Rufe nach Reformen werden lauter
Eine rasche Umsetzung der Reformen und mehr Mitsprache des Kirchenvolkes fordern Pfarrer und Laien.
(jm). Der drückende Pfarrermangel und der Reformstau in der katholischen Kirche haben 2006 zur Gründung der Pfarrerinitiative (PI) geführt. Zu ihren Anliegen zählen die Abschaffung des Pflichtzölibats für Weltpriester, das Frauenpriestertum und die demokratische Wahl der Bischöfe durch das Kirchenvolk. Die Sonderbischofskonferenz von 5. bis 19. Oktober in Rom, könnte eine Wende in der Kirchenpolitik bringen.
PI ist weltweit vernetzt
Helmut Schüller fand als Vorsitzender der PI, die heute 427 Mitglieder hat, mit seinen Anliegen international Gehör. Seine Vorträge in Deutschland, Irland und in 15 amerikanischen Städten wurden mit Begeisterung aufgenommen, und er erhielt hunderte zustimmende E-Mails. Mit ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ (2011) hat die PI einen weltweiten Diskussionsprozess in Gang gesetzt. LAbg. a. D. Marianne Lembacher kann die Anliegen der PI sehr gut verstehen. Sie befürwortet die Freistellung des Zölibats. „Ein Frauenpriestertum kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen, möchte es aber für die Zukunft nicht ausschließen.“
Diözesanobmann Helmut Wieser steht hinter den Anliegen der PI, rät jedoch zu einer pragmatischen Vorgangsweise: „Alle Anliegen müssen schrittweise ‚abgearbeitet‘ werden, sonst kommt gar nichts heraus.“ Ermutigend seien die Signale von Papst Franziskus, ebenso die Bemühungen einiger Pfarrer. Er bemängelt aber die fehlende Mitsprache des Kirchenvolkes: „Oft wird das Miteinander bei Entscheidungen beschworen, doch dann wird, wie beim Strukturprozess, wieder d`rübergefahren.“
Keine Ahnung von Seelsorge
Kein gutes Haar lässt Pater Udo Fischer, Paudorfer Pfarrer und Mitbegründer der PI, an der Amtskirche: „Die Kirche wird von alten Männern regiert, die zumeist nie in der Pfarrseelsorge tätig waren. Pfarrer müssen so ausgebildet werden, dass sie Gemeinden führen und Menschen pastoral begleiten können.“
Bischöfe sind gefordert
Der Pulkauer Stadtpfarrer Jerome Ciceu schätzt die neue Linie von Papst Franziskus: „Wenn der Papst den Bischofskonferenzen mehr Kompetenzen überträgt, dann müssen s i e die Reformen durchziehen, aber die wagen sich mehrheitlich nicht `ran.“ Die Bischöfe sollten vom Kirchenvolk gewählt werden und wirkliche Seelsorger sein, ansonsten sind sie nur Finanz- und Personalmanager. Die Reformen müssten rasch umgesetzt werden: „Wenn wir die Reformen weiterhin verweigern, assistieren wir unser eigenes Begräbnis.“
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