Wenn es im Bauch krippelt

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„Spannung entsteht durch das gleichzeitige Auftreten von Gegensätzen“ - nach dieser Devise lässt Tina Krippels Bilder entstehen, die Gegenständliches und Abstraktes ineinander fließen lassen und so zu spannenden Kraftfeldern werden.

Auf das Tun kommt es an – und wenn das, was sich aus dem Bauchgefühl heraus entfaltet, den Leuten gefällt, dann ist es für Tina Krippels eine Genugtuung. Im Werkraum des Eigenheimes in Rietz dröhnt laute Musik, die macht den Kopf frei von Gedanken, das Hirn befindet sich im Leerlauf, der Gemütszustand löst sich auf. Derart befreit schwingt Tina den Pinsel, trägt Acrylfarben unterschiedlicher Konsistenzen auf weißer Leinwand auf. Das Bild ist in Schichten aufgebaut. „Ich weiß am Anfang nicht, wie es wird. Die Farben lege ich im Groben fest. Ich beginne mit einem abstrakten Untergrund, fange dann an, das Gegenständliche (ein detailgetreues Motiv) einzubauen und miteinander zu verbinden“, beschreibt die 34-Jährige die Entstehung. Weder zeitlich noch mit dem Endergebnis setzt sie sich unter Druck: „So entstehen Werke aus einem Gefühl heraus, die dann eben eine gewisse Tiefe beinhalten.“
Wenn es ihr Job zulässt und Tochter Anna (4) im Kindergarten ist, verbringt Krippels die Zeit im Atelier, das 2002 beim gemeinsamen Hausbau mit den Eltern noch als Kellerraum gedacht war. Zwei Wochen lang, in Etappen, nähert sich die Künstlerin dem Ergebnis. Jenes wird heuer sogar bei der ART Innsbruck zu sehen sein – der international beachteten Messe für zeitgenössische Kunst (21. bis 24. Februar) in der Messehalle.

Steiler Weg nach oben
„Wenn du mich vor einem Jahr gefragt hättest, welche Art von Bildern ich heute male, wie ich mich jetzt ausdrücke, hätte ich mir das damals nicht vorstellen können“, freut sich Tina über ihren persönlichen Fortschritt und das positive Urteil der Leute.
Ihre Kunstfertigkeit begann sich im zarten Alter von 15 zu entwickeln: „Nach Vernissage-Besuchen war mir klar, dass ich irgendwann ausstellen will.“ Es folgten erste Malversuche – und Lob. Mittlerweile zeigen nicht nur ihre Haare steil nach oben (eigentlich schon ihr Markenzeichen), die Rietzerin klettert mit ihren Arbeiten die Erfolgsleiter empor. Trotz Zuspruch von Kunstinteressierten gibt sich Tina bescheiden und mit beiden Beinen auf dem Boden. Krippels erste öffentliche Ausstellung war 2003 die Kunststraße in Imst, eine Gemeinschaftsausstellung. Ihre Familie hat die junge Malerin dazu animiert. „Das war für mich eine große Herausforderung und eine tolle Erfahrung. Ich lernte dort interessante Künstler und tolle Menschen kennen.“ Mit den Bekannschaften, mit Kursen und Malreisen erlernte Krippels Techniken und Arbeitsweisen - ein langer Prozess begann, wie sie erklärt. „Geprägt wird man auch durch den Austausch mit anderen Künstlern und Lehrern. Das Ganze ist für mich ein Geben und Nehmen.“ Zwei wichtige Künstler nennt Krippels, die sie in ihrer entscheidenden Entwicklungsphase begleitet haben: Gertraud Hundegger und Norbert Mayer, er hat sie fasziniert und zu ihrem Stil animiert.

Der Krippels-Stil
Vor drei Jahren begann Krippels sich ernsthaft mit ihrer Kunst auseinanderzusetzen. „Generell habe ich mich vorerst nur mit der abstrakten Malerei auseinandergesetzt, ich wollte mich darin festigen bevor ich mich in das Gegenständliche begebe“, beschreibt Krippels den Werdegang zu ihrer Kunstform, zu der sie schließlich 2012 gefunden hat. Im Herbst bei einer Ausstellung in Mieders waren es Tiermotive: „Da habe ich mich mit den Nichtfarben Schwarz-Weiß-Grau intensiv auseinandergesetzt und mich zudem ins Gegenständliche begeben. Ein Tier nach dem anderen ist entstanden.“ Es wurden wegbereitende, unverwechselbare Krippels-Bilder, wie sie sagt, und wichtig: „Ich möchte mit verschiedenen Motiv-Serien den Leuten immer etwas Neues bieten.“ In der Galerie Ferrarihof im Dezember präsentierte die gebürtige Innsbruckerin eine Serie mit Stadt-Motiven, Abstraktes erstmals in Farbe. Bei Vernissagen zeigt sich ihr Perfektionismus bei Lokalitäten, Einladungen, Texten, Musik usw.: „Es muss alles Hand und Fuß haben.“ Dass sie jetzt bei der ART ausstellen darf, sieht Tina als besonderes Privileg, das sie auch ihren Mentoren verdankt, darunter „Rostbaron“ Bernhard Witsch aus Telfs, der zusammen mit Stefan Rosentreter zum 3. Mal bei der ART dabei ist. Für ihre ART-Premiere lässt die Rietzerin detaillierte Gesichtszüge alter Menschen in ein chaotisches „Farben-Gewölk“ einfließen. Sich in Bildern ausdrücken zu wollen und das Tun, ohne den Hintergedanken, ein „schönes Bild“ produzieren zu wollen, das treibt Krippels an: „Das positive Feedback motiviert mich weiterzumachen, ebenso der Besuch anderer Ausstellungen und zu sehen, was man mit Kreativität ausdrücken kann, das spornt mich sehr an.“

Leidenschaft statt Profit
Natürlich gibt es auch Aufträge für Kunstwerke, erklärt Krippels: „Ich versuche, die Vorstellungen meiner Kunden umzusetzen, was wiederum eine Herausforderung für mich ist, weil gewisse Vorgaben bestehen, die ich mir sonst nicht setze.“ Eines steht für Krippels bei ihrem Hobby aber im Vordergrund: „Es ist die Einstellung zum Malen, die aus einer Leidenschaft und nie aus Profitdenken bestehen darf.“ Mit dem Verkauf ihrer Bilder finanziert sich Krippels das teure Material.
In Rietz fühlt sich die Künstlerin gut aufgehoben, der Bürgermeister unterstützt die Kunst und deren Schöpfer. Tina schwebt ein Zentrum der Kreativität vor: „Mit Workshops, wo man sich austauschen und der Leidenschaft freien Lauf lassen kann und in der Gemeinschaft Werke entstehen.“

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