Lenken statt ablenken lassen
Es ist schnell geschehen, kurz ist man beim Autofahren in Gedanken, mit dem Kopf oder den Händen woanders, und schon hat man den Überblick auf der Straße verloren. Dabei sollte die Gefahr hinter einem Blindflug nie unterschätzt werden.
Denn in Summe ist die Unfallursache Unachtsamkeit bzw. Ablenkung mit 31,4% die häufigste aller Unfallursachen österreichweit. Jeder dritte Verkehrsunfall in Niederösterreich passiert, weil jemand hinter dem Lenkrad abgelenkt ist: Die Kinder tollen auf der Rückbank herum, man sucht seine Sonnenbrille im Handschuhfach, der Facebook-Status der Freundin ist einfach zu spannend und auf eine Whatsapp-Nachricht nicht gleich zu antworten ist einfach unhöflich. All das lenkt ab, während man eigentlich sicher durch den Verkehr kommen sollte. Und doch ist die Sache ganz einfach: Jede Sekunde, die wir abgelenkt sind, fährt unser Auto bei 100 km/h ganze 28 Meter weiter. Doch noch immer gilt Unachtsamkeit am Steuer als Kavaliersdelikt. Ein Kavaliersdelikt, das allein in Niederösterreich im vergangenen Jahr 16 Menschenleben gekostet hat. 493 Personen wurden schwer verletzt, 2427 leicht. Wir haben uns im Bezirk Horn umgehört, welche „Nebenbeschäftigungen“ beim Autofahren weit verbreitet sind.
Kurioses und alltägliches
„Ich hab mal beobachtet, wie sich eine eh schon voll aufgebrezelte Frau die Fingernägel lackiert hat“, erzählt Flo (23), „Bei der Kreuzung hat sie den Nagellack irgendwo zwischen den Sitzen herausgefangen und sich dann zwei Finger lackiert. Wie es dann grün war, hat sie die Hand zum Trocknen aus dem Fenster gehalten.“
„Ich muss zugeben, dass ich gerne Sprachnachrichten während dem Fahren verschicke, besonders wenn schon jemand auf mich wartet und ich Bescheid geben will, wie lange es noch dauert. Ich tippe zwar nicht am Handy herum, aber es kann schon auch ablenkend sein, wenn ich für die Aufnahme das Display entsperren muss. Über den Fingerprint-Sensor geht das aber heutzutage auch schon einfach. Ich weiß, das ist eigentlich nicht okay“, gesteht sich Lisa (19) ihre Fehltritte ein.
Monika (52) weiß um die Anstrengungen des Eltern-Daseins Bescheid: „Wenn das Baby im Kindersitz weint, dann ist es auch ziemlich schwer, sich noch zu konzentrieren. Bei mir ist es einmal sehr knapp gewesen, da hab ich meiner Kleinen mit einer Hand während der Fahrt den Schnuller wiedergegeben. Dann ist plötzlich ein Hase über die Straße gerannt und ich hab das Auto verrissen. Zum Glück ist nichts passiert und wir sind mit dem Schrecken davongekommen. Da ist es doch besser, wenn man rechts ranfährt, damit man sich um den Nachwuchs kümmert.“
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