln von Lainz": Von 1983 bis 1989 wurde eine große Anzahl Patienten von den Stationshilfen Waltraud Wagner, Irene Leidolf, Stefanija Meyer und Maria Gruber ermordet.
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