Niederösterreich kann noch viel mehr Camping-Urlauber anlocken
„Mit einem Zelt, einem Wohnwagen oder Wohnmobil in den Urlaub zu fahren, wird definitiv immer beliebter. Der internationale Campingtourismus boomt“, sagt der Spartensprecher Camping in der NÖ Wirtschaftskammer, Karl Heinz Kaiser. Das belegt die Statistik: Die österreichische Campingbranche hat 2016 mit rund 5,9 Millionen Nächtigungen den höchsten Wert seit 1994 verbucht. Im Vergleich zum Jahr 2015 war das eine Steigerung um 8,8 Prozent.
„Niederösterreich ist mit nur rund 210.000 Nächtigungen dabei. Der Zuwachs fällt im Vergleich zu 2015 mit 0,8 Prozent bescheiden aus“, so Kaiser. Die Gesamtnächtigungszahlen in Niederösterreich sind im Vergleichszeitraum um 1,4 Prozent gestiegen. Bessere Camping-Zahlen melden die Nachbarbundesländer Oberösterreich (+5,5 %), das Burgenland (+18,2 %) und die Steiermark (12,4%).
„Diese Zahlen stimmen mehr als nachdenklich. Niederösterreichs Campingwirtschaft gerät immer stärker ins Hintertreffen“, stellt Kaiser gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst fest. „Und das in einem Umfeld herausragender touristischer Angebote, in für Campingurlaube idealen Landschaften, mit Erlebniswelten, Brauchtum und Kultur und vieles mehr.“ Auffallend ist auch der große Unterschied in den Frequenzen: Auf die Region Donau Niederösterreich entfallen 46 Prozent der Camping-Nächtigungen, den Wienerwald 22 Prozent, das Waldviertel 17 Prozent, das Mostviertel 12 Prozent, das Weinviertel 3 Prozent und null Prozent auf die Wiener Alpen. Das bedeutet: Donau Niederösterreich und Wienerwald allein haben zusammen mehr als zwei Drittel der Nächtigungen.
Die Gründe für die unbefriedigende Entwicklung sind vielfältig. „Jedenfalls wird es großer Anstrengungen bedürfen, wenn die niederösterreichische Campingwirtschaft wieder Anschluss finden soll“, meint Kaiser. Einige Ideen sind schon vorhanden. „Es muss seitens des Landes und der Niederösterreich Werbung nicht nur Marketing, sondern auch konkrete Investitionen geben. Dafür sollen Leitbetriebe mit entsprechender Qualität entstehen“, so der Branchensprecher. Aktuell sind von den 45 Betrieben lediglich 21 Betriebe im ADAC Branchenportal gelistet. Lediglich Aktiv Purgstall – das ist der Platz von Karl Heinz Kaiser – und Waldviertel Camping in Groß Gerungs haben vier von fünf möglichen Sternen.
„In Zukunft sollten wir allerdings unsere eigenen Qualitätskriterien festlegen. Und dabei sind das Interesse am Thema Camping und das aktive Engagement ganz wichtig. Das ist beispielsweise im Donaupark Camping Tulln, das dem Touringclub gehört, nicht der Fall“, sagt Kaiser.
Eine weitere Idee sei das Niederösterreich-Zelt. „Indem wir ein Zelt mit dem Niederösterreich-Logo zur Verfügung stellen, wollen wir neue Gästeschichten gewinnen. Zu geringen Kosten können damit Interessenten, die keine Campingausstattung haben, einmal ausprobieren, wie so ein Campingurlaub beschaffen ist“, meint Karl Heinz Kaiser. Er sieht in diesem Zelt ein „Leuchtturmprojekt“, das zwar noch in der Ideenphase ist, aber seiner Meinung nach viel Potenzial birgt. (jm)
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