Bezirk: Wirtshäuser müssen kämpfen!
Wirtshäuser: Sperrstund' is! Das gute alte Dorfwirtshaus mit Stammtisch und fixer wöchentlicher Schnapserrunde stirbt aus.
BEZIRK. Seit dem Jahr 2010 hat in NÖ mehr als jedes zehnte Gasthaus seine Pforten für immer geschlossen. Ein BB „Lokal-Augenschein“ im wahrsten Sinne des Wortes …
"Leider müssen wir unser Lokal schließen", hieß es seit 2015 für 15 Wirtshäuser im Bezirk Horn.
Himmelreich
Wolfgang Amon hat das im Vorjahr geschlossene GH Himmelreich in Horn seit 1. Dezember übernommen. "Wenn das so weitergeht, werden noch mehr zusperren. Man kriegt schwer Personal, das Bier wird immer teurer." Er steht selbst in der Küche, hat einst im Imperial gelernt. Ein weiteres Problem ist die Raucherregelung und "der Zeitaufwand ist enorm groß - das kriegst nicht bezahlt."
Fam. Popp in Goggitsch
Die Familie Popp betreibt ihr Gasthaus in Goggitsch nur mehr aus Liebhaberei, "weil es sich nicht mehr auszahlt. Wir haben für Geburtstagsfeiern und Begräbnisse geöffnet, Kinderfasching etc. und am Sonntag den Frühschoppen", sagt Manfred Popp. "Das hat sich durch das Wegsterben der Stammkundschaft so entwickelt." Früher wäre eine gemütlichere Zeit gewesen, die Postler, die Telefondienstler, Straßenwärter und die Gendarmen sind alle gekommen." Kirtage gibt es keine mehr und vor zehn Jahren begann das Bällesterben.
Wirtshaus mit Haube
"Wir Wirten konkurrieren mit Tankstellen und Möbelhäusern", sagt Franz Buchinger. Früher standen die ganze Straße entlang LKWs. Die hielten für eine ausgiebige warme Jause am Vormittag. "Damit haben wir oft mehr verdient als mit den Mittagessen." (lacht) 1995 hat sich das geändert - mit den Diäten der Firmen. Früher ging man ins Wirtshaus um Neuigkeiten zu erfahren, heute gibt es Facebook. Jetzt geht man nach der Arbeit nicht mehr ins Wirtshaus. "Das Problem ist auch die Paragastronomie. Ehemalige Milchhäuser wurden zu Gemeinschaftshäusern", sagt Sandra Buchinger, Obfrau der Wirte im Bezirk. Buchinger ist ein g'standenes Wirtshaus - aber das einzige mit Haube im Bezirk. Was macht den Erfolg aus? Es ist "der persönliche Einsatz." Wenn einer aus Wien raus fährt, will er in kein Restaurant, er geht lieber zum Wirt - wo der Chef und die Chefin da sind, die Oma mithilft und der Enkel rennt herum. Beim Buchinger sind vier Generationen und kein Geschäftsführer mit 12 Angestellten. Natürlich spielt Qualität eine Rolle. Hier stehen zwei Chefleute in der Küche. Sohn Andreas machte seine Lehre beim Stanglwirt und war u.a. im Marriott in London. Auch Tochter Sandra war beim Stanglwirt. Harmannsdorf hat 70 Einwohner. "Da musst du jemandem einen guten Grund geben, dass er ins Auto steigt und herfährt." Er ist froh, "wenn an einem Tisch Arbeiter sitzen und am Nebentisch der Primar", sagt Franz Buchinger. "Das ist Wirtshaus."
Gasthaus Blie in jungen Händen
Stefan Mann, Lebensgefährte von Victoria Blie (ist dzt. in Karenz) führt das GH Blie. Sonntag ist Frühschoppen, dann geschlossen. Es ist schwierig, Personal für Sonntag zu finden.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.