Die Kunst der Nachbarschaft in Margareten
"Die Kunst der Nachbarschaft" ist das Margaretner Stadtprojekt des Jungen Volkstheaters.
MARGARETEN. "Der große Stein des Brunnens hier im Hundsturm-Park soll bunt angemalt werden, während im hölzernen Pavillon nebenan die Tapete-Bar, die sonst in der Zentagasse verortet ist, eine Außenstelle einrichten wird. Dazu soll die Hundsturm-Parkgarage von einem Graffiti-Künstler ihre Farbe "von grau auf kunterbunt" wechseln, so Constance Cauers, die das Kunstprojekt "Die Kunst der Nachbarschaft" als leitende Theaterpädagogin dirigiert. Constance Cauers und Malte Andritter, die beide am Volkstheater engagiert sind, haben eine Vision: "Wir wollen Margareten künstlerisch aufwerten", erklärt Malte Andritter.
Das Stadtprojekt "Die Kunst der Nachbarschaft" des Jungen Volkstheaters wird den laut Malte Andritter "künstlerisch spannendsten" Wiener 5. Bezirk in den nächsten Monaten mit lokal verankerten Kunstprojekten bespielen. Dabei plant man im Bezirk 50 Projekte mit insgesamt über 150 Akteuren, die singen, spielen, tanzen oder malen werden. "Der künstlerische Input für das gesamte Stadtprojekt soll aber von den Margaretnern kommen. Wir sehen uns nur als Schnittstelle zwischen den Menschen und Institutionen aus dem Bezirk, die sonst nicht zusammenkommen würden", so Constance Cauers, die gemeinsam mit Malte Andritter das Projekt ins Leben gerufen hat.
Nervige Nachbarn
Beim Projekt "Nervige Nachbarn" haben etwa Senioren Filme zum Thema Nachbarschaft gedreht, während im Projekt "Margareten Mon Amour" 50 Bewohner des Bezirks Zugang zu ihren privaten Wohnungen gewähren: Im Hundsturmpark wird dazu eine Verlosung stattfinden, die Interessierte mit den 50 Bewohnern zusammenbringt, um so Einblick in deren Leben zu erhalten. Highlights der Aktion werden etwa "Aquasport am Dach", "Schönste Katze 2011" und die "Schönheitskönigin, die keine ist" sein.
Grundmotiv des Projekts ist Begegnung: "Die Zukunft des Bezirks Margareten ist immer ein Austausch- und Aushandelsprozess von allen, die im Bezirk leben und arbeiten. Unser Projekt soll diesen Prozess aber nicht nur künstlerisch darstellen, sondern auch konkrete und vor allem nachhaltige Effekte im Bezirk bewirken. Im Idealfall entwickelt sich aus dem Zusammenspiel von Margaretner Bewohnern, Künstlern und unseren Projektpartnern aus dem Bezirk ein Netzwerk mit einer Eigendynamik, die irgendwann von selbst funktioniert und uns nicht mehr benötigt", erklärt Constance Cauers.
Projektpartner aus dem Bezirk sind etwa das Neunerhaus, wo obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird. "Im Neunerhaus-Café kann man Kaffee oder sogar ein Mittagessen spenden, das dann von Bedürftigen konsumiert werden kann. Die Initiative Herz-Orte ist Teil unseres Stadtprojekts. Dabei sollen wienweit Aufkleber an Geschäften anzeigen, wo sich Bedürftige nach dem Vorbild vom Neunerhaus-Café etwa gratis ihre Wasserflasche aufüllen oder ein Soli-Mittagessen erhalten können", erklärt Malte Andritter.
Alles hängt miteinander zusammen
"Unser Stadtprojekt soll Grenzen einreißen und Menschen zusammenbringen, die sich ohne uns nicht getroffen hätten. Darum hängen auch alle Kunstaktionen, die Teil des Projekts sind, irgendwie miteinander zusammen: 'Utopie des Wohnens' etwa beschäftigt sich mit Gentrifizierung, also dem Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen, die auch zur Obdachlosigkeit führen kann", so Constance Cauers, die ebenso wie Malte Andritter aus Norddeutschland kommt und viele Jahre in Hamburg am Theater engagiert war. Dazu passen die Grätzelführungen der 'Supertramps' - Obdachloser, die durch ihren großstädtischen Lebensraum führen -, die ebenfalls Teil des Stadtprojekts sind. Die Obdachlosen wiederum verweisen auf die Autonomen Frauenhäuser, die ebenfalls als Projektpartner mit von der Partie sind.
"Unsere größte Aktion ist aber der Flashmob am 25. Mai: Dazu wird unsere Choreographin vom Volkstheater vorbeikommen und den Flashmob einstudieren. Jeder, der teilnehmen will, ist herzlich willkommen und soll sich bei uns melden: junges@volkstheater.at", meinen Constance Cauers und Malte Andritter zum Schluss, als sie am Hundsturmpark in den 12A einsteigen und zurück ins Volkstheater fahren.
Infos: Junges Volkstheater
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