„Die Anliegen des Landes haben oberste Priorität“

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Mit Gretl Patscheider (ÖVP) ist mit großer Wahrscheinlichkeit ab Herbst eine weitere Tirolerin im Nationalrat vertreten. Die BEZIRKSBLÄTTER haben die Unternehmerin über einen möglichen Einzug ins Parlament befragt.

BEZIRKSBLÄTTER: In letzter Zeit sind Sie immer mehr ins Gespräch als mögliche Nachfolgerin für Maria Rauch-Kallat gekommen. Die Chancen, im Herbst in den Nationalrat einzuziehen, stehen demnach gut?
GRETL PATSCHEIDER:
„Ich würde sagen, unverhofft kommt oft. Aber bei aller Vorsicht mit ungelegten Eiern: Ich freue mich sehr, wenn ich politische Anliegen künftig als Abgeordnete von Wien aus vertreten kann. Zuletzt habe ich meine Ziele ja vor allem mit der überparteilichen Tiroler Frauenplattform „Starke Frauen. Starkes Land.“ vermittelt. Ihr bleibe ich natürlich ebenso treu wie dem Land Tirol.“

BB: Rauch-Kallat besteht auf eine weibliche Nachfolge. Glauben Sie, dass dies eine Nachfolge im Herbst verzögern könnte?
GRETL PATSCHEIDER:
„Ich denke schon, dass das Angebot von Maria Rauch-Kallat ernstzunehmen ist. Hier vertraue ich auch auf unseren Bundesparteiobmann Spindelegger. Herr Einwallner übernimmt das Mandat von Ursula Plassnik, die in die Botschaft in Paris wechselt. Die beiden anderen männlichen Nachfolger (Schelling, Missethon) haben bereits angekündigt, dass sie auf das Mandat verzichten, und so sollte ich dann nachrücken können.“

BB: Wäre dieser Einzug ins Parlament ein Ziel, das Sie immer erreichen wollten?
GRETL PATSCHEIDER:
„Ja, ich wollte immer schon politisch mitarbeiten. Das Land und die Menschen liegen mir am Herzen. Besonders freut es mich, dass ich nun mehr Zeit für die politische Arbeit habe, weil ich die operative Leitung meines Unternehmens schon übergeben konnte. Die Zeit wird auch notwendig sein, da ich mich ja intensiv in jene Gebiete einarbeiten will, die mir zugeteilt werden. Am liebsten wären mir Wirtschaft und Arbeit sowie Familien und Frauen. Aber da darf ich als Neuling im Parlament nicht wählerisch sein.“

BB: Werden Sie bei einem Einzug versuchen tirol-spezifische Themen verstärkt zu forcieren (zum Beispiel Tschirgant-Tunnel)?
GRETL PATSCHEIDER:
„Natürlich. Ich werde mit aller Kraft versuchen, mich für die Anliegen der TirolerInnen einzusetzen. Das wird meine höchste Priorität haben. Unabhängig von den Arbeitskreisen, an denen ich teilnehmen werde, habe ich folgende konkrete Anliegen: 1. eine Initiative gegen den Pfusch: die Bauleistungen für Private von der Mehrwertsteuer befreien, 2. eine Initiative für Jugendliche: fünfjährige Lehrlingsakademie für alle, die aus dem Bildungs- und Arbeitssystem zu fallen drohen, denn Ausbildung ist ein Grundrecht für alle, 3. eine Initiative für Frauen: auch innerparteiliche Überzeugungsarbeit für eine Frauenquote leisten, 4. eine Initiative für politische Qualität: die Bürgermeister sozial besser absichern. Denn sonst finden sich bald keine guten Leute mehr für diese riesige Verantwortung.“

BB: Werden Sie, als ehemalige Frauenvorsitzende der Tiroler VP und Gründerin der Plattform „Starke Frauen, starkes Land“, die frauenpolitische Situation auf Bundesebene weiterführen?
GRETL PATSCHEIDER:
„Selbstverständlich, wir haben eine ganz großartige Frau als Bundesleiterin in der ÖVP - Dorothea Schittenhelm. Sie ist ebenfalls im Nationalrat und eine erfahrene Bürgermeisterin, die ihr Handwerk versteht. Ich werde mit ihr zusammenarbeiten, um die Anliegen der Frauen durchzusetzen: bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Einkommensschere beseitigen und die Wertigkeit der Hausfrau und Mutter nach außen und innen heben.“

BB: Als Sie 2009 zurückgetreten sind, wurde argumentiert, dass Sie in ihrer Funktion zu wenig Rückhalt aus der eigenen Partei erhalten haben. Hat sich diese Situation inzwischen geändert?
GRETL PATSCHEIDER:
„Die innerparteiliche Diskussionsfähigkeit ist eine demokratische Stärke der ÖVP. Wir sind keine Führerpartei und schöpfen aus der Vielzahl. Auch wenn es dabei verletzende Entscheidungen gibt, steht die persönliche Befindlichkeit hinter der politischen Aufgabe. So habe ich es mit meiner Firma im Sinne des Unternehmens gehalten. Nun geht es darum, das Land und seine Menschen bestmöglich zu vertreten.“

BB: Wie sicher schätzen Sie den Wirtschaftsstandort Tirol derzeit ein bzw. welche wirtschaftlichen Chancen gibt es? Ist die Wirtschaftskrise soweit überstanden und muss künftig ein Umdenken erfolgen, und wenn ja, inwiefern?
GRETL PATSCHEIDER:
„Ich habe in meinen Berufsjahren alle möglichen Höhen und Tiefen erlebt. Das hat meine Mitarbeiter und mich stark gemacht. Diese Mitarbeiter, die loyal und gut ausgebildet sind, haben den Erfolg gesichert und werden auch in Zukunft diesen Erfolg sichern. Die Wirtschaftskrise ist aus meiner Sicht an Tirol vorbei „geschrammt“. Das Preisniveau wird sich eher nicht mehr so schnell erholen. Ich bin auch nicht überzeugt, dass die Wirtschaftskrise bereits überstanden ist. Die TirolerInnen haben hier große Chancen, denn sie haben immer schon Wert auf gute Ausbildung und auf beste Fachkräfte gelegt. Weiters haben wir hervorragende Unternehmen, die sich durch Forschung und Neuentwicklungen ihren Markt und Standort gesichert haben. Unternehmen mit Handschlagqualität, Seriosität, Innovation und loyalen Mitarbeitern sind das beste Mittel gegen die Krise.“

Das Interview führte
Stephan Zangerle

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