Ausgrabung in Stams: Holzbalken blieben 2000 Jahre erhalten!

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Eine spannende archäologische Entdeckung melden Forscher der Universität Innsbruck, die derzeit am Glasbergl bei Stams im Tiroler Oberinntal graben. Dort haben sich nicht nur die Steinfundamente, sondern auch große Teile der Holzkonstruktion eines rätischen Hauses aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. erhalten. Es ist der erste Fund dieser Art in Nordtirol.
In dem stattlichen Gebäude, das vielleicht ein Herrensitz war, haben die Experten des Innsbrucker Archäologie-Instituts bereits früher gegraben. Schon am Beginn der heurigen Kampagne gab’s jetzt einen besonderen Erfolg. Grabungsleiter Prof. Gerhard Tomedi: „Wir haben im Inneren des Haues eine Menge verkohlter Balken freigelegt. Es ist die komplette hölzerne Rückwand, die bei der Zerstörung des Gebäudes eingestürzt ist. Das ist für Nordtirol einzigartig. Wir kennen zwar eine Anzahl rätischer Häuser, aber normalerweise findet man nur die Fundamente aus Trockensteinmauern.“
Erhalten geblieben sind die rund 2000 Jahre alten hölzernen Bauteile weil sie in einem Großfeuer angekohlt wurden. Das hat ihre natürliche Zersetzung verhindert. Neben den mächtigen, sorgfältig behauenen Vierkantbalken wurden sogar Holzzapfen und andere Verbindungselemente identifiziert. Tomedi ist überzeugt: Dieser Fund wird wichtige neue Erkenntnisse über Aussehen und Konstruktion der Häuser bringen, in denen unsere frühen Vorfahren in der späten Eisenzeit lebten und wirtschafteten.
Bemerkenswert sind auch die Umstände, unter denen das imposante Bauwerk sein Ende gefunden hat. Sehr wahrscheinlich wurde es im Zusammenhang mit der römischen Eroberung des Alpenraums durch Drusus und Tiberius im Jahr 15 v. Chr. oder kurz danach zerstört. Gerhard Tomedi: „Man muss hier aber nicht zwangsläufig an ein unmittelbares kriegerisches Ereignis denken. Möglicherweise wurde die kleine Siedlung, zu der das Haus gehörte, von den neuen Machthabern im Land aus Sicherheitsgründen zwangsgeräumt und zerstört.“ Insgesamt lasse der archäologische Befund darauf schließen, dass die Bewohner des Glasbergl-Hauses wohlhabend und wehrhaft waren.
Wie die Eingliederung des Alpenraums ins römische Weltreich vor sich ging, ist ein Thema, das derzeit wissenschaftlich intensiv diskutiert und erforscht wird. Diese Inbesitznahme ging vielerorts friedlich über die Bühne, war fallweise aber auch mit Konflikten und Gewalt verbunden. Das Stamser Glasbergl ist nun ein weiteres Indiz dafür.
Die von der Universität Innsbruck, dem Bundesdenkmalamt und der Gemeinde Stams finanziert Ausgrabung wird heuer noch mehrere Wochen weitergehen.

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