Demos und Plakate
Erbitterter Kampf um's Parkpickerl in Hietzing
Hietzing ist anders. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür liefert die neue und alte Debatte rund um ein Parkpickerl für den Bezirk. Einerseits zeigt sich eine Bürgerinitiative „pro Parkpickerl“ kämpferisch – andererseits positioniert sich die Hietzinger FPÖ mit ihren Sympathisanten als laute Opposition.
HIETZING. Mittwoch, 14. 11., 17 Uhr: Fährt man auf die Hietzinger Hauptstraße in Richtung Lainzer Straße kann man die Gruppe mit dem riesigen Transparent schon von Weitem sehen. Zwölf Personen rund um FPÖ Bezirksobmann Günter Kasal haben sich gut sichtbar an der Hietzinger Hauptstraße vor den Einkaufspavillons platziert. Sie halten ein Transparent und einige Schilder hoch. „Wir sind mehr“ steht da geschrieben und die Ergebnisse der vergangenen Parkickerl-Befragung von 2017 sind abgebildet.
Tatsächlich hat im März 2017 bereits zum zweiten Mal die Mehrheit der Hietzinger „Nein“ zum Parkpickerl gesagt. Damals haben 54 Prozent der Hietzinger an der Befragung teilgenommen Die Ergebnisse der einzelnen Bezirksteile waren sehr unterschiedlich, aber eindeutig. Eineinhalb Jahre später gibt es in der Frage "Braucht Hietzing eine andere Parkraumbewirtschaftung?" keine Lösung, aber viel böses Blut.
FPÖ und Bezirksvorstehung (ÖVP) sehen keine Notwendigkeit für ein Pickerl. Parkplätze gäbe es genug. Jene "Handvoll", wie es Günter Kasal nennt, die das Pickerl fordert, seien Menschen mit mehreren Autos, die wohl ein Luxusproblem hätten. Die Truppe rund um Kasal bestätigt dessen Einschätzung lauthals. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ließ die FPÖ Hietzing schon vor wenigen Tagen via Presseaussendung ausrichten, dass sie „in diesem Stadium ihres Abganges gar keine zukunftsweisenden Entscheidungen mehr treffen“ solle.
Am Platz - Über dem großen Graben
Direkt gegenüber, auf dem Platz vor der Polizeiinspektion, macht eine andere Gruppe auf sich aufmerksam. Sie fordert das Parkpickerl für Hietzing, hat zu Gratis-Kuchen geladen und lockt mit Live-Musik. Der Andrang ist groß, vor allem jener der Journalisten. Einen emotionaleren Kampf als jenen, der hier in Hietzing ausgebrochen ist, sieht man selten. Die Initiative "Neue Parkraumlösung für Hietzing" wurde von Irene Ganser-Ulreich gegründet. Sie selbst wohnt in Alt-Hietzing, nahe der U-Bahn und gleich neben Schönbrunn. Sie und mittlerweile rund 1.000 Unterstützer der Initiative wünschen sich mehr Parkraum in Hietzing, konkret: ein Parkpickerl für den Bezirk. Damit soll Hietzing nicht mehr der "größte Gratis-Parkplatz Wiens" sein, wie sie es nennt. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zugespitzt, erzählt sie. Man finde in weiten Teilen des Bezirks keine Parkplätze mehr, auch weil viele andere Bezirke mittlerweile das Parkpickerl eingeführt haben.
Feindliche Übernahme
Die Gegner, also jene von der anderen Seite der Hietzinger Hauptstraße, haben sich mittlerweile unter die Pickerl-Befürworter gemischt. Sie versuchen die Aufmerksamkeit der Reporter auf sich zu ziehen. An diesem Abend wird es zu keiner Lösung für Hietzing kommen – ein Schauspiel ist es aber allemal. Politik und besorgte Bürger drängen sich rund um die Kameras. Matthias Friedrich (SPÖ), Christian Gerzabek (ÖVP), Günter Kasal und einige Grüne Bezirksräte sind da.
Einen Schritt weiter kommt Hietzing vielleicht am 3. Dezember. Dann werden sich nämlich alle Parteiobleute des Bezirkes bei einem „Parkpickerl-Gipfel“ mit Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) treffen, um Hietzings ganz besondere Situation zu erörtern. Denn Hietzing ist nun mal anders.
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