Ein invasiver Neophyt aus Nordamerika wurde am Piburger See gefunden
Stinktierkohl im Naturpark

 Der amerikanische Stinktierkohl ist ein invasiver Neophyt aus Nordamerika. | Foto: Fotos: Naturpark/Schmarda
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  • Der amerikanische Stinktierkohl ist ein invasiver Neophyt aus Nordamerika.
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Ein wirklich außergewöhnlicher botanischer Fund gelang kürzlich im Naturpark-Schutzgebietsteil Achstürze Piburger See. Der amerikanische Stinktierkohl (Lysichiton americanus), ein invasiver Neophyt aus Nordamerika wurde erstmals für Österreich im Freiland gefunden.

OETZ. Diese auffällige Art verdrängt bei Massenauftreten heimische Pflanzen und ist deshalb bemerkenswert. Mit Hilfe der Schutzgebietsbetreuung Naturpark Ötztal und dem Neophyten-Beauftragten des Landes Tirol wurden die Pflanzen fachgerecht ausgegraben, geborgen und entsprechend entsorgt. Der Naturpark hofft nun auf tatkräftige Mithilfe der Einheimischen beim Auffinden der Herkunftspflanzen im nahen Umfeld.

Auffällige Pflanze

Da staunten gleich mehrere Wanderer im Bereich der Kohlstatt/Piburger See nicht schlecht, als ihnen eine außerordentlich auffällige Pflanze auffiel. Sie verständigten umgehend die zuständige Schutzgebietsbetreuung des Naturparks Ötztal. Der Neophyten-Beauftragten des Landes Tirol Dr. Konrad Pagitz bestätigte schließlich den Erstfund eines amerikanischen Stinktierkohls in Freiland in Österreich. Die Art kann bei Massenauftreten starke Verdrängungseffekte gegenüber heimischen Pflanzen ausbilden. Sie ist daher auch auf der Liste der europaweit relevanten, invasiven Arten aufgeführt und wurden deshalb auch umgehend ausgegraben. „Die Pflanze wurde gereinigt, getrocknet und anschließend gepresst und so in einem sog. Pflanzenherbar für die studentische und wissenschaftliche Nachwelt dokumentiert.“ so Pagitz. „Zudem haben wir an einem zusätzlichen Standort zwei weitere Exemplare des Sticktierkohls gefunden. Auch diese wurden ausgegraben und entsprechend entsorgt.“ ergänzt Naturpark-GF Thomas Schmarda.
Der amerikanische Stinktierkohl kann bis zu 1,2 m hoch werden. Die Pflanze wächst meist in durch verdickte Wurzelrhizome verbundenen Gruppen. Die grundständigen, ungeteilten und gestielten Blätter sind eiförmig und können bis zu 1,5 m lang werden. Der bis zu 20 cm lange, grüne Kolben wird von einem hell gelben, auffälligen Hochblatt (Spatha) umgeben und trägt bis zu 350 gelb-grüne Einzelblüten. Die Pflanze enthält Milchsaft, blüht zwischen April und Mai und bildet Beeren als Früchte. Sie besiedelt naturnahe, beschattete Ufer von Fließgewässern, Quellen, Sümpfe und Bruchwälder. Eine Pflanze kann über 1.000 Samen ausbilden und viele Jahrzehnte alt werden.

Frage nach Herkunft

Aber wie kommt der Amerikanische Stinktierkohl in die Kohlstatt am Piburger See? Die Art wurde 1901 erstmals in Europa (Großbritannien) als Zierpflanze angepflanzt. Aktuell kommt sie in Nord- und Westeuropa vor, ihr Herkunftsland ist wie ihr Name schon verrät das westliche Nordamerika von Alaska bis Kalifornien. Laut Pagitz können die Pflanzensamen einerseits entlang von Fließgewässern, aber auch durch Vögel verbreitet werden. Auch die Anhaftung am Profil von Traktorreifen erscheint speziell beim einem die beiden Fundorte durchaus möglich. „Aller Voraussicht nach müsste die Pflanze in der näheren Umgebung (Luftlinie vielleicht 500-1000 Meter) als Gartenzierpflanze verwendet worden sein und so in das Schutzgebiet transferiert worden sein.“ meint Pagitz.
Der Naturpark Ötztal setzt sich schon seit länger Zeit gegen die Ausbreitung von gebietsfremden Arten im Ötztal ein. „Wenn wir den "Urheber" ausfindig machen, könnten wir diese Art sehr schnell in den Griff bekommen.“ so GF Thomas Schmarda. Zweckdienliche Hinweise bitte direkt an den Naturpark Ötztal.

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