Keine gute Zeit für Lehrlinge
Zu wenig Lehrlinge erhöhen das Defizit an Facharbeitern. Anforderungsprofil an Lehrlinge ist hoch
BEZIRK (jm). Zu wenig Lehrlinge und folglich zu wenig Facharbeiter – das lässt bei den Verantwortlichen im Bezirk die Alarmglocken schrillen. „Der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften ist bereits jetzt latent und wird sich in Zukunft noch vergrößern“, erklärte AMS-Leiter Josef Mukstadt im Gespräch mit den Bezirksblättern. Derzeit stehen 43 Lehrstellensuchende gerade mal 4 offenen Lehrstellen gegenüber.
Diskrepanz: Angebot – Nachfrage
Vergleicht man die Zahl der Lehrstellensuchenden mit den offenen Lehrstellen, zeichnet sich ein krasses Missverhältnis ab. Reinhard Thürr von der Werkstätte/Lagerhaus Hollabrunn: „Es haben sich heuer 60 Jugendliche um eine Lehrstelle beworben, aber nur neun konnten aufgenommen werden. In unserem Betrieb werden 43 Lehrlinge ausgebildet.“ Diesen Trend kann KfZ-Landesinnungsmeister Karl Scheibelhofer in seinen Betrieben bestätigen. Ähnlich groß ist das Interesse, eine Lehre im Lebensmittelmarkt Hofer zu beginnen.
Defizite bei Grundkenntnissen
Reinhard Thürr: „Bei unserem ‚Aufnahmetest‘ schauen die jungen Leute großteils nicht gut aus, teilweise sogar besorgniserregend.“
Elternhaus muss stimmen
Dabei sind nicht nur mangelnde Grundkenntnisse in Mathematik oder Deutsch gemeint, sondern „ein fehlendes handwerkliches Geschick und zu wenig technisches Verständnis“, wie Karl Scheibelhofer ausführt. „Wenn das Elternhaus stimmt, dann ist auch die charakterliche Formung des Jugendlichen in Ordnung.“ Der Landesinnungsmeister findet es als Belastung für Betriebe, wenn sie das Lehrlingsentgelt für die 10 Wochen Berufsschule zahlen müssen. „Wir konnten heuer aus wirtschaftlichen Erwägungen keinen Lehrling aufnehmen, obwohl sich sieben beworben hatten.“
Motivierte Lehrlinge
Wer eine Lehrstelle bekommt, den erwartet eine umfassende Ausbildung zu einem qualifizierten Facharbeiter. Philipp Hartl aus Obergrabern lernt bei der Firma Scheibelhofer in Frauendorf KFZ-Mechaniker. Er ist im 2. Lernjahr und hat den Betrieb bei den Schnuppertagen im Poly kennengelernt. „Das Arbeitsklima hier ist sehr angenehm, und es wird mir alles gut erklärt.“
Krisztian Marcin aus Zellerndorf ist im 3. Lernjahr und wird bei Hofer/Retz zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet. „Die vielen Aufgaben – für Sauberkeit sorgen, Regale füllen, Kunden beraten und kassieren - sind zwar eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch sehr spannend.“
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