WWF, Grüne in Haiming protestieren
„Schlag ins Gesicht für den Naturschutz“

Der Gewerbepark Ötztaler Höhe inmitten des Forchetwalds soll erweitert werden. | Foto: Foto: Lendl
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Das Landesverwaltungsgericht erteilte Haiming die Genehmigung zur Umwidmung von 12 Hektar Forchetwald. Eine Bürgerinitiative und der WWF beklagen den unwiederbringlichen Verlust eines einzigartigen Naturjuwels und fordern die Ausweisung des verbleibenden Forchetwaldes als Naturschutzgebiet.

HAIMING. Hohe Wellen schlug im vergangenen Jahr die Raumplanung rund um das Gebiet "Forchet" in Haiming. Das Plenum beschloss eine Umwidmung, das Land zögerte. Letztlich musste Bgm. Josef Leitner das Land wegen Säumnis klagen, nachdem die Bewilligung nicht erteilt wurde. Vor einer Woche kam jetzt die Nachricht: Das Landesverwaltungsgericht erkannte die Beschwerde aus Haiming zu Recht an und bewilligte zur Freude des Gemeindechefs das umstrittene örtliche Raumordnungskonzept.
Das wiederum bringt nun die Haiminger Grünen samt dem WWF auf die Palme.
"Das Forchet ist der letzte verbliebene Naturwald im Talboden des Tiroler Inntals. Bereits vor sieben Jahren hat sich hier die Bürgerinitiative „Schützt das Forchet“ gegründet, da jährlich mehrere Hektar Forchetwald der Siedlungserweiterung zum Opfer fallen. Das örtliche Raumordnungskonzept sieht die Umwidmung von weiteren zwölf Hektar - das entspricht etwa 16 Fußballfeldern - wertvollem Forchetwald vor", schimpft die Sprecherin der Bürgerinitiative und Naturschutz-Expertin Marianne Götsch dazu und meint weiter: „Diese maßlose Umwidmung ist ein Schlag ins Gesicht für den Naturschutz in Tirol. Mit diesem Eingriff ins Forchet gehen weitere zwölf Hektar Naturwald als wertvolles Ökosystem, Kohlenstoffspeicher und Erholungsraum für immer verloren. Dringender denn ist die lange versprochene Ausweisung des verbleibenden Forchetwalds als Naturschutzgebiet.“

Bürgerbeteiligung gefordert

„Was wir über die letzten Jahre beobachtet haben war zum einen die fortschreitende Abholzung des Forchetwalds, und zum anderen eine intransparente Vorgehensweise und mangelhafte Einbindung der Bürgerinnen und Bürger von Seiten der Gemeinde“, so Götsch, „Gleichzeitig wurde immer deutlicher, dass die Haimingerinnen und Haiminger ihren Wald für die Natur und für ihre Kinder bewahren wollen. Das Versprechen des Naturschutzgebiets Haiminger Forchet darf deshalb kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss jetzt mehr denn je in die Tat umgesetzt werden.

Naturjuwel in Gefahr?

In ganz Österreich sind nur noch 11 Prozent der Waldfläche in einem derart naturnahen Zustand, wie der aktuelle Waldbericht des WWF Österreichs zeigt. Das Forchet, ein Kiefernwald, der auf dem Bergsturz des Tschirgant-Massivs entstanden ist, bietet Zuflucht für mehrere geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Darunter befinden sich zwölf gefährdete Orchideenarten wie etwa die Fliegen-Ragwurz, sowie die europarechtlich geschützte Mopsfledermaus. Seine Lage inmitten des dicht besiedelten Inntals macht den Forchetwald zudem zu einem wertvollen Naherholungsraum. Auch die Landesumweltanwaltschaft, der zuständige Naturschutzsachverständige sowie lokale GemeindebürgerInnen haben sich bereits mehrfach für den Schutz des ökologisch einzigartigen Forchetwalds ausgesprochen.

Verschwenderischer Umgang?

Innerhalb von neun Jahren wurden in der Gemeinde Haiming 26 Hektar Forchetwald für Siedlungs- und Gewerbegebiet gerodet. Ein weiterer Vorwurf der Grünen: Ganze 30 Hektar gewidmetes Siedlungs- Gewerbe- und Industriegebiet liegen bereits als ungenützte Baulandreserven vor. Das ist mehr als doppelt so viel Fläche wie nun neuerdings auf Kosten der Natur im Zuge des neuen Örtlichen Raumordnungskonzepts umgewidmet wurde. Obwohl Haiming bereits über ausgedehnte Gewerbegebiete und leerstehende Flächen verfüge, soll etwa der Gewerbepark „Ötztaler Höhe“ inmitten des Forchetwalds zusätzlich erweitert werden, was auch vom raumplanerischen Amtssachverständigen kritisch gesehen wird.

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