Lokalaugenschein bei der U4-Baustelle: Ohne Tschick geht nichts

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WIEN. Bereits um 9 Uhr morgens brennt die Sonne auf die Baustelleneinfahrt vor dem Hietzinger Amtshaus nieder. Dessen ungeachtet haben sich bereits Zaungäste auf dem Badhaussteg eingefunden, um einen Blick auf die Fortschritte der U4-Sanierung zu werfen. Heute ist es wieder besonders spannend: Mit einem Kran auf einem imposanten Zwei-Wege-Bagger werden die demontierten Schienen auf einen schweren LKW-Anhänger gestapelt.

"Die Gleise werden in Auhof auf einem Teil des MA 48-Platzes zwischengelagert", erklärt Michael Freidl, Bauinspizient der Wiener Linien, und zündet sich eine Zigarette an. "Die alten und abgefahrenen Schienen werden von der VÖEST recycelt."
Mit Sonnenbrille und gelber Warnweste bewaffnet inspiziert Freidl die Sanierungsarbeiten der U4. "Es handelt sich um etwa zehn Kilometer Schiene, die entfernt werden. Achtung! Gleise haben zwei Schienen", macht Freidl auf den klassischen Rechenfehler aufmerksam und freut sich über das richtige Ergebnis der bz-Redakteurin.

Erinnerung an die Dampflok

Dass Fehler bei dem Baufachmann keine Chancen haben, wird schon nach wenigen Minuten klar. Zwar schlendert Freidl lässig mit einer Zigarette über die Betonstraße, auf der sich noch vor kurzem die Gleise der U4 befanden, und grüßt entspannt LKW-Fahrer und Bauarbeiter, doch bei jeder Kleinigkeit wird blitzschnell das Handy gezückt. "Hier muss nachgebessert werden", macht Freidl auf eine kreisrunde Vertiefung mit dem Durchmesser einer Hundefutterdose im Asphalt aufmerksam. "Die Wiener Linien haben das Know-how noch im Haus. Das ist nicht mehr selbstverständlich, die meisten großen Unternehmen lagern diesen Bereich aus. Wir kontrollieren noch selber alles nach," so Freidl, während er die Mini-Mulde fotografiert.

Zum Nachkontrollieren gibt es auf der Strecke zwischen Hütteldorf und Schönbrunn, die bis September komplett erneuert wird, wahrlich genug. "Wir müssen das gesamte Gleisbett erneuern. Der Unterbau wurde seit der Dampfeisenbahn vor über hundert Jahren nicht erneuert," so der Fachmann zwischen zwei Zigaretten. 2013 war dann der Zeitpunkt gekommen, das längst überfällige Projekt "Gleisbett neu" in Angriff zu nehmen: Machbarkeitsstudien und Bodenerkundungen mussten durchgeführt werden, um überhaupt das Ausmaß der Sanierungen eingrenzen zu können. "Wir haben Nadelstiche entlang des Gleisbettes vorgenommen und Proben entnommen. Die ersten Reaktionen waren ´Ah!` und ´Puh!` - die Bodenqualität war nicht wie erhofft. Richtung Hütteldorf hinaus wird der Boden allerdings besser."

Lötkolben und Scheibtruhen

Mit den ersten Bodenerkundungen konnte dann das Logistikkonzept ins Laufen gebracht werden. Als erstes mussten die Stützmauern mit Pfählen gesichert werden. Danach wurden die Gleise demontiert, der Schotter abgetragen, eineinhalb Meter hinuntergegraben und der Abwasserkanal entlang des Gleisbettes erneuert. "Wir haben 40.000 Kubikmeter Aushub. Das entspricht 100.000 Fuhren mit der Scheibtruhe", erklärt Freidl unterwegs zur Station Braunschweiggasse, die ebenfalls saniert wird.

Auch in der U-Bahnstation herrscht reges Treiben und der feuerspeiende Lötkolben treibt die ohnedies schon sommerlichen Temperaturen noch in die Höhe. "Hier wurde eine Schicht Otto-Wagner-Fliesen gefunden", erzählt Freidl und krammt nach seinem Feuerzeug. Das Aufeinanderprallen der Jahrhunderte gibt der U4-Sanierung ein interessantes Flair. "Das Bundesdenkmalamt ist in die Arbeiten involviert. Das Design der Bahnsteige und Stationen bleibt erhalten. Hier wird nur erneuert. Die nächsten 150 Jahre wird´s jetzt wieder halten", zeigt sich Freidl optimistisch. Hoffentlich behält der Baufachmann recht - die gesetzliche Gewährleistung beträgt nämlich nur drei Jahre.

Zurück bei der Baustellenausfahrt schließt sich Freidl mit seinen Kollegen Thomas Christoph, der die Verantwortung für den Gleisbau trägt, und Hauptpolier Bernhard Feigl kurz. "Aus unserer Sicht ist alles perfekt. Es könnte nicht besser laufen", so Feigl. Die Zuseher am Badhaussteg haben gewechselt und ein kleiner Bub erklärt seiner schwitzenden Großmutter eifrig die Vorgänge auf der Baustelle. Auch Freidl wirft zwischen zwei Zigaretten einen versonnen Blick vom Steg auf die extra für die Sanierung gebaute LKW-Rampe vor dem Amtshaus. Mit einem guten Gefühl kann die Großbaustelle verlassen werden: Hier haben Fachleute tatsächlich alles bestens im Griff. Und falls Freidl doch einen Mangel übersehen haben sollte: Die neue Strecke wird aus Sicherheitsgründen eine Woche lang ohne Passagiere befahren.

Zur Sache

Der Fahrplan für die Sanierung: Von 2. Juli bis 4. September wird die U4-Station Schönbrunn zur vorübergehenden Endstation. Ein direkter Anschluss an die U4 besteht weiterhin: Die Buslinien 56A und 56B werden über Hietzing hinaus nach Schönbrunn geführt. Weitere Infos gibt’s auf wienerlinien.at/neu4 und unter 01/790979110.

Hintergrund

Bericht: Sanierung: 1.600 Löcher für die neue U4

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