Berührungsfrei: Im Dünndarm mit "James-Bond-Kamera"

Internist Gerald Oppeck aus Eggenburg. Dieses Hightech-Gerät wurde ursprünglich für den israelischen Geheimdienst konzipiert | Foto: Schwameis
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  • Internist Gerald Oppeck aus Eggenburg. Dieses Hightech-Gerät wurde ursprünglich für den israelischen Geheimdienst konzipiert
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BEZIRK. Untersuchung: Eine Reise durch Magen und Dünndarm dauert für eine Minivideokamera acht Stunden. Während dieser Zeit kann sie 57000 Bilder schießen. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Der Patient schluckt dieses Hightech-Gerät mittels Kapsel. Die Signale werden über ein kleines Empfangsgerät aufgenommen, das der Patient an einer Weste trägt. Was ursprünglich für den israelischen Geheimdienst konzipiert worden sei, werde seit 1998 für medizinische Zwecke genutzt.

Schmerzfrei und wie eine James-Bond-Kamera:

Jede Kapsel kostet zwischen 500 und 900 Euro und kann nur einmal verwendet werden. Nicht gerade kostengünstig, für den Patienten indes sind die Vorteile bestechend. „Die Untersuchung erfolgt ohne Sonde, ist schmerzfrei und birgt keine Strahlenbelastung in sich."
Die Dünndarmkapsel liefert spannende Bilder und hat seit ihrer Entwicklung 1998 durch den israelischen Ingenieur und Raketenspezialisten Dr. Gavriel Iddan immer noch etwas von ihrer ursprünglichen Faszination einer wie selbständig durch den Körper wandernden James-Bond-Kamera bewahrt.

Die Kamerakapsel wird wie Tablette geschluckt:

Die Dünndarmkapsel sieht fast wie eine ganz normale Tablette aus. Dank ihrer geringen Größe von 26 Millimetern Länge und elf Millimetern Durchmesser kann sie einfach mit etwas Wasser geschluckt werden. In den folgenden acht Stunden durchwandert das Kapselendoskop mit Hilfe der natürlichen Muskelbewegung des Darmes (Peristaltik) den gesamten Verdauungstrakt. Der Patient kann sich während dieser Zeit frei bewegen. Er trägt lediglich einen kompakten Datenrekorder und Aufnahme-Sensoren an der Weste, an den die Kamera kontinuierlich etwa zwei Bilder pro Sekunde sendet. Nach Ablauf der Untersuchung werden die Daten auf dem Aufzeichnungsgerät ausgewertet. Die Kapsel ist ein Einmalprodukt und wird auf natürlichem Wege ausgeschieden.
Die Vorteile der Kapselendoskopie sind unangefochten. "Sie ist der Goldstandard in der Diagnostik von unklaren Blutungen im Dünndarm. Die gesamte Prozedur ist schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung."
Die Kapselendoskopie ist ein rein untersuchendes Verfahren. Bei Veränderungen, die direkt therapeutische Eingriffe im Darm erfordern, wird dann im Anschluss, wenn erforderlich, eine Push- oder Doppel-Ballon-Enteroskopie durchgeführt, die wesentlich aufwendiger und belastender ist.

Die häufigsten Gründe für die Untersuchung sind Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt nach unauffälliger Magen- und Darmspiegelung und die Untersuchung bei entzündlichen Darmerkrankungen wie dem Morbus Crohn.

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